- In der Falle -

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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digitaldecoy
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- In der Falle -

Beitrag von digitaldecoy » 26. Nov 2006, 19:04

Ich bin immer mehr fasziniert von dem Gedanken, dass eine Illustration nicht auf dem Papier (oder dem Digital Canvas) entsteht, sondern im Kopf. Das letztendliche Bild, welches der Betrachter sieht, ist nur ein Abklatsch der Welt, die sich im Kopf des Illustrators gebildet hat.

Die Prägung einer Münze, die unter einem Blatt Papier liegt, kann zum Vorschein gebracht werden, indem man mit einem weichen Bleistift darüber schraffiert. Doch ist das Ergebnis keine genaue Darstellung der Münze, sondern nur eine vage Annäherung. Die eigentliche Münze ist plastisch, metallisch und blitzt und blinkt im Licht. Und sie hat eine Kehrseite. Die Frottage (so hei??t die beschriebene Darstellungstechnik) zeigt uns nur jede Aspekte der Münze, die sich mit Graphit auf einem zweidimensionalen Blatt Papier abbilden lassen.

Der Illustrator hat auch nur eine zweidimensionale Fläche zur Verfügung. Zugegeben, seine Möglichkeiten gehen über Graphit hinaus. Aber im Vergleich zu dem Bild in seinem Kopf sind seine Möglichkeiten dennoch sehr begrenzt. Trotzdem scheitert er selten an seinen darstellerischen Möglichkeiten, sondern viel häufiger daran, dass seine Münze keine Prägung hat.

Ich habe viel Zeit damit verbracht, meine Frottage-Technik - um in diesem Bild zu bleiben - zu perfektionieren. Doch meine Bemühungen mussten in ihren Ergebnissen beschränkt bleiben, so lange ich mir nicht die Mühe machte, die darunterliegende Münze zu bearbeiten.

Bezeichnenderweise habe ich in der Vergangenheit immer dann überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielt, wenn ich Motive umgesetzt habe, die ursprünglich von anderen Künstlern stammten. Ja, man könnte sagen, "Fan-Art" ist mir besonders leicht von der Hand gegangen, nicht nur technisch, sondern auch von der Motivation her. Es war immer fast so, als würde eine Faszination davon ausgehen, wenn man einen bekannten Charakter oder eine bekannte Szene umgesetzt hat. Jetzt wird mir klar, dass ich in diesem Fall die Münze eines anderen in der Hand hielt und diese frottiert habe. Die Tatsache, dass diese Figuren oder Welten schon eine ganze Geschichte um sich aufgebaut hatten, machte es so viel einfacher, sie darzustellen. Man wusste quasi auf ganz viele Fragen sofort die Antworten, weil man einfach "drin" war, weil diese Figuren Teil der eigenen inneren Welt waren.

Ja, ich glaube, dass gute Bilder zum grö??ten Teil im Kopf entstehen. Und je umfangreicher man sich mit ihnen beschäftigt, je mehr Liebe und Zeit man in die Münze steckt, desto schöner wird auch die Frottage. Auf das Papier drückt sich nur durch, was auf der Münze ist. Es ist ein verlustbehafteter Prozess, es geht viel dabei verloren. Die einzige Chance die man hat ist, die Münze so fein auszuarbeiten, wie es geht und zu hoffen, dass am Ende noch genug auf dem Papier ankommt. Die richtige Technik hilft dabei natürlich.

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Ok, genug des verschleierten Geredes, hier ist der Punk:

Ich will ein neues Bild beginnen, ein aufwendigeres. Ich will Euch gerne an dem Entstehungsprozess teilhaben lassen. Wichtig ist mir dabei - und das lässt sich aus den vorangegangenen Absätzen vielleicht erahnen - dass es mir dabei nicht in erster Linie auf ein zeichen- und maltechnisches "How to" ankommt, sondern auf die Prozesse, die nicht auf dem Canvas stattfinden, von denen man direkt weniger sieht und die nicht häufig kommuniziert werden, die aber den entscheidensten Einfluss auf das Endergebnis haben.

Dieser Thread ist in gewisser Weise auch eine Selbsttherapie, denn viel zu oft gehe ich noch oberflächlich an die Aufgabe des Zeichnens und Malens heran und ich glaube einfach, dass es besser ist, das zu verändern.

Nichtsdestotrotz wird am Ende dieses Prozesses einfach ein Bild stehen - nicht mehr und nicht weniger. Die Techniken, die zur Erstellung des Bildes zum Einsatz kommen, will ich natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen, nur wundert Euch einfach nicht, wenn Ihr in diesem Thread im Endeffekt mehr Text findet als Bilder.

Was ich im Endeffekt vermitteln möchte ist, dass es sich au??erordentlich lohnt, seine Bilder mit einem entsprechenden konzeptionellen Background zu unterstützen. Es wird sich direkt an der Oberfläche abbilden und auch für diejenigen spührbar sein, die diesen Background gar nicht kennen.

Es handelt sich bei diesem Bild um ein privates Projekt und ich werde mir Zeit lassen. Bei meiner Arbeit an "The Journey Begins" habe ich gemerkt, was für unschätzbare Vorteile es hat, wenn man sich Zeit lässt. Dabei geht es nicht darum, Zeit zu vergäuden, sondern sie zu investieren. Das Unterbewusstsein liefert einem oftmals erstaunliche Ansätze und Lösungen - man muss ihm nur Zeit geben. Zum diesem Thema werde ich noch viel zu schreiben haben.

Der Titel des Bildes, welches ich malen werde lautet "In der Falle", so viel weiss ich schon. Ich weiss auch schon, dass das Bild ein Wiedersehen mit einen alten Bekannten bedeuten wird. Was ich noch so alles schon weiss, seht Ihr hier:

Bild

Die Szene kam mir vor wenigen Tagen spontan in den Sinn - ein Barbar, der mit erhobenem Schwert auf einem Vorsprung dem Ansturm feindlicher Kämpfer entgegentritt. Ein klassisches Motiv, visuell reizvoll und voller dynamischer Posen. Nur, das Schicksal dieses Barbaren war mir schei??egal und ich dachte nicht weiter drüber nach.

Dann erinnerte ich mich an diese Zeichnung, die ich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit angefertigt hatte:

Bild

Um das Ganze Mal ganz grob zu umrei??en: nach der Fertigstellung von "The Journey Begins" musste ich feststellen, dass dieser Beitrag zur CG Society Challenge in Wirklichkeit den Startpunkt einer Geschichte darstellte, die sich dann im letzten Jahr spontan vor mir entfaltete. Ich habe auf dieses sehr beeindruckende Ereignis reagiert, indem ich seither ein Notizbuch führe, in welches ich regelmä??ig Fragmente dieser Geschichte notiere, wenn sie mir in den Sinn kommen. Erstaunlicherweise geschieht dies regelmä??ig und zu den abwegigsten Zeitpunkten.

Egal, dazu später vielleicht mehr.

Also ein Teil dieser Geschichte handelt davon, wie der Junge Reisende in die Burg des Koboldkönigs verschleppt wird und dort Sklavenarbeit verrichten muss. Später wird er von dem kleinen Kobold, den wir in der Zeichnung oben sehen, befreit. Wie die genauen Hergänge sind, spielt jetzt noch keine Rolle (tatsächlich weiss ich es noch nicht, aber es wird sich bei Gelegenheit sowieso von alleine ergeben, so viel weiss ich jetzt schon).

Nun, es ist jetzt nicht schwer zu erahnen, dass ich in der Szene mit dem Barbaren auf dem Felsvorsprung mit diesem Hintergrund im Kopf schnell die Szene gesehen habe, in der der Junge verzweifelt versucht, sich gegen den Zugriff der Kobolde zu wehren - vergeblich.

In der groben Skizze oben könnte Ihr erkennen, da ich schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von der Szene habe. Die stammt noch von dem Zeitpunkt, als da noch ein Barbar stand. Nachträglich habe ich dann Mal das 3x3-Grid drübergelegt um die "Rule of Thirds" anzuwenden und musste feststellen, dass der Kopf des Jungen genau in einem der Schnittpunkte gelandet war. Das hat mein Vertrauen in meinen ersten Entwurf gestärkt. Unten rechts seht Ihr sogar schon einen ersten Tonwert-Thumbnail. Den schaue ich mir derzeit häufiger an und versuche zu erkennen, wie die Szene konkret aussieht. Es ist dabei ein bi??chen so, als würde ich davon ausgehen, dass ich selbst mir aus der Zukunft eine schlecht aufgelöste und monochrome Version des fertigen Bildes zugeschickt habe (die Technik, Bilder in der Zeit zurückzuschicken lässt wirklich zu wünschen übrig) und nun versuche, die Qualität des fertigen Bildes einzuschätzen. :)

Und das ist der Punkt, an dem ich jetzt bin. Ich bin mir bewusst, dass es für Euch im Moment wenig zu kommentieren gibt und tatsächlich lege ich es auch gar nicht so sehr darauf an, die üblichen konstruktiven Kritiken zu der Illustration zu sammeln (ich bin aber auch nicht böse drum), sondern ich will mit Euch viel lieber in einen entspannten Dialog zum Thema Gestaltung, Konzeption und Kreativität eintreten. Ich seid alle herzlich dazu eingeladen.
Zuletzt geändert von digitaldecoy am 6. Dez 2006, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Gerpa » 26. Nov 2006, 20:59

*pfeif*

super daniel, was für ein gewaltiger sprung bei so einem kritisch/analytisch inspirierten prozess rauskommen kann, hat man ja bei der cgs challenge gesehen. Ich bin gespannt, ich kann immer viel von deinen überlegungen auf mich selber anwenden von daher *thumbs up*

:)

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Beitrag von Duracel » 26. Nov 2006, 22:43

Man darf gespannt sein! :)

Zum Thumbnail ... irgendwie rockt mich da die Verteilung der Tonwerte noch nicht so ganz; schon ok, aber es ist doch noch relativ "unentschieden". Du hast dich shcon fast wieder zusehr ins Detail begeben.
Du erinnerst dich bestimmt an die Tonwertkompositionen von Loomis, wo er die Tiefen, die Höhen und die Mitten "ungleich" verteilt hat? Ich denke in der Hinsicht kannst du das ganze noch optimieren.

Bei der Komposition ist denke ich auchnoch Optimierungsbedarf, da derzeit der Fels ziemlich mittig ist - und der hat zumindest im derzeitigen Townerte-Thumb noch starkes kompositorisches Gewicht.



Bei der Story will ich dir dagegen nicht reinreden, ich mag mich ja fast selber direkt ins Getümmel werfen. ;)
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Beitrag von Jeschke » 27. Nov 2006, 08:45

Hallo Daniel,

unabhängig voneinander haben wir wohl die gleiche Entdeckung gemacht. Ich arbeite sonst sehr intuitiv und mit Sicherheit nicht auf so hohem technischen Niveau wie du, aber auch ich merke, dass die Bilder besser werden, wenn ich vorher alles reinpacke, was ich weiß.
Und ich finde es einfach großartig, dass du über diesen, sehr persönlichen Prozess an dieser Stelle öffentlich sprechen wirst. Ich bin sehr gespannt! Es wäre nicht das erste Mal, dass ich etwas von dir lerne! ;)

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Beitrag von Artdek » 27. Nov 2006, 09:25

Ich find diese Idee sehr aufregend.
(Wenn du ganz konsequent den ersten Punkt - Illustration und Imagination - verfolgen willst, dann kaufst du dir Elektroden für zu Hause und zeichnest für alle dein EEG auf ;)
)
Ok,
Im Ernst:
Ich habe dich so verstanden, das du eine Geschichte in einem Bild erzählen willst, in dem eine Welt angedeutet, ein Sozialleben geschildert (der Angriff einer zusammenlebenden Gruppe von Barbaren/Kreaturen), Hauptfiguren charakterisiert und Vorgänge dargestellt werden.
Das alles in abenteuerlicher Fantasy-Gestaltung, als vollkommenes Gemälde, voller Ausdruckskraft und Spannung, mit viel Action in atemberaubender Atmosphäre.
Du brauchst demnach mächtige Monster, eine ausweglos erscheinende Situation und einen schwer erkennbaren, aber erkennbaren Ausweg; du brauchst ein Stück Zukunft und ein Stück Vergangenheit und dazwischen den richtigen Augenblick mit den Posen am Klimax ihrer Ausführung; du brauchst Licht, Dunst, Speichel, Glanz, Stein, Fleisch und Kraft. Und irgendwo dazwischen das Quentchen Naivität, das unter Umständen jeden in die gleiche Situation gebracht hätte.

Das erinnert mich an ein Buch, welches ich als Kind einmal gelesen hatte, nachdem die Grenzen offen waren und wir zum ersten Mal unsere Verwandten in Oldenburg sehen konnten. Das Buch dort war riesengroß; voller Gemälde, die von der Reise einer Zwergengruppe erzählten, aufwendig und märchenhaft. Ich habe es nie wieder gesehen, aber auch nie wieder vergessen - es war das Größte. Seither liebe ich Geschichten, die sich ums Reisen drehen und reise selbst sehr gern, ohne jeden Halt, hinein ins Abenteuer.
Ich meine damit, mit dem begeisterten Anspruch, mit dem du an diese Arbeit gehst, kannst du vielleicht etwas schaffen, das ähnlich groß und maßgeblich ist, wenn nicht sogar darüber hinaus.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Beitrag von Meise » 27. Nov 2006, 10:08

Ich finde es toll, dass du uns an der Prägung deiner Münze teilhaben lässt. Bin auch sehr gespannt darauf diesen Thread zu verfolgen, denn da die Münzprägung ein an sich innerlicher Vorgang ist den du uns hier offenbarst, wird mit sicherheit auch die eigene Münze mitgeprägt.
Das doofe ist, dass was du oben geschrieben hast, dermaßen meine Meinung trifft wie ich es selber nie hätte formulieren können. Daher kann ich momentan auch nicht viel dazu schreiben, außer eben wie klasse ich das finde.

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Beitrag von Hexodus » 27. Nov 2006, 11:38

Ich freue mich immer wieder Deine Wips zu sehen. Meistens bist Du so schnell, dass nach der ersten Idee schon das beinahe finale Ergebnis zu sehen war. Schön, dass Du Dir selber um diesen Prozess Gedanken gemacht hast.
Es ist genau so, wie Du beschrieben hast. Wenn man sich genügend Gedanken um eine Geschichte macht, fliegen einem immer mehr Details zu, die sich aus den Vorhergehenden ergeben und setzend sich irgendwann zu einem beeindruckendem Ganzem zusammen. Es ist wie beim Mosaik. Beim Setzenen der ersten Steine hat man noch keinen Schimmer, worauf man zusteuert, dann klärt sich das mit jedem weiterem Stein, bis keine Zweifel mehr möglich sind, wohin die nächsten Steine zu setzen sind. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Deinem Entwurf weiter geht.

Bei dem Compositionsscribble fällt mir auf, dass der Junge ein Stück weiter oben stehen müsste, sonst holpert die Komposition. Hast ihn bewußt in das obere Drittel gesetzt? Das gibt ihm nämlich einen die Szene beherrschenden Eindruck. Er steht oben - über den Dingen. Es gibt keinen Zweifel darüber, wer gewinnt.
Du könntest die Szene auch umkehren. Stelle den Jungen in das untere Drittel und lass die Gegner von oben auf ihn zu klettern. Dramaturgisch ergibt sich daraus eine Underdogszene. Der Junge ist klar unterlegen und kann sich der erdrückenden ßbermacht kaum erwähren. Die Gegener werden nach dem Gravitationsprinzip alles unter sich begraben - ein Naturgesetz.
Ich bin natürlich etwas übersätigt von den überlegenen Helden in den Geschichten. Vielleicht sollte ich keine Kinderbücher schreiben ;)

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Beitrag von Schlunz » 27. Nov 2006, 12:57

Sehr geil, Daniel! Wesentlich aufregender, als jede Barbarenscene...
Ich bleibe gespannt...

@Hexodus:
Du bist ein Sadist! Das Kind is in der Unterzahl (reicht ja schon, dass es ein Kind ist) und Du willst es auch noch in eine strategisch schlechtere Position setzen... Ts ts ts... :roll:

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Beitrag von Duracel » 27. Nov 2006, 13:57

So unrecht hat Hexodus allerdings nicht.
Alternativ könnte man den Platz noch "betont" enger werden lassen. Noch hat er reichlich Platz - noch kann er sich offensichtlich behaupten.
Es wäre vielleicht nicht verkehrt ihn pointiert an den Rand des Abgrundes zu stellen, sich sein Schwert vor sich reißen zu lassen um die Bande mit letzter Kraft vom Leibe zu halten versuchen.

Noch ist der Höhepunkt einfach nicht erreicht - da kann einfach noch viel zu viel "gutgehen".
Und du weißt ja, es sind diese Extrempunkt, die Wendepunkte, die sich in einer guten Illustration zeigen. Man zeigt nicht den Fall "kurz vorher" oder "kurz danach", sondern genau den "entscheidenden" Moment.

Ich erinnere in der Hinsicht an eine deiner Lieblingillustrationen von Rockwell wo der Vater seinen Sohn verabschiedet!
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Beitrag von IronCalf » 27. Nov 2006, 14:24

Bis jetzt ist ja nur mal die Idee vorhanden - ich würde an eurer Stelle mal nicht zu weit vorgreifen und ihn mal machen lassen.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
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Beitrag von Schlunz » 27. Nov 2006, 16:27

Ich glaub nicht, dass Der Knirps sich mit seinem Holzschwert auch nur einen Troll vom Leib halten kann. Entweder kommt ganz schnell Hilfe von oben (Ballon, Greif, Seil...), oder der Kleine is platt. :dead:

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Beitrag von Shu » 27. Nov 2006, 16:33

Juhei... das wird bestimmt großartig. Danke Daniel, dass du uns daran teilhaben lässt.
Stfu eastern european punk.
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Beitrag von aeyol » 27. Nov 2006, 16:39

Eigentlich wollte ich doch nur still mitlesen und staunen.
Ich finde, in der Tonwertskizze kommt schon eher rüber, dass der Junge da oben wenig Chancen hat. Man erwartet einfach vom restlichen Bildaufbau her wirklich, dass da so der übliche Held steht, der diese Monster mit Links fertig macht. Diese "heldische" Beleuchtung dabei finde ich in dem Zusammenhang ziemlich witzig. Zugleich bin ich aber auch gespannt, welche Stimmung dann später auch durch die Farben erzeugt werden soll.

Ich finde es klasse, dass Du in der Szene dieses Holzschwertchen nicht als Spielzeug darstellst, wie wir es als "Erwachsene" üblicherweise sehen - eins, mit dem man kaum mehr als imaginäre Gegner bekämpfen kann. Ich hab einfach irgendwo das Gefühl, dass ich die Szene ein bisschen aus Sicht des Jungen sehe, der sich doch für tapfer und mutig hält (eben so als sei er ein Ritter, nur, weil er ein Schwert in der Hand hat) und an sich selbst glaubt, dass er sich wehren und retten kann. Zumindest noch in diesem Moment. Ich kann mir gut vorstellen, was im nächsten Moment passiert, aber Du hast hiermit einen sehr schönen Augenblick gewählt, finde ich. Ich freu mich schon drauf, die weitere Entwicklung zu beobachten (und hoffe, dass Du irgendwann mal den Wunsch verspürst, ein Buch schreiben zu wollen *G*).
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

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Beitrag von OrcOYoyo » 27. Nov 2006, 17:17

Die position des Jungen und des Lichtkegels (den vielleicht auch ein wenig breiter) in der "Greyscale Skizze" gefällt mir nocht nicht so 100%.
Den Jungen mit Lichtkegel vielleicht etwas mehr nach rechts rücken.
Oder das Bild rechts etwas Abschneiden.
Nur so ein spontaner Gedanke.

Bin gespannt wies weiter geht.

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Beitrag von tr4ze » 27. Nov 2006, 18:21

hey das ist nen klasse Projekt,

endlich kann man mal einem anderen in den Kopf gucken.
Hab das soweit auch alles verstanden, nur das mit den "rule of the thirds"nicht wirklich.
hat das was mit perspektiven oder goldenen schnitt zu tun?
Hab schon so einige bücher gelesen z.B hogarth,barcsay,daucher usw. aber noch nie was darüber gefunden.
Oder ist das nur ne motivationssache?
Helft mir bitte Licht in meine unwissenheit zu bringen.

thx tr4ze

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Beitrag von Chinasky » 27. Nov 2006, 18:33

:drool: :insane: :thumb:

*große Tüte Popkorn bestell, in die zweite Reihe flez und Füße hochleg*


(Später kommen vielleicht noch geistreichere Kommentare, aber erst, wenn ich glaube, einen problematischen Aspekt zu erkennen...)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von Incubator » 27. Nov 2006, 21:28

Na da bin ich auch mal gespannt und hoffe dass ich da auch was für mich rausziehen kann.

Zum Lichtkegel kam mir spontan die Idee, nicht den "Helden", sondern einen Kobold reinzustellen und den Knirps noch näher an die Klippe stellen. Dann wird die ßbermacht der Kobolde glaube ich deutlicher, wenn du and er generellen Bildkomposition festhalten willst. Allerdings finde ich Hexodus' Idee wirklich besser.
Wenn man seine Figur halten will muss man auch mal essen, wenn man keinen Hunger hat.

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Beitrag von digitaldecoy » 27. Nov 2006, 23:10

Na, ich danke erst Mal allen, die ihre Symphatie für diesen Thread ausgedrückt haben. Es freut mich, Euch in eine freudige Erwartungshaltung versetzt zu haben und ich werde mir Mühe geben, Euch nicht zu enttäuschen. So lange Ihr etwas Geduld und Muße zum Lesen mitbringt, sollte das für alle eine lehrreiche Erfahrung werden - mich eingeschlossen.

@ Duracel:

Ja, das Thumbnail ist noch unausgereift. Nach einem Tag Abstand sehe ich das sogar noch besser. Noch gestern hätte ich dort vielleicht direkt angeknüpft und hätte schon weiter ausgearbeitet. Aber das ist ja gerade der Sinn dieses Threads - zu zeigen, wie die Zeit für einen Arbeiten kann. Ich werde sehr behutsam vorgehen und dies wird sicher nicht der letzte Tonwert-Thumbnail sein.

@ Hexodus & Orc O Yoyo:

Auch die Komposition ist natürlich noch nicht ausgereizt. Gestern war ich tatsächlich noch relativ überzeugt davon und dachte auch, die "Rule of Thirds" (@ tr4ze: dabei teilt man das Bild horizontal und vertikel in drei Teile und positioniert interessante Inhalte vorzugsweise in der Nähe oder auf den Schnittpunkten) würde mich da bestätigen. Mittlerweile verspühre ich allerdings auch das Bedürnis, den Bildinhalt noch ein bißchen zu verschieben (undzwar, genau wie Orc O Yoyo geschrieben hat, nach rechts) und genau das werde ich wohl auch noch tun.

Hexodus alternativen Bildaufbau kann ich mir sehr gut vorstellen, er passt für mich persönlich aber nicht zu dem Motiv. Ich will keine schwere Masse, die den Jungen visuell erdrückt, sondern eine Gruppe von Verfolgern, die das Opfer in die Enge getrieben hat und sich ihm langsam von unten nähert. Die erhobene Position des Helden soll dabei seine herausragende Rolle unterstreichen und einen Kontrast zu seiner mehr als misslichen Lage bilden. Insgesamt soll das Bild nicht "brutal" werden. Der Junge soll nicht so wirken, als habe er sein Leben verwirkt, sondern eher so, als habe er ein Rennen verloren. ICH weiss, dass der Junge nicht von den Kobolden getötet, sondern verschleppt wird. Um dieses Story-Element auch im Bild zu kommunizieren, werde ich einem der Kobolde wohl ein Netz geben.

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Wenn ich oben übrigend schreibe, "es passt für mich persönlich aber nicht zu dem Motiv" und dann eine entsprechende Erklärung abliefere, dann ist wichtig, dass es auch genau in dieser Reihenfolge zu verstehen ist - zuerst ist da das Bauchgefühl, das mir sagt, dass es nicht passt. Dann erst versuche ich, Erklärungen dafür zu finden. Diese werden mein Bauchgefühl nie vollkommen beschreiben können, aber es sind Anhaltspunkte. Hexodus Vorschlag hätte tatsächlich ein ganz anderes Bild ergeben - ein Bild, das über dem Helden zusammenbricht.

Am ehesten kann ich mir das Ganze klar machen, wenn ich mir eine Analogie aus der Musik vorstelle.

Wenn ich die letzten Paar Sekunden vor der Szene, die ich darstellen will, als Filmszene vor meinem geistigen Auge abspiele, dann würde sie so aussehen, dass der Junge, dicht gefolgt von den Kobolden, den Felsen hinaufhetzt und dann auf ein Mal erkennt, dass er in der Falle sitzt. Während er sich in Panik herumdreht, nähert sich der erste Kobold bereits mit einem siegessicheren Grinsen auf dem häßlichen Gesicht - und er hat es auch auf ein Mal gar nicht mehr eilig.

Das ganze Stelle ich mir von einer rasanten orchestralen Musik begleitet, die in schnellen Schwüngen dem Lauf des Jungen folgt und sich mit ihm den Felsen hochschraubt. Einzelne Posaunenstöße unterstützen die Schnittfolge und die Streicher streben immer höher und höher, bis sie nach einem brutalen Steich - untermalt duch Posaunen und Pauken - in ein spannungsgeladenes Vibrato übergehen (Close Up Junge, Close Up Kobold), welches in einem dunklen Schlussakord ausläuft, wenn sich das Netz der Kobolde über dem Jungen zusammenzieht. Dunkelheit.

Bei Hexodus Variante kommt mir ein vollkommen anderer Soundtrack in den Sinn, der schriller ist und unmenschlicher. Wenn sich in Filmen Wogen von Kreaturen über einen Charakter ergießen, dann ist das oft sehr finster und lässt beim Betrachter oft nur den Schluss zu, dass der Held dabei draufgeht.

In meinem Bild soll keine verletzt werden. Es soll auch nicht so harmlos werden, dass man das Gefühl hat, der Junge wird nur von einer Horde knuffiger Muppets verfolgt, aber es soll in die Richtung gehen. "Labyrith" geht so in die Richtung und ich muss tatsächlich aufpassen, dass meine Kobolde kein reines Zitat dieses Filmes werden aber ich will auch nicht unbedingt meine Inspirationen verheimlichen. Diese Dinge werde mich bei der Gestaltung der Figuren beschäftigen es ist aber nicht schlecht, sich der Problematik schon Mal bewusst zu werden.

Ich bin jetzt an einem Punkt, den ich sehr mag - da ist die Skizze und da ist der Tonwert-Thumbnail und beide schreien danach, endlich weiterentwickelt zu werden. Beide induzieren in meinem Kopf schon eine ganze Menge Ideen und Assoziationen. In dem Thumbnail sehe ich teilweise schon erstaunliche Details auftauchen. In dieser Phase haben die frühen Vorskizzen eine ganz besondere Kraft - sie erzeugen bei mir ein Feuerwerk der Ideen. Ganz viel davon ist Blendwerk, über dem man übersehen kann, welche Schwächen sich noch in den Skizzen verbergen. Ja, man kann mit solchen frühen Entwürfen schnell so zufrieden sein, dass man direkt an ihnen weiterarbeitet und eh man es merkt, ist es zu spät - man ist der Faszination des Augenblickes auf den Leim gegangen, hat sich in einen Effekt oder einen cleveren Einfall verliebt und hat das Schiff auf Jungfernfahrt geschickt, noch bevor die erste Planke genagelt wurde. Aber genau darum geht es in diesem Thread - nicht dem erstbesten Impuls folgen, sondern eine solide Basis für seine Arbeit zu schaffen. Und dabei hilft einem nichts besser als die Zeit und Ablenkung.

Ihr merkt was? Ich habe kein weiteres Bild gepostet! Nein, ich schaue mir die Skizze und den Thumbnail einfach nur eine Weile an und lasse noch ein, zwei Tage verstreichen, bevor ich den nächsten Schritt gehe. Bis dahin können sich meine bisherigen Ergebnisse abkühlen und werden mich nicht mehr blenden, wenn ich mich ihnen nähere.

Man mag jetzt übrigens die Frage stellen, ob diese Methode nicht vielleicht doch etwas zu zeitaufwendig ist und wie man denn so zu etwas kommen soll. Nun, ich hätte es mir auch nicht vorstellen können. Während der Cg Challenge war ich allerdings zu dieser Arbeitsweise gezwungen und da habe ich sie lieben gelernt. Nach diesem Bild, oder vielleicht auch schon während der Entstehung, werde ich damit experimentieren, wie die paralelle Arbeit an mehreren Bildern klappt. Auf die Art und Weise müsste man wieder Zeit sparen können, denn man arbeitet ständig weiter, wenn auch immer an einem anderen Bild. Weiss nicht, ob das klappt. Das muss ich noch herausfinden.
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Beitrag von Duracel » 28. Nov 2006, 15:33

Deine "Filmsequenz" schreit aber dann nach einem Comic. :D
Bei einer einzigen Illustration entscheidet man sich nun aber für einen Moment dieser Zeitabfolge.
Ich kann mir jeden dieser Momente als Bild vorstellen, da du jetzt aber "genau einen" herausgreifst, stellt sich für mich die Frage, für welchen Moment du diese viele Zeit am gewinnbringendsten opferst.
Du könntest ja nun auch hingehen und ihn auf der Treppe nach oben hin laufend malen währendessen er sich umdreht, die Verfolger im Blick und der Betrachter sieht vorweggegriffen, dass er in eine Sackgasse läuft. Auch interessant.
Du hast dich nun für den Moment entschieden, wo er diese Sackgasse bereits erkannt und nun für einen Moment "Ruhe" hat. Er steht da, dreht sich um und kann noch ein- zweimal durchschnaufen. D.h., du stellst keinen Wendepunkt dar, sondern ein Pause, einen Zwischenschritt. Ich will behaupten damit hast du dich für einen schwächeren weil weniger prägnanten Punkt entschieden. Welchen Moment innerhalb dieser Pause du nun darstellst ist mehr oder weniger beliebig - das ist ja nicht entscheidend. Und genau das ist der Knackpunkt, du hast dich für eine Situation entschieden, die nicht entscheidend ist.

Ohne Frage wird das Bild so oder so mitreißend, aber ob es so an dein Journey Bild wird heranreichen können, wage ich zu bezweifeln.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von digitaldecoy » 28. Nov 2006, 19:18

Hehe, Duracel, aber Du musst mir doch nicht mit dem Erzielen eines schlechten Ergebnisses drohen, damit ich Dir zuhöre (mal ganz abgesehen davon, dass der sensibilisierte Leser Dir dies wieder als Arroganz ankreiden wird). Ich habe den Thread ja extra so angelegt, dass ich die Schritte erst "geistig verdauen" möchte, bevor ich in Aktion trete. Das heißt, dass es mehr als genug Gelegenheiten geben wird, Entscheidungen vorher zu diskutieren. ßber das Endergebnis lass uns doch bitte urteilen, wenn es dann vorliegt. Entspann Dich!

Zu Deiner Argumentation:

Ehrlich gesagt, kann ich Dir in den Punkten, die Du anbringst, nicht wirklich zustimmen. Witzigerweise würde ich exakt anders herum argumentieren.

Deine Auswahl des Momentes konzentriert sich auf die Action der Szene. Du suchst eine Pose und natürlich findest Du die eher in einer Laufszene, wo alles in Bewegung ist.

ICH habe mir meinen Moment aber in der Story der Szene gesucht und habe sie - naheliegenderweise - im Climax der Story gefunden, im Wendepunkt.

Du bewertest meine Wahl als beliebig, weil Du zu diesem Zeitpunkt der Szene nur eine lange Pause siehst, wo beide Parteien gewissermaßen verharren. ICH jedoch würde DEINE Wahl als beliebig bezeichnen, denn wo auf dem langen Weg zum Felsen sollte ich denn ein prägnantes Bild finden, das mehr beschreibt, als nur ein Bewegungsmoment? Irgendwo auf dem Weg, dort wo die laufende Shape des Jungen vielleicht ein schönes visuelles Muster ergibt? Wo ist da die Prägnanz?

Nein, ich wähle meinen Moment zu dem Zeitpunkt, wo die Story kippt. Wo der Verfolgte an der Schwelle zum Gefangenen steht und der Verfolger an der Schwelle zum Sieger. Es ist dieses Spannungsfeld, dieser unendlich lange Augenblick (den man im Film vermutlich extra in die Länge ziehen würde), wo alle innehalten und sich der neuen Rollenverteilung langsam (oder schlagartig) bewusst werden. Nur noch der aufgewirbelte Staub der unmittelbar vorangegangenen Action hängt in der Luft, es wird still, das Publikum hält den Atem an. Was für einen besseren Moment könnte es für ein Standbild geben?

Du vermisst hier die Möglichkeit, eine beidruckende Action darzustellen. An geeigneten Posen für eine schöne Inszenierung soll es mir dabei aber nicht mangeln. Im Gegenteil! Der Junge kann sich gerade auf dem Absatz rumdrehen, oder bereits in einer verzweifelten Abwehrhaltung verharren oder was auch immer. Der nahe Kobold kann lauernd innehalten, sein nächster Kumpane schon Mal das Netz bereitmachen, der dritte Kobold kann sich gerade schnaubend von dem rasanten Aufstieg erholen und die weiter hinten liegenden Kobolde können sogar noch mitten in der Verfolgung begriffen sein, weil sie von der Situation oben auf dem Felsen noch nichts mitbekommen haben.

In DEINEM Vorschlag hätte ich einen laufenden Jungen und eine Horde laufender Kobolde zu einem unprägnanten Storypunk. In MEINEM Ansatz habe ich eine ganze Bandbreite an Aktionen, die an einem kritischen Storywendepunkt stattfinden. Jetzt versuch mir bitte noch Mal darzulegen, warum ich mit meinem Ansatz auf das schlechtere Endergebnis zusteuere! ;)

Ich meine, Du hast bei Deiner Argumentation schlicht und einfach das Storyelement übersehen und die Action vornangestellt. Action ist der Story jedoch untergeordnet. Dies anders zu beurteilen würde bedeuten, den Effekt über die Erzählung zu stellen und dem verwehre ich mich vehement. Zumindest in diesem Bild.
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Beitrag von The-Student » 28. Nov 2006, 19:50

Hallo, erst einmal, tolle Idee Daniel! Bin echt gespannt auf die weiter entwicklung des Threads, ich denke hier werde ich einige Ansätze mitnehmen können und diese für mich mal ausprobieren müssen.
Dein Eingangspost und das Beispiel mit den Comichelden verstehe ich nur zu gut. Habe vor kurzem für mich auch festgestellt, dass es besser ist einem Bild mit einer größeren Welt und tieferen Story mehr tiefe und Farbe zu geben (was eine Metapher ^^). Dabei geholfen hat mir auch das Video von dir und Dura, das 30min Speedpainting und dein Satz "ßberleg doch mal die Jungs sind da unten in die Höhle gestiegen, was machen die da jetzt?" (so in etwa). Es hilft einfach ungemein die Welt und die Story in seinem Kopf zu füllen, dann malt man wie selbstverständlich in den Hintergrund ein Tier weil man genau weiss "das gehört da hin!"

Ich persöhnlich hätte genauso Argumentiert wie du, das liegt denke ich zum einem an meinem persöhnlichem Geschmack, da ich spannungsgeladene Momente mehr mag als Actionsequenzen (wobei man diese auf keinen Fall verachten sollte!). Die Dramatik ist in deinem Bild und der kurzen Sequenz die du uns geschildert hast am höchsten, der Funke springt fast schon über, Blitze zucken durch die Luft ... dann wirft der Kobold das Netz (pure Langweile ...)
Ich denke wenn man das Netz fliegen sieht ist zu viel gezeigt.
In deiner Version ist auch die Interpretation des Betrachters sehr viel Höher. Was macht der Held nun? Wird er die Kobolde abwehren können? Werden sie in mit dem Netz gefangen nehmen? Oder werden sie ihn gar töten? Wird vielleicht noch eine den Held rettende dritte Kraft auftreten? (Wird sie nicht aber das weiss ja nicht jeder Betrachter ;)) All diese und mit Sicherheit noch mehr Fragen schiessen urplötzlich in den Kopf des Betrachters, wohingegen es in einer Actionszene meistens klare Richtungen gibt. Deine Entscheidung halte ich auf jedenfall für die Richtige, jedenfalls wenn du so viel Zeit investieren willst!

Hoffe man konnte meinen Gedanken jetzt halbwegs folgen ^^
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Beitrag von Duracel » 28. Nov 2006, 20:52

hmm, Daniel, ich habe immer mehr das Gefühl, dass du mein zweites Posting hier im Thread überlesen hast - von dreien.
Das Beispiel mit "auf dem Weg" soll nicht etwa das Paradebeispiel sein, sondern ein weiteres Beispiel, das ich wie deines als beliebig werten würde, was man aber genauso auch mehr oder weniger interessant in Szene setzen könnte.
Mein Paradebeispiel liest du weiter oben, wo ich mich direkt auf Hexodus beziehe.
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Beitrag von digitaldecoy » 28. Nov 2006, 22:15

Mensch, Du hast ja Recht. Schade, dabei hat es Spaß gemacht, Deine vermeintliche Meinung argumentativ auf's Kreuz zu legen. Na ja, sinnlos war es aber nicht, immerhin hat es auf meiner Seite einige Erkenntnisse gefestigt.

ßber die genauen Posen und Abstände können wir aber beim besten Willen noch nicht diskutieren. Da bieten die rohen Ideenskizzen oben noch keinerlei Grundlage. Du hast natürlich Recht, dass eine zentrale Frage sein wird, wie nah z.B. "gefährlich nah" eigentlich ist. Es gibt da ja Theorien über den Raum, den jeder Mensch als "private Zone" definiert, in die er nur ungerne Fremde eindringen lässt. In einer direkten Bedrohungssituation kann man sowas natürlich ausnutzen, um zusätzlich Spannung zu erzeugen. Wir sollten das näher beleuchten, wenn es soweit ist.
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Beitrag von Ionflux » 28. Nov 2006, 23:00

@digitaldecoy:
Vielen Dank schonmal, dass du dir diese Mühe machst!

Es ist nicht nur interessant zu lesen, wie andere Künstler ihre Bilder "erarbeiten" - es hilft auch ungemein dabei, sich darüber klarzuwerden, wie man selbst vorgeht und wie man schneller zu einem Ergebnis kommen kann, das die jeweiligen Erwartungen erfüllt. Hinzu kommt dein eleganter und effizienter Stil, diese Dinge auszudrücken. Ich freue mich auf diese lehrreiche Erfahrung. :)

Am Rande bemerkt, ich denke, es ist auch unerheblich, ob dabei nun das beste Bild aller Zeiten herauskommt. Bei so einem Projekt ist es doch vor allem entscheidend, dass alle Gedankengänge schlüssig sind, dass klar wird, wieso der Künstler es so gemacht hat, und nicht anders (besonders dann, wenn Entscheidungen über den Haufen geworfen werden :D).
»The multiverse doesn't make sense, and it ain't supposed to.«
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