Was ist Kunst?

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Was ist Kunst?

Beitrag von Nu-Suke » 24. Mai 2008, 11:17

Ich sitze grad an einem Referat zu genau diesem Thema und würde gerne ein Paar Meinungen
von euch dazu hören, wie ihr das seht. Wie definiert ihr Kunst?

Auch würde ich mich über Verweise zu verschiedenen Medien zum Thema freuen.
Meine Gruppe und Ich haben natürlich schon einiges dazu vorbereitet, aber vielleicht
habt ihr ja noch was interessantes.


Danke schonmal. :)

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Beitrag von Nu-Suke » 24. Mai 2008, 12:28

Für den Kurs "Kunst- und Kulturgeschichte" . Ich denke wenn man nicht kleinlich ist weiss man auf welche Art von Kunst ich mich hiermit beziehe. Schliesslich sind wir hier keine Gemeinschaft von Bierflaschenöffnern. ;)

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Jabo
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Beitrag von Jabo » 24. Mai 2008, 13:16

Massive Black als schaffende Künstlerkooperative ernst zu nehmen ist etwas anderes als sie als Kunstkenner und -philosophen ernst zu nehmen. Gerade Jason neigt dazu, sich selbst und sein Brainchild MB sehr ernst zu nehmen. Da legt man sich dann auch gerne mal mit einigen der größten Künstlern der Kunstgeschichte an.

Zum Thema "Was ist Kunst?":

Kunst (Wikipedia)
Bildende Kunst (Wikipedia)
Kunstgeschichte (Wikipedia)
PDF über die Frage (Die Kunstphilosophie ist die Wissenschaft, die sich mit der Frage "Was ist Kunst?" befasst)

Ich persönlich bin nach dem Besuch der Gerhard Richter Ausstellung zu der Einsicht gekommen, dass das Prädikat "Kunst" vollkommen losgelöst ist von Methoden, Ansichten und Ausdrucksformen desjenigen, der es herstellt oder produziert (Künstler). Der Begriff wird vergeben und mit der Zeit stellt sich heraus, ob die Verbindung die Zeit überdauert. Beispiel: Als Big Brother aufkam, waren einige dazu geneigt, es als Kunstform anzusehen. Mittlerweile nervt es einfach nur noch und es gibt kaum noch Befürworter. Es ist also keine Kunst. Rembrandt ist seit 360 Jahren tot, dennoch kreisen seine Gemälde für Millionenbeträge durch die kunstinteressierte Welt. Seine Gemälde sind also Kunst.

Es fest zu machen daran, ob etwas schön ist, ästhetisch, sinnvoll, sinnlos, da renne ich regelmäßig gegen logische Mauern. Richter übermalt Bilder grau nachdem seine Beziehung in die Brüche geht und sie gehen für mehrere hundert Tausend weg. Einfach nur grau. Daran ist nichts ästhetisch (bis auf das Grau selbst, aber da kann ich mir auch ne Anthrazit-Tapete an die Wand hängen), noch ist es philosophisch wertvoller als wenn ein Mensch das Foto ihrer/seiner Ex verbrennt. Dennoch schlagen sich Kritiker gegenseitig die Fresse ein, wenn sie über diesen "größten Künstler unserer Zeit" diskutieren. Deshalb nehme ich ihn als Beispiel. Ich kann es absolut nicht verstehen, aber es ist offensichtlich Kunst. Es wurde so festgelegt und auch in hundert Jahren wird noch jemand vor seinen Studenten stehen und über Richter schwärmen. Dagegen kann ich mich nur wehren und somit die Opposition einnehmen. Auf lange Sicht werde ich verlieren.

Ergo: Kunst ist, wenn jemand sagt, dass es Kunst ist, und sich diese Behauptung lange Zeit aufrecht erhalten lässt.

m2c

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Beitrag von Jabo » 24. Mai 2008, 18:52

Bei dir muss man nicht mal was aus dem Zusammenhang reißen, weil es oft schon im Zusammenhang vollkommen unverständlich und widersprüchlich ist.

Erstens habe ich meine Definition keineswegs auf deinen Post bezogen, hatte also mit der Sache nichts zu tun, außerdem bin ich wohl keine Indikationsperson für Kunstphilosophie. Was ich sage ist laienhaft und deshalb hast du keinen Grund, es für bare Münze zu nehmen oder sogar mit deinen Thesen zu vergleichen. Ich stimme dir übrigens nicht zu, deshalb vergiss mal ganz schnell, mich auf deine Seite zu ziehen.

Die These, dass auch laienhafte Ausführungen Kunst sein können halte ich für durchaus vertretbar. Es liegt nicht am Können. Es kann sogar unfreiwillig passieren.

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Beitrag von Duracel » 24. Mai 2008, 19:37

Ich würde mal grobsagen, dass bei Kunst dem Schaffen noch eine übergeordnete Sinnbedeutung zukommt.
Und sei es, dass jemand damit ausdrückt, Kunst sei absichtlos und stehe allein aus sich heraus. Diese "Verdichtung" scheint mir ein wesentlicher Punkt zu sein.

Es ist wohl gerade diese Verbindung zum Gedankengut/Gefühl o.ä., was eine Form zur Kunst verhilft. Einfach nur Materialität da so daseiend ist eben keine Kunst. Wird das zur Frage gestellt (wie seiner Zeit die berühmte Kloschüssel) kommt eben etwas hinzu.

Insofern würde ich behaupten sind Dinge umso künstlerischer, umso "lebendiger" sie sind.
Umso mehr drinnsteckt auf die ein oder vorallem andere Art.
Um somit dem Betrachter zu einer weiteren Ansicht zu verhelfen.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von Jabo » 25. Mai 2008, 12:16

Kunst war, ist und bleibt elitär. Und ja, Kunst hat einen ganze entscheidenden kulturellen Anteil. Ob er leitend ist, da bin ich mir nicht sicher. Wenn man sich die Kunstgeschichte ankommt, kommt es mir eher wie ein ständiges Tagebuch mit Kunstwerken vor, die im Nachhinein erstellt wurden.

Und ich denke, der Manley-Kommentar war ganz sicher ignorant. Ich wollte mit meinem Satz in keinster Weise jemanden in Schutz nehmen. Im Gegenteil. Halb CAorg klaut den MB-Leuten das Wort aus dem Mund. Es ist für mich jeden Tag auf's neue ein Spektakel an Arschkriecherei und Naivität bzw. Unmündigkeit und bringt mich in regelmäßigen Abständen dazu, den Verein mal links liegen zu lassen um mich ein bisschen von dem ganzen "Einfluss"-Gehabe zu entfernen.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Mai 2008, 12:28

@ bleicher:

Ich denke, Deine Einschätzung, was Kunst ist, ist sehr oberflächlich. Warum sollte Kunst etwas mit Können oder Talent zu tun haben? Viele Kunstschaffene betreiben ihre Leidenschaft bis zur Perfektion, das ist richtig. Aber das kann doch kein ausschlaggebendes Kriterium sein. Der ästhetische Wert, den ein Kunstwerk annimmt, wird durch den Grad der Perfektion des Künstlers sicherlich gesteigert, aber das heißt doch nicht, dass unbeholfene Kunst keine Kunst ist.

Und Leuten Scheiße in Dosen zu verkaufen ist keine Kunst, das ist Marketing.
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Beitrag von anowak » 25. Mai 2008, 13:05

wobei Marketing auch Kunst sein kann!

Kunst ist vor allem, auch eine Darstellung bzw. ein versuch die (subjektive) Gegenwart Darzustellen und gleichzeitig auf der suche nach dem "Mehrwert". Der "Mehrwert" = die aussage die dahinter steht- den Richter´s Graue Leinwände sind nicht nur einfach graue Leinwände (ebenso wie Malewitsch - Schwarzes Quadrat) sie wollen dem/der BetrachterIn etwas sagen etwas mitteilen (den Mehrwert).

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Beitrag von Jabo » 25. Mai 2008, 14:13

Tschuldigung, aber geht's noch? Ein graues Bild ist ein graues Bild. Was dahinter steht ist mir vollkommen egal. Ich kann's ja nicht sehen. Das als Kunst zu bezeichnen (oder Mehrwert, bitte) ist einfach nur vollkommener Blödsinn und kann nicht von einem gesunden Geist ausgehen. Richter ist in dieser Hinsicht ein Verkäufer, mehr nicht. War er nie und wird er nie sein, wenn er nicht aufhört mit dem Schwachsinn. Er selbst ist angeekelt von der Kunstszene, steht aber ganz vorn an der Parade. Sowas nennt sich Opportunismus und ist keine gute Eigenschaft in irgend einer Weise.

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Beitrag von oleg » 25. Mai 2008, 14:42

Scott McCloud liefert irgendwo in "Reading Comics" eine interessante Definition:

In kürze & ungefähr -

Kunst ist eine Aktion, ein Prozess, ein Objekt, ein Geräusch etc. ohne einer eindeutigen Funktion/Anwendung.
(wie z. B. plötzlich eine Grimasse schneiden, oder das genannte undefinierbare graue Bild)

Ich denke, dass McClouds Definition zu einfach ist und da mehr dahinter steckt, aber sicherlich deckt sie einen Aspekt des Begriffes "Kunst" ab.

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Beitrag von MartinH. » 25. Mai 2008, 15:10

@jabo: meine einstellung war mal ähnlich hart, hat sich mittlerweile aber verweichlicht. ich sehe es so, das das graue/schwarze bild ansich noch keine kunst ist, es gleichberechtigt neben "anerkannte kunst" zu hängen macht es, bzw. den gesamten prozess der das malen, aufhängen und das umfeld einschließt, aber zu kunst. allerdings, bloß weil es kunst ist muss es mich noch lang nicht vom hocker reißen.
ich sehe es mittlerweile so, das kunst, wenn man sich darauf einlässt, dem betrachter anbietet sich auf einen neuen blickwinkel einzulassen um das denken einen kleinenschritt weiter aus den festgefahrenen bahnen zu lenken. darum räume ich mittlerweile der kunst ihren eigenen wert ein, der nichts mit ihrer ästethik zu tun hat. das ist schwer zu trennen und ich seh mir nachwievor lieber "schöne bilder" an, aber ich bin jetzt einen tick offener für alles andere. wobei mich schräge plastiken meist mehr begeistern, als abstrakte oder gar einfarbige gemälde.

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Beitrag von Jabo » 25. Mai 2008, 15:31

Ja, ich verstehe schon worauf du hinaus willst. Ich will diesen Schritt selbst in einiger Zeit erreichen, wenn ich mich mehr mit der Materie beschäftigt habe. Und ich stimme dir zu. Ich spreche dem grauen Bild nicht ab, dass es Kunst ist. Es ist einfach nur schlechte Kunst :D

Dieses Lobgepreise auf Richter für mich jedes mal ein Blutdruckerhöher. Ich kann nicht verstehen wie man Richter's Kunst in eine Reihe stellt mit Monet, Picasso und meinetwegen De Goya. Ich empfinde das als beleidigend als jemand, der die Kunst dieser anderen Meister so wertschätzt. Generell bin ich der Kunst des (späten) 20. Jahrhunderts gegenüber sehr skeptisch. Ich glaube, dass einfach noch nicht genug Zeit vergangen ist, um die Bedeutung der einzelnen Künstler einschätzen zu können. Es gibt Ausnahmen, aber Richter zählt für mich einfach nicht in die Gruppe derer, die ich ganz sicher als künstlerisch wertvoll erachte. Im Richter-Thread habe ich schon einmal die Vermutung angestellt, dass es vielleicht eine Generationenfrage ist. Einen Künstler zu verstehen, der seine Blütezeit in den 60ern und 70ern hatte, einer Zeit die zu lang her ist um für mich persönlich relevant zu sein, aber auch zu nah um rückblickend eindeutig bewertet zu werden... ich kann diese Kunst nicht verstehen. Ich bin ein Kind der Konsumgeneration und kann mich nicht in die Lage hineinversetzen, dass in den 60ern plötzlich alles anders war als vorher. Das geht erst nach einiger Zeit. Außerdem bin ich skeptisch was Richter's Intentionen angeht. Er sagte selbst, dass er nie wieder solche abstrakten Bilder malen würde wie in den 70ern und dass er sie als schlecht betrachtet. Wenn jemand so an seiner eigenen Arbeit zweifelt, dann bestätigt das nur meine Vermutung, dass er mehr Verkäufer ist als Konzeptionist.

ArneS: Das mit der Banalität in den Internetforen will ich noch kurz aufgreifen. Ich denke es ist ganz einfach so, dass 90% der Leute in den Foren Illustratoren sind, keine künstlerischen Maler. Sie illustrieren, sie erzählen Geschichten, sie verbildlichen Ideen. Ich schätze dieses Handwerk sehr, oft sogar höher als das des malenden Künstlers. Aber es ist nun mal so, dass die meisten Geschichten, die unter Menschen erzählt werden, banal sind. Dementsprechend kann der Illustrator nur aus einer guten Vorlage auch eine gute Illustration machen. Dass Raumschiffe und Lichtschwerter banal sind, das ist für mich ganz klar. Aber neben dem "Was" (Thema) oder dem "Warum" (Intention) gibt es in der Malerei auch immer das "Wie", und das ist bei vielen Illustratoren einfach auf ein sehr hohes ästhetisches Niveau gewachsen. Ich schaue mir diese Bilder gern an. Und ich schaue sie mir oft länger an als abstrakte Kunstwerke. Letztere haben möglicherweise eine höhere, fast göttliche Bedeutung. Aber so etwas aufzunehmen ist eine langwierige Angelegenheit. Bunte Bildchen anzusehen ist viel einfacher und macht mir persönlich auch mehr Spaß.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Mai 2008, 17:14

Gestern Abend lief übrigens ein herrlisches Theaterstück auf dem ZDF Theaterkanal:

"Kunst" von Yasmina Reza

Passte wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge. In dem Stück wird erzählt, wie die Beziehung von drei engen Freunden in die Brüche geht, weil sich einer von ihnen ein weißes Bild mit weißen Streifen gekauft hat. Das Stück ist im Zusammenhang mit dem Thema hier sehr interessant und außerdem unglaublich komisch und sehr unterhaltsam. Es läuft auch noch Mal am 27.05. und am 29.05. (Sendetermine unter dem Link zu finden).

Das Stück hat als Kunstwerk seinen Beitrag dazu geleistet, mir klar zu machen, dass wenn über Kunst diskutiert wird, oft nur Eitelkeiten aufeinander treffen und in der Sache ansich eigentlich gar nichts erreicht wird. Dennoch ist die Diskussion heilsam, denn sie bringt Bewegung in unser Zusammenleben.

@ bleicher:

Wenn Du denkst, dass Du hier einen Flamewar ausgelöst hast, dann nimmst Du Dich erstens ein bißchen zu wichtig und verkennst außerdem die Situation.
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Jabo
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Beitrag von Jabo » 25. Mai 2008, 17:48

Ich sehe das hier immer noch als Diskussion. Und auch wenn ich stur bin, ich lasse mich belehren. Aber das heißt nicht, dass ich mich auf jedes Argument einlasse. Wenn du, bleicher, mir eins liefern kannst, das aussagekräftig ist, bitte schön.

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 25. Mai 2008, 21:17

jabo: was hälst du von max bill?
falls du ihn nicht kennst, sind hier ein paar Bilder:
http://www.artfacts.net/index.php/pageT ... 106/lang/1

Ich frage deshalb, weil es sich hierbei um Gegenstandlose Kunst handelt, wie auch wahrscheinlich bei Richters grauer Fläche. Der Unterschied ist allerdings, dass bei den Bildern von Max Bill die "Intention" noch leichter zu erkennen ist. Er Er war auch nicht nur bildener Künstler, sondern hat auch als Designer gearbeitet.

Die Frage, die sich da ja geradezu aufdrängt bei dem Thema, ist natürlich: Wo liegt die Grenze? Warum kann man Richter angeblich nicht mit Monet oder Picasso vergleichen? An den handwerklichen Fähigkeiten kann es kaum liegen, da ist Richter schon verdammt gut. Mal ganz abgesehen davon, dass sie Monet auch vorgeworfen haben, nicht malen zu können, als er an Stelle von dünnen fein ausgearbeiteten Farbschichten einen pastosen Farbauftrag verwandte und korrekte Perspektive zu Gunsten von anderen Bildelementen opferte. (Ok, bei Monet weniger als bei Manet, aber darauf kommt es wohl nicht an.)
Dann bleibt noch Inhalt. Allerdings kann man nur schwerlich behaupten, dass sich z.B. Monet durch besonderen Tiefgang ausgezeichnet hat. Der Verdienst der Impressionisten und deren Mitstreiter ist natürlich, dass sich die Malerei zunehmend mit dem echten Leben auseinandergesetzt hat. Dafür verdienen sie auch höchsten Respekt. Trotzdem ist es halt eher leichte Kost, was nicht heißt, dass sie schlecht ist. Einige impressionistische Bilder sind einfach genial. Genauso finde ich z.B. auch einige Bilder von Max Bill genial. Sie setzen sich halt eher mit Strukturen, Symmetrien und Wahrnehmung auseinander und sind vielleicht handwerklich nicht so virtuos wie ein Monet.

Das "Problem" bei Richter ist natürlich, dass er sehr verschiedene Sachen gemacht hat und es daher schwierig ist überhaupt einen klaren Künstlerstandpunkt zu erkennen. Auf der einen Seite stehen natürlich Dinge wie Farbflächen, auf der anderen allerdings auch Sachen wie die RAF-Serie. Aber auch Picasso hat verschiedenste Sachen gemacht.

Kurz gefasst: ab wann ist man "Verkäufer", ab wann ist man vielschichtiger und vielseitiger Künstler? Wo ist das Problem, wenn man sagt, dass man mit seinen alten Bildern unzufrieden ist?
Ein Grundproblem ist einfach, dass es anscheinend für viele Menschen wichtig ist eine Art von Hierarchie aufzubauen. Dabei wird oft verkannt, dass sich verschiedene Künstler einfach mit verschiedenen Problemen auseinandersetzen, für die individuellen Probleme aber gleich gute oder schlechte Lösungen finden.

Habe leider keine Zeit für einen strukturierteren und ein wenig mehr ausformulierten Post, aber vielleicht kommt der Kerngedanke rüber.

Alandur
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Beitrag von Alandur » 25. Mai 2008, 21:41

Alles ist Kunst! :D
Es kommt nur darauf an, wie man die Dinge betrachtet. Zugegeben wundert es auch mich, das ich ein amer Schlucker bin, aber am anderen Ende der Welt ein paar Striche und Kleckse für viele Millionen den Besitzer wechseln. Da wird Kunst plötzlich nur mit Geld gemessen, anstatt mit dem eigentlichem unbezahlbaren, unermesslichen, schöpferischen Akt des Schaffens, der eigentlich nicht mit Geld aufzuwiegen ist.
Denn egal was man selbst für Kunst oder gar "gute" Kunst hält, es gibt immer Leute denen es gefällt und solche, die nichts damit anfangen können oder wollen. Womöglich ist es auch ein Problem vieler Menschen, andere Geschmäcker zu respektieren. Denn leider ist es ja so, daß sich die meisten am MAinstream orientieren, ohne überhaupt zu wissen, wieso, weshalb und warum das überhaupt so ist. Die Leute machen einfach mit und finden es "toll" obwohl sie keine Ahnung von der materie haben. ;)
Auf der Welt gibt es so viele Gestaltungsmöglichkeiten und Variationen zu jedem Themengebiet. DA ist theoretisch für jeden etwas dabei. Eine universell gültige Formel gibt es nicht, auch wenn einige Kritiker dies gerne herausposaunen.
Das, was sich heutzutage am besten verkauft ist etwas originelles, weil irgendwelche Möchtegernkunstverständige zuviel Geld haben und in Kunst jeglicher Art investieren wollen. Das ruiniert den Markt. Aber das Geschäft läuft aber auch nur dann, wenn man die nötigen Kontakte knüpfen kann.
Das ganze ist ein vieldiskutiertes Thema, doch eine unltimative Lösung zu diesem Thema wird es niemals geben, da die ganze Menschheit aus einem erstaunlichen Mix von unterschiedlichster Kulturen, Moral und Kunstvorstellungen geprägt ist. Man sieht ja wie hilflos das immer diskutiert wird. Selbst Kunstphilosophie kann man also studieren. Nichts für ungut, aber ein wahrer Künstler darf sich nicht von irgendwelchen Regeln aufhalten lassen. Zwar mag man dann weniger Kohle machen , aber dafür ist man frei. So bleibt wiederum nur festzustellen, daß auch diese Denkweise pro und kontra bietet. In diesem Sinne beschließe ich mit meinem Motto:
"Kunst muß man nicht lernen, Kunst muß man leben!" (c) Alandur/TC/SN/AJ :)

ps: ich liebe Smilies! Für die einen ist es nur Kinderkram, mentaler Schwachsinn, Kitsch. Doch für manche ist es: KUNST.
"Ein schlechtes Geschäft für seinen Schöpfer es war,
Doch für die Welt stellen sie einen Segen dar."

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Beitrag von Jabo » 25. Mai 2008, 23:19

kaktuswasser: Diese Bilder von Max Bill haben einen ästhetischen Wert, das finde ich schon. Und wie ich schon sagte, auch das Grau von Richter hat einen ästhetischen Wert (ich fand es ein sehr schönes Grau, um ehrlich zu sein). Doch regt es wirklich zum Denken an? Ich habe ein Problem damit, wenn sich Kunst erst erklären muss, damit ein Gedankengang entsteht. Nicht, dass ich mich gegen tiefere Bedeutungen stämme. Ich bin gerade dabei, mir alle möglichen Interpretationen zu Arnold Böcklin's Toteninsel zusammenzusammeln. Aber eben erst, weil mich das Bild an sich dazu angeregt hat, nachzuforschen. Klar, jetzt kann man, wie es Alandur tut, mit Geschmack kontern, wie überall. Aber Geschmack sollte in einer Definition "Was ist Kunst?" einen möglichst kleinen Stellenwert einnehmen und nicht das letzte Wort sein.

Zu Impressionisten: Die technischen Fähigkeiten hat Richter. Aber wenn er sie nicht zeigt (in erwähntem Bild, er ist wie gesagt sehr vielseitig)… was soll's dann? Offensichtlich verstehe ich es nicht. Ich würde nur gerne mal von jemandem erklärt bekommen, was so besonders an ihm ist, bzw. was seine Kunst ausmacht? Was ich bis jetzt gehört habe, z.B. von meinem Kunstgeschichte-Prof, klang für mich wie einfaches Fanboy-Gehabe, wie es momentan gerade bei CAorg mit Wes Burt und Marko Djurdjevic überbrodelt. Wenn also jemand bereit ist, mich bezüglich Richter aufzuklären, wäre ich sehr dankbar.

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Artdek
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Beitrag von Artdek » 26. Mai 2008, 10:32

@alandur
Alles ist Kunst?
Wenn alles Kunst ist, dann ist Kunst nichts. Wozu braucht man den Begriff Kunst, wenn es Alles ist? Dann kann man auch gleich "Alles" anstelle von "Kunst" sagen.

Kunst hat etwas mit Fertigkeiten und Fähigkeiten zu tun.
Nicht jeder hat besondere Fähigkeiten in allen Gebieten. Und in einem Fach, in welchem jemand besonders fähig ist, da beginnt eine künstlerische Eignung.

Wenn "Alles" Kunst ist, dann wäre ich ein Künstler, wenn ich einen Stift auf den Tisch lege.
Doch wenn Kunst eine besondere Fertigkeit ist, dann bin ich erst ein Künstler, wenn ich den Stift um alle Finger drehen, über den Daumen werfen, ihn noch einige Male so schnell um den Zeigefinger rotieren lassen und dann am Schluss sanft auf den Tisch legen kann.

"Ein Künstler seines Fachs" ist ein Ausspruch, der seine Berechtigung in seiner Besonderheit hat. Kunst bewegt etwas: ein Gefühl, einen Gedanken, ein Gruppe; es kann verblüffen und schockieren, zum weinen bringen oder erzürnen, sich den Gaumen lecken oder kotzen.
Kunst findet seine Besonderheit in seiner Fähigkeit zum Ausdruck. Und das kann eben nicht "Alles" sein.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

Alandur
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Beiträge: 21
Registriert: 9. Jan 2008, 19:53

Beitrag von Alandur » 26. Mai 2008, 12:00

Die ganze Welt und alles darin ist etwas besonderes. Wir haben nur vergessen zu staunen und zu bewundern, weil es in der modernen Gesellschaft als rückständig und antiquiert gilt.
Daher ist auch jede Installation an sich künstlerisch wertvoll, ob es einem persönlich gefällt oder wertvoll erscheint ist individuell absolut unterschiedlich. Da habe ich auch kein Problem mit. Was mich allerdings stört, daß manche Künstler Unsummen für ein paar Klekse und Striche erhalten. Das hat nichts mit Genialität zu tun (abgesehen von der unverfrohrenen "Genialität" der Wichtigtuerei und Verkaufsgeschick), sondern mit Glück, die ich den Personen aber gönne. Denn solange man niemandem schadet, dann sollte man sein Glück und seine Ziele verfolgen.

@Jabo: Ich kenne diesen Satz: "the main enemy of creativity is a good taste". Blödsinn, dieser Satzt belegt ja, das sich der Autor von seinem eigenen Geschmack leiten läßt. Es jedoch nur diffamierend so darstellet, als wäre seine Auffassung wertvoller als die der Mitmenschen.
Jedenfalls liebe ich traditionelle, von vielen als langweilig betitelte (Achtung Modeerscheinung) Landschaftsmalerei.
Und ich liebe Impressionismus und Surealismus. Ich liebe die Vielfalt. Ich trenne und kombiniere und experimentiere. Das sind für mich wichtige Inhalte und Vorraussetzungen von Kunst. Manche werden mir zustimmen, manche es ablehnen, manche werden es nicht verstehen. Das muß man akzeptieren. So ist das Leben.


@Artdek:
"Wenn Kunst alles ist, ist Kunst nichts." Stimmt. Ich sage: "Kunst ist nichts, Kunst ist alles."
Kunst ist universell gültig, jedoch besitzt jedes Individuum einen anderen Geschmack.
Genauso wie Leben und Tod alles und auch nichts ist. Was ist real, was nicht. 0 oder 1. Welche Wahl ist weise? Selbst wenn wir die ultimative Wahrheit wüßten, könnte wir doch nichts daran ändern.

Wenn Du sagst, "...dann wäre ich ein Künstler, wenn ich einen Stift auf den Tisch lege." Tja, sowas in der Art gibt es wirklich. Am besten serviert mit einer interessanten Geschichte dazu. Mir gefällt das auch nicht, aber diejenigen die damit groß rauskommen, solche Leute sind oftmals steinreich, angesehen und erfolgreich.
Ich dagegen bin ein Niemand. Ist das fair? Nein, aber so ist das Leben. Alles wird in unserer Gesellschaft nach gewissen Werten gemessen. Entweder hat man Verkaufstalent und Glück, und am besten noch Beziehungen, oder man ist ein Nichts. Insbesondere als Künstler. Talent alleine ist nichts wert, wenn man nicht entdeckt wird oder sich entdecken lässt. Es ist doch nunmal so, das viele Künstler zu ihren Lebzeiten verkannt werden aber posthum gewaltige Summen für ihre Werke erzielt werden. Dies ist sehr bitter. Aber die Unvergänglichkeit der Werke bleibt. Zu mindest für ein paar Jahrhunderte oder Jahrtausende, je nachdem was man erschaffen hat.
Aber seien wir doch mal ehrlich. Auch wenn es niemand offen zugeben würde, welche arme Jacke würde nicht all seine Fähigkeiten gegen Ruhm, Macht, Reichtum und Liebe eintauschen, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet. ;)

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