Schlunz?

Benutzeravatar
Amanda
Senior Member
Beiträge: 524
Registriert: 30. Mai 2006, 09:45

Beitrag von Amanda » 25. Nov 2006, 20:45

Moin,

wir waren heute auf dem Hamburger Dom, da sind nur Bilder in der Art, wie Schlunz sie malt, an den Fahrgeschäften, an den Freßwagen... also gibt es dafür auch einen Markt.
Zu sagen, das wäre nun alles Mist oder ignorant finde ich dreist. Es ist anders und sicherlich ist der aktuelle Trend der, wie digitaldecoy ihn beschreibt.

Nur weil etwas moderner ist, macht es die Art und Weise noch lange nicht besser. Aktuell will jeder grün-graue schicke Logos gestaltet haben *kotz*. He, das ist ja auch ok, der ERSTE der darauf kam, dem gebührt der Ruhm etwas Neues entdeckt zu haben. Der Rest rennt meist blind dem Trend hinterher.

ßhnlich sehe ich es hier auch. Durch 3D, Film und Fotografie kommt man doch erst auf den Trichter möglichst realistisch Dinge wiederzugeben. Und ich denke es gibt viele Leute, die meinen, das wäre das Non plus Ultra.

Für mich wären die Zeichnungen von Schlunz eine unmögliche Vorlage, wenn mein Ziel wäre diesen Anspruch umzusetzen, schon weil die Vorzeichnung dem völlig entgegenspricht. Will sagen, Schlunz konnte nur in diese Richtung kolorieren, wie er es getan hat.

Duracel, ich wüsste nicht zu sagen, was man an der Vorzeichnung unberücksichtig sein lassen müsste um deinem Anspruch ein Stückchen näher zu kommen. Es würde auch bedeuten, aus den Zeichnungen die kleinen Fehler auszumerzen, die ich nun sehe, wahrscheinlich seht ihr da noch mehr was nicht passt.

Aber die Diskussion ist ein Apfel-Birne-Dingsda. Passt nicht, kann man so nicht miteinander vergleichen.

Und Schlunz? Wo möchtest Du überhaupt hin, deinen Stil perfektionieren oder tatsächlich, wie Duracel es frech vorwegnimmt, dort hin, wo viele Leute hier hin wollen (siehe DD's Posting)?

LG,
Ellie

Benutzeravatar
SickToy
Artguy
Beiträge: 1158
Registriert: 28. Mai 2006, 23:04
Wohnort: RuhrPott
Kontaktdaten:

Beitrag von SickToy » 25. Nov 2006, 20:53

Also ich fände es nicht toll, wenn ein Bild ( oder mein Stil ), mit den Bildern an Kirmeswagen verglichen werden würde., aber das nur so am Rande. Nur weil es einen "Markt" dafür gibt heisst es nicht das man sich nicht weiter entwickeln sollte.

Pff ... Kirmeswagen
He is Conan, Cimmerian, he won't cry, so I cry for him.
- Subotai .-._.-. http://www.blaettgen.com

Benutzeravatar
ThomasVeil
Senior Member
Beiträge: 380
Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
Wohnort: Amsterdam
Kontaktdaten:

Beitrag von ThomasVeil » 25. Nov 2006, 20:59

Duracel: Ich stimme dir in vielen Bereichen zu. Ich denke auch nicht das wirklich viele dieser Bildentscheidungen bewusst getroffen sind - das ist ein guter Punkt von dir. Woran du halt arbeiten musst ist solche Sachen anzusprechen ohne zu erscheinen wie jemand der Gesetze festlegt denen jeder zu folgen hat. Gib Schlunz den "benefit of doubt", das wuerde etwas Respekt zeigen. Letztendlich kann er malen wie er will ... und das sollte er auch zu einem gewissen grad.
Und ich persoenlich glaube in den letzten Bildern Fortschritte zu sehen. Wie fuer jeden anderen Kuenstler auch ist ein solcher Weg zur Verbesserung nicht "ploetzlich" sondern nimmt Zeit - manchmal ein Leben lang.

Kritisieren wuerde ich an den Bildern vor allem die Materialbeschaffenheit. Praktisch alles sieht wie aus Stein aus. Ich denke hier koennte viel mehr Differenzierung mit verschiedenen Speculars/Reflections geschehen. Metall, Wasser und Augen z.Bsp. leben halt zum Grossteil von Reflektionen und sollten nicht in der gleichen weise Beleuchtet werden wie Leder, Fell und so weiter.

Benutzeravatar
Duracel
Beiträge: 2971
Registriert: 29. Mai 2006, 10:35
Wohnort: Greven
Kontaktdaten:

Beitrag von Duracel » 25. Nov 2006, 21:36

Ellie hat geschrieben:... also gibt es dafür auch einen Markt.
Zu sagen, das wäre nun alles Mist oder ignorant finde ich dreist.
Hat das irgendwer behauptet? Nein!
Diese Deine Feststellung ist - mit Verlaub - total am Thema vorbei.
Nichtsdestotrotz wohl ganz passend, dass du das hier "reinrbingst", weil es auch Schlunz eventuell so "mißversteht".

Muß ich jetzt extra nochmal sagen, was ich schon gesagt habe?
Kurz: Es geht um die "Entwicklung".


Und es geht hier - mit Verlaub - auch nicht um "Meinen" Anspruch. Sondern erstmal um "Schlunz' Anspruch" und seine "Erwartungen" an seine Bilder und dieses Forum ... wenn er denn überhaupt sowas hat ...
Wenn sein Anspruch an die eigenen Arbeiten ist, als Illustrationen den Schaustellern auf der Kirmes zu genügen, dann sollte er das klar formulieren. Wenn sein Anspruch ist, was darüber hinaus dazuzulernen - wovon ich hier grundsätzlich ausgehe, wenn Leute in diesem Forum Bilder posten - dann ist mein Posting allerdings sachdienlich und losgelöst von mir als Einzelperson.


Du hast recht, dass seine 9 Jahre alten Zeichnungen nicht ideal für eine "entwickelte" Kolorierung sind; das steckte ja auchschon in meiner Aussage drinn, dass ich diese Entscheidung "seltsam" fand, so alte Zeichnungen heute unreflektiert zu übernehmen.
Und diese Entscheidung kann ich wirklich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Also ganz ehrlich, wenn Schlunz dazu nachwievor steht und da keinen Fehler drinn entdeckt - wovon ich aber beim besten Willen nicht ausgehe - dann wüßte ich nicht, was er hier überhaupt verloren hat.




ThomasVeil, ja, du hast Recht, dass solch ein Weg der Erkenntnis seine Zeit braucht und ich keienswegs erwarten kann, dass er hier "plötzlich" vollzogen wird - das ist es ja auch, was ich mir (siehe PostScriptum im vorletzten Posting) gerne vorwerfen lasse; aber das schließt keineswegs aus, dass man sich zumindest eingesteht, eventuell ein paar Dinge noch nicht zu sehen/zu verstehen. Getreu dem Motto "irgendwas wird schon dran sein".
Und ich spreche da aus Erfahrung - mir blieben solche Momente des "nicht wissens" ebenfalls nicht erspart.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

Trek25
Member
Beiträge: 106
Registriert: 25. Okt 2006, 08:56

Beitrag von Trek25 » 26. Nov 2006, 10:57

Pff ... Kirmeswagen
Ich finde das garnicht mal so schlecht, jeder geht vorbei, jeder sieht diese Bilder, ist doch ne Super Werbung. ;)

Benutzeravatar
SickToy
Artguy
Beiträge: 1158
Registriert: 28. Mai 2006, 23:04
Wohnort: RuhrPott
Kontaktdaten:

Beitrag von SickToy » 26. Nov 2006, 11:13

Oh Mann ... :roll:
He is Conan, Cimmerian, he won't cry, so I cry for him.
- Subotai .-._.-. http://www.blaettgen.com

Benutzeravatar
Amanda
Senior Member
Beiträge: 524
Registriert: 30. Mai 2006, 09:45

Beitrag von Amanda » 26. Nov 2006, 12:42

Hallo Duracel,

stimmt ja, was Du schreibst. Aber erst nachfragen und dann die Axt rausholen und handwerkliche Backpfeifen verpassen. :D

Bin mal gespannt was der Schlunz dazu sagt.

Aber eine Frage, die mich interessiert. Was macht die Vorzeichnungen im Detail so ungeeignet? Wie ich digitaldecoy verstanden habe, ist es die in der Vorzeichnung festgelegte Lichtsituation, was dazu führt, sich nicht von der reliefartigen Wirkung trennen zu können.

Gibt es da noch mehr?

LG,
Ellie

Benutzeravatar
oleg
Senior Member
Beiträge: 288
Registriert: 14. Jun 2006, 17:28
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Beitrag von oleg » 26. Nov 2006, 13:27

Aber eine Frage, die mich interessiert. Was macht die Vorzeichnungen im Detail so ungeeignet? Wie ich digitaldecoy verstanden habe, ist es die in der Vorzeichnung festgelegte Lichtsituation, was dazu führt, sich nicht von der reliefartigen Wirkung trennen zu können.
Eine "Vorzeichnung im Detail" ist schon ein fertiges Bild.
Eine Vorzeichnung (wie Duracel & co sie verstehen) ist eine Festlegung der großen Formen und der Komposition + eine vage Studie der Tonwerte. Die Farbigkeit, Lichtsituation und die Details entstehen im Prozess des ßbermalens der Zeichnung, von "grob" nach "fein".

Die "Vorzeichnung im Detail" ist keineswegs ungeeignet für irgendetwas, es ist nur keine Vorzeichnung mehr im Sinne einer Studie und schwer zu verändern, weil sehr viele Detailentscheidungen schon gefällt wurden und der Weg zurück einen großen Aufwand bedeutet.

Benutzeravatar
Artdek
Artguy
Beiträge: 2053
Registriert: 3. Jun 2006, 18:32
Kontaktdaten:

Beitrag von Artdek » 26. Nov 2006, 13:32

Aber erst nachfragen und dann die Axt rausholen und handwerkliche Backpfeifen verpassen.
Puh, Backpfeifen mit einer Axt ;P
Ich stells mir schmerzhaft vor.

Man sollte nicht übersehen, dass es hier wirklich den Ansatz einer neuen Farbidee bei Schlunz gibt.
Ich halte ja die Verwendung (und 1 zu 1 Lichtumsetzung) der Vorzeichnungen noch für eine kleine Entschuldigung.

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 26. Nov 2006, 15:18

@ Ellie:

Bei der Verwendung einer Vorzeichnung kann man vielleicht grob zwei grundsätzliche Ansätze unterscheiden: den, wo die Vorzeichnung zu einem Bestandteil des Bildes wird und den, wo die Vorzeichnung nur ein Hilfmittel ist und später ganz verschwindet.

Schlunz' Bilder sind ein typisches Beispiel für die erste Variante. Er klärt in seiner Vorzeichnung nicht nur die Grenzen der Objekte sondern bringt über die Schattierung auch schon die Beleuchtung ins Spiel. Die Kolorierung ist am Ende nicht mehr als ein "Buntmachen" - an der Lichsituation ändert sich substanziell nichts.

Als Beispiel für die andere Variante können vielleicht meine Bildposts weiter oben dienen. In beiden Fällen habe ich die Vorzeichnung stets auf einer eigenen Ebene gehalten und zwischendurch immer ausgeblendet um zu überprüfen, ob die farbige Ausarbeitung schon für sich selbst funktioniert.

Hier möchte ich kurz etwas weiter ausholen.

In der Vorzeichnung zeichnet man ja mit Linien. Diese Linien können mitunter ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Es gibt Linien, die eine Außenkontur beschreiben, Linien die einen Richtungswechsel in der Oberfläche beschreiben, Linien die einen Farb- oder Materialwechsel beschreiben und dann gibt es noch Linien, die eigentlich nur die Form unterstützen sollen, später aber überhaupt nicht mehr sichtbar sind. Ein Beispiel:

Bild

Fragt jetzt bitte nicht, was das ist. :)

Wir wollen anhand dieses Objektes Mal kurz überprüfen, was aus den Linien wird, wenn das Objekt farbig ausgearbeitet wird.

Als erstes haben wir da natürlich erst Mal die Outline (A), die das Objekt gegenüber dem Rest der Szene abgrentz. Hier haben wir in der farbigen Variante überhaupt keine Linie mehr, sondern nur eine Grenze zwischen der Farbe des Hintergrundes und der Farbe des Objektes. Mann kann sich hier leicht vorstellen, dass wenn der Hintergrund die gleiche Farbe wie das Objekt hätte, diese Kontur verschwinden würde. Das ist nicht unbedingt schlimm, im Gegenteil. In Bildern wird gerne mit "lost and found edges" - also Konturen, die sich verlieren und dann wieder auftauchen (kann man im Ansatz am bildlinken "Auge" sehen)- gespielt. Wenn man seine Vorzeichnung im Bild belässt, neigt man oft dazu, diese Outline im Bild zu lassen, damit das Objekt sich immer schön abgrenzt (vergleicht dazu das bildrechte "Auge", um das ich extra eine Outline gelassen habe). Das ist besser lesbar aber auch unatmosphärischer. Wenn man die Zeichnung später ausblendet, dann passiert sowas in der Regel nicht.

Gut, dann gibt es Linien, die beschreiben, wo die Oberfläche eine harte Richtungsänderung vornimmt (B). An diesen Linien ergeben sich in der farbigen Ausarbeitung Tonwertunterschiede. An solchen Stellen liegt für viele der Knackpunkt! Jeder kennt vielleicht den Effekt, dass wenn man seine Vorzeichnung koloriert hat, es ziemlich gut aussieht, wenn man dann aber die Zeichnung ausblendet, fällt die Form auseinander. Dies liegt dann immer daran, dass die Farbe als "Farbe" aufgefasst wurde und nicht als Licht, das auf eine Oberfläche fällt. Wir sprechen hier oft von "Color Blocking". Richtiger sollten wir allerdings von "Light Blocking" sprechen, denn das ist eigentlich das, was man tun sollte - aus virtuellen Lichtquellen Licht in die Szene werfen und den Effekt davon grob einblocken. Wenn ein Bild auseinanderfällt, sobald man die Vorzeichnung ausblendet, weiss man, dass man die Lichtrichtung nicht richtig eingeschätzt hat und man muss nachbesser. Leider gehen viele den anderen Weg - sie lassen die Vorzeichnung einfach drin, überlassen der Vorzeichnung die Klärung der plastischen Feinheiten und degradieren die Kolorierung damit wieder zu einem einfachen "Buntmachen". Dabei kann man Farbe und Licht doch so viel aufregender einsetzen.

Nun, und dann haben wir noch Linien in der Vorzeichnung, wo sich die Oberfläche überhaupt nicht verändert (C), weil diese Linie nur eine Hilfslinie war, um sich die Räumlichkeit des Objektes klarer zu machen und dann gibt es noch die Linien, wo sich an der Oberfläche nichts ändert, aber an dem Material (D), was sich in der farbigen Ausarbeitung dann wieder zeigt - je nach Material Mal stärker und Mal schwächer.

Indem man so arbeitet, dass man versucht, die Vorzeichnung gänzlich durch den reinen Lichteindruck zu ersetzen, erhält man große Freiheit in der Gestaltung. Schaut Euch das Beispiel mit den Kugeln weiter oben an. Es ist ganz simpel, zeigt aber, dass die Vorzeichnung im Grunde nichts weiter ist als ein Plan, wo das Licht hinfallen könnte, wo Schatten entstehen könnten, wo sich Konturen abzeichnen und wo sie verschwinden könnten. Man kann das Ganze sogar soweit treiben, dass man gar keine Vorzeichnung mehr braucht, man schaue sich dazu einfach artvandeleys Bilder an, die ein mustergültiges Beispiel für ein freies und inspiriertes Spiel mit dem Licht sind.

Wenn man dieses Ziel verfolgt (und wirklich DANN ist das alles auch nur interessant), dann sollte man seine Vorzeichnung einfach nicht zu stark ausarbeiten, denn dann ist man am Ende doch nur geneigt, die ganzen schönen Details aus der Vorzeichnung genau so beizubehalten, auch wenn sie von der Beleuchtung her keinen Sinn machen sollten.

Oder man zeichnet seine Vorzeichnung gleich als Tonwertstudie, unter Berücksichtung des Lichtes (siehe Robolus oder igino). Dann aber muss man Effekte wie "lost and found edges" und Materialunterschiede auch mit berücksichtigen und dann ist das Kolorieren wirklich nur ein "Buntmachen" und kann an der Zeichnung nicht mehr viel ändern.

Ich will noch Mal ganz klar sagen, dass ich glaube, dass man auf beiden Wegen super Ergebnisse erzeugen kann. Es sind halt zwei unterschiedliche Wege und wenn man erfolgreich sein will, muss man bei beiden konsequent sein und sie konsequent durchziehen.

Um an dieser Stelle wieder auf Schlunz und seine Arbeiten zurückzukommen, kann ich vielleicht abschließend folgendes Feststellen: Schlunz wählt eher den Weg der aufwendigen und beleuchteten Vorzeichnung, geht diesen aber nicht konsequent. Er arbeitet zu wenig mit Licht in seinen Vorzeichnungen und zu wenig mit Edges. Ich finde auch in keiner seiner Zeichnungen sekundäre Lichtquellen und architektonische Details lassen in der Regel keine klare Lichtrichtung erkennen. Mein Rat wäre, etweder dem Licht in der Vorzeichnung mehr Aufmerksamkeit zu schenken oder aber die Vorzeichnug auf's Wesentliche zu reduzieren und das Licht wirklich über ein "Light Blocking" zu erarbeiten. Beide Wege sollten auf jeden Fall vorwärts führen, denke ich.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
Amanda
Senior Member
Beiträge: 524
Registriert: 30. Mai 2006, 09:45

Beitrag von Amanda » 26. Nov 2006, 16:38

Hallo digitaldecoy,

ich werde das ausprobieren müssen um zu sagen: ich habe verstanden. :D Ich ahne Böses, back to the roots...

Besten Dank für deine Erklärung!

LG,
Ellie

Benutzeravatar
Schlunz
Member
Beiträge: 95
Registriert: 5. Okt 2006, 16:27
Wohnort: Kaff
Kontaktdaten:

Beitrag von Schlunz » 26. Nov 2006, 17:41

Oh mann, is das viel...
Erstmal thanx @ all!
Zu dem Umstand, dass ich 9 Jahre alte Bilder coloriere:
Ich hab mir nich die Bohne nen Kopf drum gemacht, ob das unkonventionell is oder ob das irgendwas darüber ausdrückt, wie weit ich mich entwickeln will oder kann... Ich hatte einfach Bock drauf. Bin ab 1.12.06 unter grafischer Festanstellung und wollte die letzten Tage der Freiheit noch mal ausnutzen, um mich künstlerisch auszutoben und um mich von monatelangem Liebeshickhack abzulenken. Ich mag diese drei Bleistiftbilder auch nach 9 Jahren noch und ich traute mich nie, sie zu colorieren, eben weil schon alles so festgelegt is.
Was ich hier lernte, betrifft nicht nur Licht, sondern auch Farbton und Sättigung und ich glaube, wenigstens da habe ich schon mal was in diese Bilder hineingebracht.
Als ich das Bild "Chapter Nine" weiter oben entwickelte, habe ich ohne Grundskizze direkt die Licht reflektierenden Parts in einen schwarzen Hintergrund gesetzt und mir wurde in diesem Forum der Lerneffekt in Sachen Licht zugesprochen...

@Daniel:
Thanx für die Fürsprache. Ich finde es gut und wichtig, dass Du die verschiedenen Aspekte, Kunst zu betrachten, in den Raum stellst und somit den akademischen Dogmatismus aus dem Vordergrund rückst.
Ich weiss übrigens, was das das komische Ding da ist! Die sehen immer harmloser aus, damit die Kinder keine dummen Fragen stellen, wenn sie mal aus Versehen die Schublade vom Nachttisch öffnen...

@Duracel:
Deine Nazi-Analogie und auch alle weiteren haben nichts mit dem Inhalt dieses Buches zu tun.
Ganz im Gegenteil zeigt es auf, wie archaische Denkmuster unser allgemeindes Miteinander erschweren...

@Ellie:
Ich hab echt ein Problem mit Deinem Kirmesvergleich, obwohl meine T-Shirtlabels auf Konzerten und Strassenfesten an ähnlichen Ständen verkauft wurden... Kirmes... Das is echt hart...
Zu Deiner Frage, wohin ich mich entwickeln will, kann ich nichts sagen. Ich hab schon so intensiv Musik gemacht und ich hab schon so intensiv literarisch gearbeitet, dass ich dachte, die grafische Kunst wird zu einem reinen Hobby, zu einer Nebensächlichkeit.
Und innerhalb der Grafik hab ich mich auch nie festgelegt. Ich will das auch gar nicht. Ich lass mich treiben und überraschen. Damit erhalte ich mir innere Freiheit und Flexibilität. Solange ich von mir aus Kunst mache, steht für mich das Gefühl im Vordergrund und Gefühl kann man in keine Richtung zwängen.
Vermarktbarkeit und der Umstand, es dem akademisch geübten Betrachter recht zu machen, bleiben für mich Nebeneffekte, obwohl ich von der Kunst lebe.

Gruss, Schlunz

Benutzeravatar
IronCalf
Artguy
Beiträge: 2042
Registriert: 29. Mai 2006, 02:52
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

Beitrag von IronCalf » 26. Nov 2006, 19:17

Woot - Daniel! Kopier deine beiden Posts sofort hier raus und in einen eigenen Tutorial-Thread. Andere/neue werden ihn hier evlt. nicht finden.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
Therefore: ART HAS NO REASON TO EXIST, OTHER THAN THAT IT BE WELL MADE. - Stapleton Kearns
If you work to make excellent things your style will develop on its own. - Stape, again

Mein Personal Showroom: http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 0&#a117960

Chinasky
Artguy
Beiträge: 3603
Registriert: 29. Mai 2006, 10:55
Kontaktdaten:

Beitrag von Chinasky » 26. Nov 2006, 19:23

Ich denke, ich kann mir erklären, woher der Kirmes-Vergleich kam: Von dem bevorzugten Einsatz weicher Round Brushes. Kirmes-Karussels werden häufig mit dem Airbrush gestaltet, der eben auch immer etwas Weiches hat.

Hier übrigens könnte man den substantiellen und - wie könnte es auch anders sein?! - sehr, sehr, sehr informativen und auf den Punkt gebrachten ßberlegungen Daniels noch etwas hinzufügen: Daß es nämlich auch ein zeichnendes Malen und ein malerisches Zeichnen gibt, gemeinhin mit "peinture" bezeichnet (kenne keinen treffenden deutschen Ausdruck dafür). Es ist meiner Meinung nach das höchste zu erreichende Ziel: daß die Linie zur Fläche und die Fläche zur Linie wird, und daß in einer Umrißlinie schon die Materialität des umrissenen Objekts, oder zumindest seine dreidimensionale Form erkennbar wird. Wichtig in diesem Zusammenhang: Lineweight. Wenn ich mir Deine Zeichnungen anschaue, Schlunz, dann haben sie einerseits viele arabeske Formen, die in ihrer Verspieltheit fast schon an den Jugendstil erinnern. Andererseits aber ist die Lineweight - im Gegensatz zum Jugendstil - so gut wie nie pointiert eingesetzt, womit Du viel Potential verschenkst. Du hast eine Affinität zu Mustern und Verzierungen (Deine Bilder sind meist auch sehr vollgepackt), die ja alle schon in Deinen Zeichnungen auftauchen. Hier wäre ein bewußterer Einsatz der Strichdicke sicherlich weiterführend. Vielleicht könntest Du mal bewußt beim digitalen Zeichnen auf Roundbrushes verzichten und lieber federartige Brushes wählen. Beim analogen Zeichnen entsprechend natürlich echte Zeichenfedern (Kalligraphie-Pinsel) verwenden. Robolus verwende eine Art Pinsel-Filzstifte, die so ein Mittelding zwischen Kalligraphie-Pinsel und Fineliner sind - seine grandios dynamischen Zeichnungen sprechen für sich.
Der Duktus ist in meinen Augen etwas sehr Spannendes und Wichtiges, in der modernen analogen Malerei ist er für mich das entscheidende Kriterium, und der exzessive Einsatz von Custom Brushes in der digitalen Malerei scheint mir ein Hinweis darauf zu sein, daß viele digital artists auch nach dieser ßberzeugungskraft des Duktus sehnen. Vorbilder in der Malerei wären beispielsweise John Singer Sargent oder der späte Frans Hals, als Vorbild in der Zeichenkunst fiele mir zuerst Egon Schiele ein, dessen Aktzeichnungen Paradebeispiele für den Einsatz von Lineweight darstellen, oder natürlich japanische Tuschen und Kalligraphie.
Eine gelungene Colorierung solle meiner Meinung nach das Element des Duktus mit enthalten. Soweit ich weiß, hatte beispielsweise artvandely sein "The-Journey-begins"-Bild nachträglich im Painter mit einem Duktus versehen. Der Duktus macht Oberflächen habtischer und sorgt dafür, daß kein langweiliger Plastik-Look entsteht.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Benutzeravatar
Schlunz
Member
Beiträge: 95
Registriert: 5. Okt 2006, 16:27
Wohnort: Kaff
Kontaktdaten:

Beitrag von Schlunz » 26. Nov 2006, 19:56

Chinasky hat geschrieben:Der Duktus macht Oberflächen habtischer und sorgt dafür, daß kein langweiliger Plastik-Look entsteht.
Soweit ich weiss, definiert der Duktus den Stil eines Künstlers und nicht die Oberflächen seiner Werke und haptisch schreibt man mit >p<. (Sorry!)
Ansonsten sehr interessant. Ich geb ne Menge auf Deine Skills. Konnte mich bisher leider nie so richtig mit digitalen Pinseln und Federn anfreunden, was vielleicht auch daran liegt, dass ich 5,5 Jahre mit Lederfarben Tierleichen verziert habe (Rotmarderpinsel Stärke Null). Mit Airbrush ging auf einmal alles viel schneller und als ich dann beim digitalen Airbrush noch nich mal mehr die Töpfchen und die Düse nach jedem Schritt reinigen musste (das nervt!), bin ich irgendwie auf digitaler Roundbrush hängen geblieben...
Du hast wohl Recht, wenn Du mir rätst, mal wieder die anderen Medien aufzunehmen. Da kann ich noch viel entdecken...

Benutzeravatar
Duracel
Beiträge: 2971
Registriert: 29. Mai 2006, 10:35
Wohnort: Greven
Kontaktdaten:

Beitrag von Duracel » 26. Nov 2006, 20:29

Nunja, Medium hin oder her - am Ende macht das den Braten doch nicht fett.
Das Medium tut doch auch nur das, was man ihm sagt - also zumindest sollte es das idealerweise.(Das Medium ist ja per Definition nur Mittel zum Zweck.) Die Probleme tauchen doch erst dann auf, wenn man es eben nicht wirklich "kontrolliert". D.h., wenn es nicht an den nötigen Stellen in seine Schranken verwiesen wird.
Wenn natürlich manche Medien bei bestimmten Dingen einfach nicht zu kontrollieren sind, weil es eben nicht so geht, wie man will, erst dann wird es Zeit das Medium zu wechseln.
Ansonsten stürzt man doch nur vom Regen in die Traufe.

Also ich habe z.B. für mich festegestellt, dass sich manche "Probleme", die ich fürher mit Aquarell hatte, in Luft aufgelöst haben, einfach dadurch, dass mir manche bildgestalterischen Zusammenhänge klar wurden. Aquarell lässt einfach manche "Umwege" nicht zu, und wer sich der Autobahn noch nicht gewachsen fühlt, der bleibt auf der Strecke.
Oder beim digitalen Malen bin ich von "vielen verschiedenen" Mitteln auf wenige "grundlegende" zurückgekommen, einfach weil ich diese früher noch nicht so bewußt einsetzen konnte und daher weiträumig ausgewichen bin.

Von daher ist es gedanklich einfach der falsche Ansatz, das Medium zu wechseln.
Das Medium selbst ist ja nicht das Problem, dementsprechend ist auch ein Wechsel nicht die Problemlösung. Das Problem wäre also eben, wie es Chinasky auch schreibt, ein Mangel an gezielt eingesetztem "Lineweight" oder ähnliches, wo das vorliegende Medium vielleicht nicht so "benutzerfreundlich" zum Ziel führt.


PS: Der "Duktus" bezieht sich ursprünglich schon allein auf die "Strichführung" und damit direkt daraus folgend auch auf die "Oberflächengestaltung". Erst davon leitet sich der Gebrauch als Synonym für "Stil" ab.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

Benutzeravatar
Artdek
Artguy
Beiträge: 2053
Registriert: 3. Jun 2006, 18:32
Kontaktdaten:

Beitrag von Artdek » 27. Nov 2006, 09:01

Soweit ich weiss, definiert der Duktus den Stil eines Künstlers
*hust*
nicht der Duktus definiert den Stil. Der Künstler definiert den Stil. :wise:

Benutzeravatar
Amanda
Senior Member
Beiträge: 524
Registriert: 30. Mai 2006, 09:45

Beitrag von Amanda » 27. Nov 2006, 09:12

Hallo Schlunz,

ich mache ab und an was für Schausteller. Mehr Ausschilderungen usw, also keine Malereien. Tatsächlich liegt es nicht am Geld, daß die sich keinen besseren Künstler leisten können. Die stinken vor Kohle, die Schausteller jetzt. Und das sind wirklich anspruchsvolle Jobs ein Fahrgeschäft entsprechend zu gestalten. Und ich glaube wenn hier jemand die Chance hätte das Design der neuen Loopingbahn anfertigen zu dürfen, wäre das eine sehr gute Referenz. Immerhin werden mit sonstigen Werbejobs auch hochkarätige Werbeagenturen beauftragt (DOM-Logo als Beispiel).

Es gehört zum Stil, ist Kult. Airbrush und eben lediglich schwarze Schatten, naive Anatomie, die Umrisse die stehenbleiben, also viele Elemente, die sich in deinen Motiven von der Ausführung wiederfinden lassen. Und dieser Stil findet sich weltweit auf allen Volksfesten wieder, also muß da offenbar mehr dran sein als Stümper, die keine Ahnung haben.

Fühle dich deshalb bitte nicht abgewertet. Im Gegenteil.

ßhnlich schaut es auch im Hardrockbereich aus. Hier finden sich auch sehr oft Motive, die ähnlich angefertigt sind wie deine Bilder. Viel Konturen, Schatten einfach dunkler, nur das sich hier oft knalligere Farben finden als in deinen Werken.

Und herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Job. Ich drücke dir die Daumen, daß alles so läuft, wie Du es dir wünschst.

LG,
Ellie

Benutzeravatar
Schlunz
Member
Beiträge: 95
Registriert: 5. Okt 2006, 16:27
Wohnort: Kaff
Kontaktdaten:

Beitrag von Schlunz » 27. Nov 2006, 12:35

@Ellie:
Ich hab wahrscheinlich zu oft beim Bummel übern Rummel Arbeiten gesehen, die ich als "hingerotzt" empfand. Vielleicht konnten oder wollten die Acteure das nicht besser hinkriegen...
Dann wär da noch der Kitsch-Factor...
Bei Bands sieht das anders aus. Ich hab schon viel Merchandise und Covers gemacht. Die Bands haben oft viel mehr Message, die sie visualisiert haben wollen und die konzeptionellen Gespräche sind mit Bands sicher witziger, als mit Schaustellern... Jedenfalls ist das Arbeiten anders, da ich mir jedes Mal die Musik der Bands intensiv reinziehe, um ein Gefühl für das Ganze zu kriegen.
Aber nichts für ungut...
Und danke, für's Daumendrücken :)

regards, Schlunz

Benutzeravatar
BRANDISH
Senior Member
Beiträge: 647
Registriert: 28. Mai 2006, 23:11
Wohnort: Machida
Kontaktdaten:

Beitrag von BRANDISH » 27. Nov 2006, 12:41

es gibt einge wirklich schoen bemalte fahrgeschaefte, btw :D ich wuerde liebend gerne eines gestalten.
Vodka! Vodka! Play the Balalaika!
Olga Katinka dance and lose Control!

Benutzeravatar
Schlunz
Member
Beiträge: 95
Registriert: 5. Okt 2006, 16:27
Wohnort: Kaff
Kontaktdaten:

Beitrag von Schlunz » 27. Nov 2006, 16:21

BRANDISH hat geschrieben:es gibt einge wirklich schoen bemalte fahrgeschaefte, btw :D ich wuerde liebend gerne eines gestalten.
Ich hab schon X Kneipenwände in Berlin gestaltet und das Schlimmste ist dieses ewige Stehen auf Leitern oder Plattformen... Das geht auf die Füsse und den Rücken. Dann bist Du abends richtig platt... Nee... Lass mal... Ich sitze lieber, während der Arbeit... B)

Benutzeravatar
Schlunz
Member
Beiträge: 95
Registriert: 5. Okt 2006, 16:27
Wohnort: Kaff
Kontaktdaten:

Beitrag von Schlunz » 2. Jan 2007, 19:14

Ich wünsche Euch ein frohes, neues Jahr!
Cheers!

Bild

Benutzeravatar
aeyol
Artguy
Beiträge: 2784
Registriert: 29. Mai 2006, 06:41
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von aeyol » 2. Jan 2007, 22:06

Hehe... kürzlich Indiana Jones gesehen? :D
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

MartinH.
Artguy
Beiträge: 3263
Registriert: 28. Mai 2006, 23:15
Kontaktdaten:

Beitrag von MartinH. » 2. Jan 2007, 22:26

Versuch mal das gleiche Bild nochmal zu malen, mache dabei allerdings keinen feineren Strich als in dem Bild:
http://www.digitalartforum.de/gallery/k ... uid%5D=159
Benutze so große brushes, das es nicht mehr möglich ist die Finger der Hand einzeln zu schattieren.

Dauert vielleicht ne halbe Stunde, aber du kannst ne Menge lernen, wenn du dich darauf einlässt.

Benutzeravatar
Hexodus
Senior Member
Beiträge: 682
Registriert: 8. Jun 2006, 22:00
Wohnort: Mainz-Kastel
Kontaktdaten:

Beitrag von Hexodus » 7. Jan 2007, 18:39

Haha, das Bild ist voll witzig. Die tote Eidechse sage ich nur.
-~ http://www.augenpulver-design.de Illustration, 3D-Grafik, Computeranimation und 3D-Visualisierung~-
http://www.fantasybuch.de «- Alle Fantasy- und Science-Fiction Bücher auf einen Blick.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder