Environmental Diversity

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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rocko
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Beitrag von rocko » 17. Okt 2007, 17:13

Das erste ist geil. Ich hätte aber vllt die hintere Bergreihe nicht von dem Lichtschein beeinflussen lassen, zumindest nicht so stark.

Vllt so?!
Bild


Das mit den Felsen ist definitiv zu weich, vllt mal nen eckigeren Brush benutzen. Gibts doch tolle in Painter.
Zuletzt geändert von rocko am 17. Okt 2007, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.
ick bin der hieronymus bosch des rap, ick male euch bilder die keener checkt

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digitaldecoy
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Beitrag von digitaldecoy » 17. Okt 2007, 17:13

@ Alex:

Was mir bei Deinen Felsen auffällt:

Du scheinst die Felsen so zu malen, dass Du eine sehr dunkle Schattenfarbe nimmst, die Felsen einblockst und dann mit einer Lichtfarbe die eine Seite malst und mit einer zweiten Lichtfarbe die andere. Dabei entstehen zwischen den beiden Lichtquellen oft dunkle Grenzen (schön zu sehen bei dem Wüstenbild). Ich würde Dir eine etwas andere Vorgehensweise empfehlen. Die zweite Lichtquelle ist bei Landschaften nämlich so gut wie immer das ambiente Licht und das kommt per Definition quasi fast überall hin.

Also, das hier sind die Schritte, wie ich sie Dir vorschlagen würde:

Bild

Den ersten Schritt musst Du vielleicht nicht direkt malen aber gedanklich solltest Du Dir Deine Szene vielleicht erst Mal komplett ambient beleuchtet vorstellen. Hier nehmen die Objekte die Farben und Helligkeiten an, die nur z.B. durch das Licht vom Himmel motiviert sind.

Im zweiten Schritt wird dann quasi das Licht angeknippst und die direkte Lichtquelle sorgt für hell beleuchtete Flächen auf den Objekten. Hier ist jetzt bemerkenswert, dass der Schlagschatten des Steines nicht etwa über die beleuchteten Flächen "drübergemalt" wird, sondern der Schatten behält quasi seine ambiente Beleuchtung und wird von der direkten Beleuchtung quasi ausgespart. Hier liegt der Grund, warum ich den ersten Schritt vorschlage - dass man sich Schatten nicht als dunkle Flächen vorstellen sollte, die über die hell beleuchteten Stellen drübergelegt werden, sondern dass man Schatten als den ursprünglichen Zustand der Szene betrachten soll, bevor das Licht die Szene teilweise erleuchtet. Hier sieht man jetzt auch, dass es eigentlich nur zwei Zustände einer Fläche gibt - ambient beleuchtet und ambient + direkt beleuchet (die beiden Lichtquellen addieren sich ja). Die direkt beleuchteten Flächen stoßen direkt an die ambient beleuchteten Flächen, es gibt keine dunklen Kanten zwischen ihnen. Es mag Verläufe geben (auf einer runden Oberfläche z.B.) aber keine dunklen Kanten.

Im dritten Schritt überlegt man sich jetzt, wo die ambiente Beleuchtung eventuell abgedunkelt werden muss, weil bestimmte Flächen vielleicht nicht so viel Licht vom Himmel abbekommen. In der 3D-Grafik nennt man das "Ambient Occlusion", deshalb habe ich das hier mal auch so genannt. Man könnte diesen Schritt auch direkt nach dem ersten durchführen, allerdings fühlt es sich für mich persönlich besser an, es erst jetzt zu machen, weil es schon in Richtung Detailausarbeitung geht. Die Form des Felsens wird quasi näher definiert. Wenn man mit diesem Schritt fertig ist, hat man quasi 90% des Felsen definiert.

Im vierten Schritt kann man jetzt noch dafür sorgen, dass die Ausrichtungen der Flächen differenziert werden. In den direkt beleuchteten Bereichen gibt es Flächen, die mehr zur Lichtquelle zeigen als andere, die werden dann auch heller und in den ambient beleuchteten Bereichen gibt es Flächen, die noch doller zum Himmel zeigen als andere und auch diese werden noch ein bißchen heller. Die Highlights werden also quasi noch ein bißchen "gepushed". Hier sollte man aufpassen, dass die beiden großen Bereiche (direkt beleuchtet und ambient beleuchtet) sich nicht zu stark annähern. Globaler Kontrast sollte stärker sein als lokaler Kontrast.

Ok, soweit mein Vorschlag zur Methode. Ich sehe in dieser Vorgehensweise ein paar entscheidende Vorteile gegenüber anderen Vorgehensweisen. Zum einen wird bei dieser Methode quasi kein einziger Schlagschatten gemalt. Das ist ein wichtiger Vorteil, denn oft malt man Schatten dunkel über direkt beleuchtete Bereiche und verfehlt dabei komplett den Effekt des ambienten Lichts. Wenn man dann erst später anfängt, in alle Schatten ambientes Licht hineinzuwerden, vergreift man sich gerne Mal. In Deinem einem Bild im Personal Showroom (mit dem orangen Pfeil) sehe ich z.B. auf der beleuchteten Bergseite so blaue Flächen und frage mich, was das sein soll. Sind das im Schatten liegende Schneeflächen? Oder ambient beleuchtete Felsen? Man kann es schwer deuten. Dabei sind gerade Berge mit Schnee extrem einfach aufgebaut. Nach dem System von oben:

Bild

Hier habe ich den dritten Schritt Mal direkt ausgelassen, weil es bei so großen Obkjekten oft schon ausreicht, einfach die Highlights zu pushen. Detail könnte man jetzt nach Belieben ausrendern. Wichtig ist hier vor allem, dass man keine Schneefläche mit einer Steinfläche verwechseln kann, weil die dunklen Schneeflächen immer heller sind als die dunklen Felsen und die hellen Schneeflächen immer heller sind als die hellen Felsen. Niemals wird ein Felsen durch das ambiente Licht so hell wie eine Schneefläche. Diese Struktur entsteht automatisch, wenn man es so angeht, wie beschrieben.

Wolken würde man übrigens auf genau die gleiche Art und Weise erfolgreich malen können.

Natürlich sind die beschriebenen Schritte erst Mal nur die Grundlage für die folgende Ausarbeitung. Für ein schön komplexes Motiv würde man sich natürlich noch diverse Effekte von reflektiertem Licht wünschen. Auch wünscht man sich natürlich Farbvariationen im Gestein und teilweise vielleicht auch Falschfarben hier und da, einfach weil es schön aussieht. Diese Effekte kann man alle auf diesem Gerüst aufsetzen, denn dabei geht es nur noch um Nuancen, an der grundlegenden Hierarchie ändert sich dadurch nichts.

Besonders die ersten beiden Schritte halte ich für besonders wichtig - zu entscheiden, wie hell die ambiente Beleuchtung ausfallen soll und wie stark die direkte Beleuchtung ausfällt. Dieses Verhältnis bestimmt in der Regel sofort, welche Wirkung das Bild erzielt. Für bestimmte Tageszeiten gibt es z.B. typische Verhältnisse:

Mittagszeit -> helles direktes Licht, dunkles ambientes Licht
Abend -> direktes Licht weniger hell, gelber und ambientes Licht heller
Sonnenuntergang -> direktes Licht dunkel (!) und und rötlich/gelb, ambientes Licht hell und sehr blau

Viele Sonnenuntergangsbilder scheitern z.B. daran, dass das direkte Licht viel zu hell gewählt wird. Schaut auch Mal die Landschaft an, wenn die Sonne rot am Horizont steht. Da kommt kaum noch Lichtenergie an, es reicht oft nur für ein sanftes rotes Licht, während die ganze Landschaft in das tief dunkle Blau des abdunkelnden Abendhimmels getaucht ist. Hinzu komme dann noch die Bewölkung, die eine große Rolle spielt. Die Sonne am Horizont wirkt nämlich deutlich heller, wenn sie durch ein Wolkenloch scheint und die Landschaft aufgrund der Wolkendecke nicht viel ambientes Licht vom Himmel abbekommt. ALLE diese Szenarien kann man ALLEIN durch die Kombination der beiden Hauptlichtquellen (direkt und ambient) abbilden und die weitere Ausarbeitung ist dann nur noch Fleißarbeit.

Zum Abschluss sollte ich noch hinzufügen, dass das alles hauptsächlich nur für Landschaftsmotive unter freiem Himmel gilt. Innenräume z.B. sind wesentlich komplexer zu betrachten. Dort wird ambientes Licht z.B. fast vollkommen durch komplexes Bounce Light ersetzt und lässt sich in der Regel nicht auf einfarbige Flächen reduzieren, so das Schritt 1 schon Mal kaum so vereinfacht darstellbar ist. Dort bietet sich dann eher das Herunterbrechen auf einzelne Lichtquellen an.
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blue_lord
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Beitrag von blue_lord » 17. Okt 2007, 17:58

digitaldecoy
Sehr schönes Tutorial . :)

Du hast ja schon an verschiedenen Stellen solche Tutorials gepostet. Gibt es diese wo gesammelt? Die würden doch gut in eine Tutorialsektion hier auf der Webseite passen!?

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antiFog
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Beitrag von antiFog » 17. Okt 2007, 19:12

wow, schöne tipps, daniel. danke. sowas hilft immer ungemein.
"In diesen Momenten schmeißt die Artbooks in die Ecke und stapelt Klorollen." - Daniel Lieske

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SickToy
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Beitrag von SickToy » 18. Okt 2007, 09:36

Klingt wie Ryan Church ... "Drawing with the Lights turned off ... "
He is Conan, Cimmerian, he won't cry, so I cry for him.
- Subotai .-._.-. http://www.blaettgen.com

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Beitrag von Jabo » 23. Okt 2007, 23:37

Toll, Daniel. Vielen Dank.

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Beitrag von Artdek » 25. Okt 2007, 06:13

backslapper, jabo, NICE! Very nice! Master Daniel ist eben ein prima Lehrer.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Beitrag von Artdek » 25. Okt 2007, 16:05

Dann ist der eben auch ein Klasse Lehrer. :D
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Beitrag von acapulco » 25. Okt 2007, 16:25

Nicht durch Daniels tut enstanden, aber auch irgendwie. Eher ein Speedpaint. Schön wenn man Bilder im Kopf hat!

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Zuletzt geändert von acapulco am 24. Jan 2009, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Goliath » 26. Okt 2007, 14:37

ah fett fett fett, nicht nur die bilder besonders Daniels Tutorial.

Es wird echt Zeit dasses hier so eine Tutorial sammelstelle gibt,wo man tolle Erklärungen, die immer wieder zwischendurch in Threads gepostet werden, archivieren kann um sie so vorm abrutschen ins vergessen zu bewahren!

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Beitrag von JahGringoo » 26. Okt 2007, 14:58

ja, so n toutorial threat wär auf jeden fall nicht verkehrt, vorallem würde sich da sicher einiges anhäufen und es würde mehr bringen, als vereinzelt gepostete tuts, weil man dort dann gezielt suchen könnte.

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Beitrag von digitaldecoy » 27. Okt 2007, 18:01

Ich finde, von der Beleuchtung her hat sich dieses Experiment direkt gelohnt. Auch die Wolken sind klasse geworden, finde ich. Ein "Fehler" ist es sicher nicht, es anders zu machen. Ich finde nur, es ist recht praktisch, mit wenigen Handgriffen schon sehr nah am Endergebnis zu sein. Ich habe auch viele Bilder von dunkel nach hell gemalt und ich fand, es war immer ein ewiges Gefummel, bis man bei den Verhältnissen angekommen ist, die man sich am Ende gewünscht hat.
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Beitrag von digitaldecoy » 28. Okt 2007, 00:45

Wald ist ein Motiv, das ich bisher noch nie so richtig zu meiner Zufriedenheit umsetzen konnte. Ich bin ein großer Waldfan, habe große Teile meiner Kindheit im Wald verbracht und Wälder ziehen mich immer noch magisch an. Ich habe als nächstes ein Waldmotiv in Planung (hab mich ja in "In der Falle" schon etwas rangetastet) und werde da auch erst einen Ansatz entwickeln müssen. Ich bin sehr auf Deine Experimente gespannt, denn ich bin da im Moment in ein paar viel zu simplen Ansätzen festgefahren und brauche da unbedingt Inspiration.
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Beitrag von acapulco » 29. Okt 2007, 11:49

Naja, wenn dich die details stören... blur doch einfach mal die referenz, oder kneif die augen zu, dass du nurnoch das wichtigeste erkennst.

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Beitrag von digitaldecoy » 29. Okt 2007, 12:56

Benutzt lieber Noise>Median, um die Referenz zu vereinfachen. Ich finde, dieser Filter kommt im Ansatz dem schon recht nahe, was man beim Malen eigentlich versucht zu erreichen.

Spontaner Gedanke zu Deinen beiden Wald-Bildern: zu viel Licht irgendwie. Ich meine, durch die dichten Baumkronen kommt ja wirklich nicht mehr viel Licht durch und im Grunde liegt ja alles im Schatten. Bis auf die Stellen natürlich, wo direktes Licht dann doch einen Weg nach unten findet - was immer die schönsten Stellen in einem Waldmotiv sind, wie ich finde.

Was das Malen von Wald angeht, kann ich die Ghibli-Filme als Referenz empfehlen. Nausicaa, Totoro und Mononoke z.B. aber auch "Kikis kleiner Lieferservice". Und natürlich den Prototypen des geheimnisvollen Märchenwaldes in Ridley Scotts "Legend" (den Wald dort finde ich z.B. tausend Mal besser als den hingeschlunzten Fangornwald aus "Herr der Ringe". Ich hatte mich so auf den Fangornwald gefreut aber was die daraus gemacht haben, fand ich extrem enttäuschend).

Muss auch bald mit neuen Maldmotiven anfangen, habe ich mir fest vorgenommen.
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