Sgt.Pepper hat geschrieben:Wenn eine Farbe beim trocknen matt wird, liegt es hauptsächlich am Pigment, wobei Erdfarben und Elfenbeinschwarz am meisten dazu neigen.
Meiner Erfahrung nach trocknet vor allem Lampenschwarz/Rußschwarz matt auf, während Elfenbeinschwarz nicht so sehr "ermattet". Sollte man aber mit den Schwarzsorten seines Lieblingsherstellers am besten selbst austesten.
Wenn die Farben matt werden, ist der Grund dafür, daß daß Malmittel in der obersten Schicht schwindet - die Mattigkeit ist ja nichts anderes als die diffusen Reflexionen auf den "frei liegenden" Pigmenten. Daher ermatten Erdfarben aufgrund ihrer Pigmentgröße eher als organische Farben wie Indischgelb oder Krapplack.
Das Standöl verwechselst du vermutlich mit sonneneingedicktem Leinöl, denn das Standöl hat eine unerträglich lange Trockenzeit.
Danke für den Hinweis! Ich mußte jetzt erst googeln, weil ich dachte, Du habest Dich geirrt. War aber mein Fehler! Das mit der "unerträglich langen Trocknungszeit" kann ich allerdings nicht unterschreiben, das Leinöl-Standöl, wie man es z.B. von Cremer kaufen kann, hat zumindest dann, wenn man es wie ich in relativ geringen Mengenv erwendet, eine recht passable Trocknungszeit - und die Farben werden bei seiner Verwendeung eben satter und brillanter, als wenn man Terpentinbalsamöl verwendet.
Chinasky hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist z.B. Lichter Ocker als Farbe einfach unverzichtbar - wenn man sich aber nur auf Systeme a la "zwei von jeder Sorte, eins kalt, eins warm" stützt, dürfte der Lichte Ocker schon mal nicht dabei sein.
Selbstverständlich ist er dabei, denn was ist lichter Ocker? Genau, ein warmes gelb.
Nö, lichter Ocker ist lichter Ocker. Wenn man einen Anfänger losschickt, ein warmes und ein kaltes Gelb zu kaufen, dann wird er wahrscheinlich mit Cadmiumgelb zitrone und Indisch Gelb zurück kommen - oder sowas in der Art. :p
Es ist nicht zufällig so, dass Anfängermalkästen über ganu diese Kombination an kalten und warmen Farbtönen besitzen.
Und ich würde nun mal empfehlen, keinen solchen Anfängermalkasten komplett zu kaufen, weil man manche der darin enthaltenen Farben so gut wie nie braucht, während andere wichtige Farbtöne nicht enthalten sind. *schulterzuck*
@Duracel:
@s/w
Es gilt hier wie in jedem Medium ... eine Beschränkung reduziert die Gefahr sich durch ein zu komplexes System zu überfordern,
gerade wenn wie hier, Chinasky, jedes Farbpigment seine physikalischen Eigenheiten mitbringt!
Umgekehrt, beschränke ich mich dauerhaft, bleibt ich in der Tat "beschränkt".
Haben wir nicht schon mal genau über dieses Thema diskutiert? Oder hab ich das mit jemand außerhalb des Forums getan? Ich persönlich denke, daß man entweder richtig oder gar nicht mit der Ölmalerei beginnen sollte. Die prinzipielle Entscheidung, ob es Öl sein soll oder nicht, sollte am Anfang getroffen werden. Dazu sollte man sich Ölbilder und Acrylbilder von anderen (Meistern) anschauen und überlegen, ob man für die eigenen Bildvorstellungen wirklich Ölfarben braucht, oder nicht.
Wenn man sich einmal für Öl entschieden hat, dann, so finde ich, sollte man den erhöhten Komplexitätsgrad am Anfang akzeptieren. Techniken kümmern sich nicht um den Steigungsgrad der Lernkurven.
Es mag am Anfang anstrengend sein, gleich mit zehn oder fünfzehn Farbklecksen auf der Palette umgehen zu müssen. Aber man beginnt auch das Gitarrenspielen nicht mit einer Gitarre, die nur zwei Saiten hat, man montiert auch beim Klavier nicht die Hälfte der Tasten ab, um den Anfänger nicht zu überfordern.
Mir ist klar, daß es sich hier nur um meine persönlichen Ansichten bezüglich der Didaktik handelt, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es sinnvoller ist, von Anfang an eine "vollständige" Palette zu haben insofern, als man jeden Farbton, den man sieht, mit den vorhandenen Farben auch ermischen kann. Das schließt nicht aus, daß man später noch die eine oder andere Farbe, die man nie benutzt, wieder wegläßt oder ein paar exotischere Farbtöne, die einem gut gefallen, hinzufügt.
Aber: Wichtigstes Argument für die Ölmalerei ist die unübertroffene Farbtonvielfalt, die man mit Ölfarben erzielen kann. Wenn man's weniger differenziert braucht, böten sich ohnehin unkompliziertere Techniken (Guache, Acryl, Tempera usw.) an. Wenn man aber anfängt, sich durch eine unnötige Beschränkung der vorhandenen Farben unnötige Fesseln anzulegen, dann kann das den Lernfortschritt m.M.n. eher behindern als fördern. Ich gehe hier allerdings davon aus, daß es sich um jemanden handelt, der die prinzipiellen Regeln jeder Malerei schon beherrscht, der sich über Tonwerte, Shapes und und und schon im Klaren ist und dieses Basics jetzt nicht mit den Ölfarben nochmal wiederholen will. Vielmehr habe ich hier jemanden vor Augen, der weiß, was er an Bildwirkungen erzielen will - und der jetzt nur ein neues Medium erkunden möchte, weil ihm die Möglichkeiten konkurrierender, meist weniger komplexer Medien nicht ausreichten.
Meine persönlichen Erfahrungen waren folgende: Als junger Student, dessen Geiz jedem Schotten Ehre gemacht hätte, hab ich erstmal nur mit selbstangeriebenen Farben gemalt, die aus Leinöl und den Pigmenten, die bei uns einmal wöchentlich kostenlos aus den Restbeständen einer abgebrannten Farbenfabrik verteilt wurden, bestanden. Das lief dann auf eine monochrome Malerei hinaus: Mal malte ich ein Weiß-Dunkelbraun-Bild, mal ein Weiß-Dunkelblau-Bild.
Lernnutzen: so gut wie null. Heutzutage muß sich nieman mehr seine Farben selbst anreiben, die Stunden, die ich mit dem Anreiben verbrachte, waren vertane Zeit, die entstandenen Farben waren nie besser als handelsübliche Tubenfarben. Und meine Malerei war komplett unfarbig - eine gewisse koloristische Unsensibilität hängt mir bis heute an.
Noch weit in mein Studium hinein malte ich mit billigen Farben aus irgendwelchen dubiosen chinesischen Quellen, malte mit minderwertigen Pinseln auf billigem Nesselstoff. Pro Bild (an dem ich vielleicht eine Woche oder so arbeitete) sparte ich damit vielleicht umgerechnet 10 Euro. Wahrscheinlich hätten alle meine Bilder aber doppelt so gut (bzw. nur halb so schlecht) sein können, wenn ich da von Anfang an vernünftige Pinsel, vernünftige Leinwand und eine ausreichend große Farbpalette gewählt hätte - die Beschränkungen waren nur Beschränkungen, keine Erleichterungen, um die Komplexität anfangs gering zu halten.
Was die chemischen Eigenschaften der Pigmente angeht, so lernt man die ohnehin nicht durch Theorie-Pauken, sondern durch ausprobieren. Wieviel Englischrot man mit wieviel Zinkweiß mischen muß, um einen bestimmten Ton zu erzielen - das muß man ein paarmal ausprobiert haben. Und so ist das mit allen Farben. Und am experimentierfreudigsten ist man, wenn man einen ganz bestimmten Farbton unbedingt haben will und
weiß, daß der prinzipiell mit den Farben, die man auf der Palette hat, zu ermischen ist. Wenn man dies nicht weiß - dann läßt man das Experimentieren viel schneller und beruhigt sich mit dem Gedanken, daß man später (wann soll das sein?), wenn man mehr Farben zum Mischen hat, das ja immer noch ausprobieren könne...
Naja, jetzt schreib ich hier schon wieder Romane, dabei ist mir bewußt, daß andere es genau andersrum sehen könnten. Ich belaß es mal mit dieser Zusammenfassung: Ich glaube, daß durch eine Beschränkung auf anfangs nur sehr wenige Farbtöne sich insgesamt gesehen der Lernfortschritt beim Ölmalen eher reduzieren als erhöhen dürfte.