Fantasie oder Inspiration?

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unl1mited
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Fantasie oder Inspiration?

Beitrag von unl1mited » 13. Mär 2011, 19:30

Nabend

Komischerweise hat mein alter Account nicht mehr funktioniert, deshalb musste ich mir
einen neuen machen.

Jedenfalls geht es mir um folgendes:
Ich hatte in der letzten Zeit sehr wenig Zeit, um zu malen und zu zeichnen, was natürlich
nicht heißt, dass ich keine Lust hatte. Ganz im Gegenteil: Ich wollte, hatte aber auch keine Ideen.
Das Problem verfolgt mich bis jetzt:
Bevor ich mir einen Keilrahmen, Zeichenblock oder das Grafiktablett schnappe, will ich eine
Idee für etwas haben, was ich male. Vorher habe ich viel mit Büchern und mit der Zeitschrift
"Mein Kreativ Atelier" gearbeitet, damit ich besser werde. Hat auch geklappt, denke ich.
Allerdings will ich mal gerne eigene Ideen verwirklichen, ihr wisst bestimmt, was ich meine.
Wenn ich mir jetzt die ganzen Bilder hier anschaue (ob Speedpaintings, Environment oder
Sonstiges), dann frage ich mich echt, woher ihr die Ideen habt.
Bei mir war es so, dass ich abends/nachts plötzlich Ideen hatte, irgendwelche Bilder kamen
mir zugeflogen. Das hat, wie schon erwähnt, komischerweise aufgehört.

Also, woher nehmt ihr eure Ideen? Lasst ihr euch von Bücher, von der Natur, von anderen
Bildern und Künstlern inspirieren? Habt ihr irgendwelche Kreativitätstechniken (es gibt ja
bspw. diese Programme, mit denen man Abstraktes generieren kann), die ihr benutzt? Oder
fangt ihr einfach an irgendwas hinzukritzeln?

Ich bedanke für mich alle Antworten! Diese Frage liegt mir nämlich brennend auf der Zunge,
wenn ich eure Bilder sehe.

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 14. Mär 2011, 00:47

kenn das problem exakt so wie du es beschreibst. mit diesen techniken kannst du lernen bilder zu generieren, aber es ist unwahrscheinlich, dass die emotionalen impact haben und damit wirklich gut werden. kann dir leider keine lösung anbieten. ich denk mittlerweile eher das malen auf dauer nix für mich ist. hoffe du hast mehr glück bei der lösungssuche :D. lass es mich wissen falls du nen weg findest.

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WhiteLady
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Beitrag von WhiteLady » 14. Mär 2011, 08:55

Naja, wenn ich gute Bilder von anderen Künstlern sehe, dann zuckts mir in den Fingerspitzen und ich will auch wieder was machen.

Ich hab jetzt ein paar Jahre lang pausiert mit der digitalen Illustration, und ich für mich kann sagen: Wenn du mal Ideen hattest für Bilder, dann kommt das auch wieder, wenn du wieder mehr machst. Plötzlich bist du wieder Gefäß für die ganzen Bilder, die so im Äther rumschwirren, und sie kommen wieder zu dir. Klingt zwar jetzt komisch, aber mir geht das so. Was nicht heißen soll, dass ich das Gefühl habe, es kommt alles fremdbestimmt. Was man dann aus der Idee macht, liegt an der persönlichen Erfahrung. Man fängt an, merkt, ok, hier und da hakt die Idee noch, was Bildaufbau oder Proportion oder sonstwas angeht, und arbeitet weiter dran.

Kreativitätstechniken, wie erstmal grobe flächige Shapes vor sich hin doodeln und dann die, die man mag, ausarbeiten, funktionieren da auch sicher gut, um wieder reinzukommen.

Emotionalen Impact bekommen die Bilder dann, wenn man gern Geschichten erzählt. Das hat weniger was mit Mal- und Zeichentechniken zu tun.

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Beitrag von unl1mited » 14. Mär 2011, 16:49

Tach!
MartinH. hat geschrieben:kenn das problem exakt so wie du es beschreibst. mit diesen techniken kannst du lernen bilder zu generieren, aber es ist unwahrscheinlich, dass die emotionalen impact haben und damit wirklich gut werden. kann dir leider keine lösung anbieten. ich denk mittlerweile eher das malen auf dauer nix für mich ist. hoffe du hast mehr glück bei der lösungssuche :D. lass es mich wissen falls du nen weg findest.
Na das ist ja schon mal tröstend, dass ich nicht alleine bin. :D
"Techniken" soll ich es ja viele geben, aber bei mir ist es so, dass ich dann teilweise "deinspiriert" werde. Es ist bei mir genau wie bei WhiteLady, ich sehe andere Bilder und ich
bekomme extreme Lust, zu malen. Doch dann fehlt die Idee oder das Bild, das ich mir angesehen habe, schwebt im Kopf. Kopieren will ich ja nichts. Deswegen frage ich mich ja auch, woher hier alle ihre Ideen nehmen.
Besonders stark ist es bei mir mit Figuren. Nur ein kleines Beispiel:
Ich will einen Krieger malen. Mist, welche Pose nehme? In was für einer Szene steht er? Was für eine Rüstung trägt er? Was für Gravuren hat sie? Was für Waffen trägt er? Etc pp.
Jetzt werden manche sagen: Gucke dir Fotos oder andere Bilder an. Ich will aber nichts kopieren, die bleiben dann einfach bei mir im Kopf hängen. Ich persönlich glaube einfach, dass
das auf Erfahrung aufbaut (je mehr man zeichnet/mal und je mehr man in verschiedene Richtungen geht, desto eine größere Fantasie baut man sich auf) ?
WhiteLady hat geschrieben:Naja, wenn ich gute Bilder von anderen Künstlern sehe, dann zuckts mir in den Fingerspitzen und ich will auch wieder was machen.

Ich hab jetzt ein paar Jahre lang pausiert mit der digitalen Illustration, und ich für mich kann sagen: Wenn du mal Ideen hattest für Bilder, dann kommt das auch wieder, wenn du wieder mehr machst. Plötzlich bist du wieder Gefäß für die ganzen Bilder, die so im Äther rumschwirren, und sie kommen wieder zu dir. Klingt zwar jetzt komisch, aber mir geht das so. Was nicht heißen soll, dass ich das Gefühl habe, es kommt alles fremdbestimmt. Was man dann aus der Idee macht, liegt an der persönlichen Erfahrung. Man fängt an, merkt, ok, hier und da hakt die Idee noch, was Bildaufbau oder Proportion oder sonstwas angeht, und arbeitet weiter dran.

Kreativitätstechniken, wie erstmal grobe flächige Shapes vor sich hin doodeln und dann die, die man mag, ausarbeiten, funktionieren da auch sicher gut, um wieder reinzukommen.

Emotionalen Impact bekommen die Bilder dann, wenn man gern Geschichten erzählt. Das hat weniger was mit Mal- und Zeichentechniken zu tun.
Mir geht so wie dir. Wenn die Ideen wieder kommen, dann wäre das natürlich optimal (dazu
unten noch etwas). Ansonsten danke für die Tipps, am Wochenende werde ich wohl einfach
mal anfangen was hinzukritzeln. Da fällt mir auf: Da ist sicherlich auch so eine kleine Hemmung, die vielleicht meine Inspiration in gewisser Weise behindert. Ich hatte ja jetzt eine sehr lange Pause, deswegen habe ich auch nicht zu große Erwartungen an meine Bilder, was natürlich in absolutem Kontrast dazu steht, wenn man sich die tollen Bilder von anderen Künstlern ansieht.


Was übrigens interessant war: Nachdem ich mich hier einmal so richtig ausgeschrieben habe (gestern), kamen mir plötzlich wieder vor dem Schlafengehen einige Ideen zugeflogen. Keine Ahnung woran das lag, aber so war es auch früher. Ich lag nur da und nach und nach erschienen irgendwelche Bilder vor meinen Augen, die ich am liebsten direkt angefangen hätte, zu malen. Bin dann im Endeffekt glaube ich auf 10 Stichworte gekommen (natürlich alles direkt notiert!).

Ansonsten steht die Frage natürlich weiter offen. Ich persönlich werde wohl auch einige Sachen ausprobieren (in der nächsten Zeit mal Kreativität durch Bücher, abstrakte Techniken, etc.). Und irgendwo hatte ich (ich glaube bei vimeo.com) noch so ein tolles Video gefunden: Dort hat der Autor seine Herangehensweise demonstriert mit versch. Programmen: Erst etwas abstraktes mit so einem bestimmten Programm, dann inspirieren lassen, was erkennt man? Konturen, etc. etc.

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 14. Mär 2011, 18:49

Ich will einen Krieger malen. Mist, welche Pose nehme? In was für einer Szene steht er? Was für eine Rüstung trägt er? Was für Gravuren hat sie? Was für Waffen trägt er? Etc pp.
Jetzt werden manche sagen: Gucke dir Fotos oder andere Bilder an. Ich will aber nichts kopieren, die bleiben dann einfach bei mir im Kopf hängen. Ich persönlich glaube einfach, dass
das auf Erfahrung aufbaut (je mehr man zeichnet/mal und je mehr man in verschiedene Richtungen geht, desto eine größere Fantasie baut man sich auf) ?
bei mir wars so, das ich mir irgendwann mehr mit abstrakter malerei und formalia beschäftigt habe, und jetzt bildinhalte aus formalen aspekten herraus generiere. dein kriegerbild würde ich dann mit ner kompositionsskizze und abstraktem gekritzel beginnen, und dann die pose so wählen das die komposition cool ist, rüstungsdesign nach den farben und dem look den ich im bild haben will etc.. ich hab dank fehlender ideen für inhalte und weil ich genau so wie du nicht mag irgendwas zu kopieren einfach immer alles der form untergeordnet und da dann subjektiv entschieden was mir grad besser gefällt. teils auch durch ausprobieren und assoziative techniken.
rückblickend würd ich das eher als sackgasse bezeichnen, weil es das problem nicht löst. ich kann jetzt "bilder generieren" auch wenn ich vorher nicht im entferntesten weiß was ich malen könnte und hinterher kommt irgendwas dabei raus (meist landschaften) was auch irgendwer "cool findet", aber halt nie "was richtiges".

Avir
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Beitrag von Avir » 14. Mär 2011, 19:18

Ich denke das ist total normal. Der Mensch ist nun mal nicht so kreativ wie er denkt oder es gern wäre. Im endeffect bedient sich jeder künstler irgendeiner inspiration und "kopiert" somit auch irgendwie. Ich hab gerade angefangen zu studieren und mein dozent hat uns ein gedicht vorgelesen und wir sollten dazu was zeichnen und am anfang saßen da echt 11 leute ( wir sind 11) und haben einfach das total offensichtliche rausgehauen. Guck dir doch mal die conceptartists an.. die benutzen programme wie alcamy oder suchen sich irgendwelche tiere dessen formen sie nehmen oder anhand der sie sich inspirieren. Andere fangen einfach so an und lassen etwas entstehen und lassen sich von dem entsandenen inspirieren oder klatschen 1000 silhouetten raus bis sie was haben was gefällt. Ich denke wichtig ist einfach nur das du deinen stift bewegst und der rest kommt von alleine. ich bin kein Profi... aber das ist so der eindruck den ich habe.

Edit : und ich denke auch je mehr du machst desto weniger probleme hast du weil du dir ja eine immer größere visuelle datenbank anlegst

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Beitrag von ThomasVeil » 14. Mär 2011, 20:52

Ich hab das echt noch nie gehabt - ich wuenschte immer ich haette zehn mal mehr Zeit um all die Sachen zu malen die ich gerne machen wuerde. Und wie WhiteLady schon sagt: Wenn man dann noch andere Kuenstler anguckt wirds noch schlimmer "oh, das will ich auch mal malen".

Was mir generell auch hilft ist das ich meine Ideen meistens aufschreibe. Selbst wenns nur ein Satz ist wie "Raumschiffe die Alltags-dinge erledigen". Und wenn ich mal Zeit hab, brauch ich nur nachgucken. Wenn man so eine Vorgabe hat, erledigt sich der Rest eigentlich von Alleine - man muss halt nur immer durchdenken welcher Look/Technik das Ziel am Besten Umsetzt.
webseite: http://www.oxpal.com - mein patreon projekt: https://www.patreon.com/oxpal

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Beitrag von Coro » 15. Mär 2011, 14:48

Was ich mach wenn ich nen kreativen Durchhänger hab, einfach die Skizzenblöcke rausholen, da zeichne ich rein wenn ich zwar Ideen hab aber keine Zeit. In den Blöcken sammelt sich mit der Zeit soviel Zeug dass man eigentlich für jede Gelegenheit immer was findet was passt.

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Beitrag von digitaldecoy » 15. Mär 2011, 17:30

Ich habe das Gefühl, dass es manchmal sinnvoll ist, Ideen "anzureichern" oder zu "verdichten". Wenn ich z.B. daran denke, wie die Wormworld Saga angefangen hat - das waren nur ein paar unspektakuläre Ideen. Erst mit der Zeit haben sich weitere Ideen dazugesellt und das Konstrukt würde langsam größer, bis es an einen Punkt gekommen ist, wo es eine Art "Gravitation" ausgebildet hat und immer mehr Idee angezogen wurden. Wie ein riesiger Himmelskörper, der immer mehr an Masse zunimmt. Und irgendwann hat dann die "Fusion" eingesetzt und die Idee strahlt jetzt so viel überschüssige Energie ab, dass meine Lebenszeit nicht ausreichen wird, diese jemals zu verbrauchen. Zumindest ist das derzeit mein Gefühl.

Aber grundsätzlich würde ich dazu raten, Ideen ein bißchen aufzupeppen, indem man sie ein bißchen weiterspinnt. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum Fan Art so viel Spaß macht - da hat dann halt jemand anderes schon eine Idee soweit ausgearbeitet, dass sie neue Ideen anzieht/provoziert.

Und dann ist da natürlich auch einfach der Drang des Erzählers. Manchmal kann man mit einem Bild eine Faszination illustrieren und damit für andere zugänglich machen. In James Camerons "Avatar" kann man z.B. sehr schön die Begeisterung des Regisseurs für die Unterwasserwelt erkennen (er ist leidenschaftlicher Taucher). Indem er die für ihn faszinierenden Farben und Formen in einen neuen Kontext setzt, teilt er seine Faszination mit anderen Menschen. Und ich glaube, es geht bei der Kunst immer darum, etwas mit anderen zu teilen. Eine bestimmte Weltsicht oder eben eine Geschichte. Und wenn die Geschichte nur lautet "schau mal, wie faszinierend Kristalle sind!" oder so. Damit würde ich auch dazu auffordern, zu erforschen, was einen wirklich selbst fasziniert. Viele malen reflexartig Monster, Landschaften, Raumschiffe ... obwohl es sie eigentlich nicht fasziniert. Man kann sich da über lange Zeit selbst an der Nase herumführen. :)
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Beitrag von Chinasky » 17. Mär 2011, 12:20

digitaldecoy hat geschrieben:Erst mit der Zeit haben sich weitere Ideen dazugesellt und das Konstrukt würde langsam größer, bis es an einen Punkt gekommen ist, wo es eine Art "Gravitation" ausgebildet hat und immer mehr Idee angezogen wurden. Wie ein riesiger Himmelskörper, der immer mehr an Masse zunimmt.
Hört sich wie die Beschreibung eines Schwarzen Loches an. :D scnr

Und, um noch was Konstruktives zu bringen: Sich ein Bild auftragen lassen ist supi. Seit ich als Illustrator angestellt bin, hab ich alles mögliche (z.B. ausgeprägten Zeitmangel), aber ganz gewiß nicht das Problem, keine Bildideen zu finden. Im Gegenteil: zuviele eigene Ideen sind da eher hinderlich, weil der Gedanke: Hhm - das könnte man so oder so vielleicht viel besser hinkriegen! störend sein kann angesichts von engen deadlines. Und so ein Gedanke stellt sich regelmäßig ein, wenn man an einer Sache arbeitet.

Will sagen: Eigentlich braucht es nur den Anstoß a la "Wir brauchen einen Ork mit einer großen Axt in der Hand für Seite 215". Dann macht man Scribbles, eins davon sieht besser aus als die anderen, und dann bekommt man eine Art Spin in diese Richtung - und der Rest ergibt sich eigentlich von allein.
Workflow entwickelt also eine Art eigener Strömung.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von digitaldecoy » 17. Mär 2011, 15:40

Hehe, ja - ich habe aus aktuellem Anlass ein bißchen versucht, das sich anbietende Bild der "kritischen Masse" und der ab einem bestimmten Punkt von alleine laufenden Kettenreaktion zu umschiffen...
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unl1mited
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Beitrag von unl1mited » 17. Mär 2011, 18:02

Hallo!

Endlich komme ich mal dazu, zu antworten.

@MartinH
Ja ich verstehe, im Endeffekt kommt zwar irgendwas raus, aber man hat nicht die nötige
Kontrolle. Bei mir wären das vermutlich auch größtenteils Landschaften.
Dass gewisse Ideen einfach zugeflogen kommen, finde ich an sich ja ziemlich cool, da die
meisten Ideen mir auch gefallen. Das Problem ist, wenn ich mir sage: So, ich habe jetzt Lust
zu malen - dann fällt mir keine Idee ein. Selbst wenn ich weiß, dass ich etwas malen will
(also wieder das Beispiel mit dem Krieger), dann fehlt mir noch immer das Bild, das ich wie
bei den zugeflogenen Ideen direkt vor meinen Augen sehe.


@Avir
Klar, wobei die Inspirationen wahrscheinlich individuell sind. Ich frage mich einfach: Wenn ich
beispielsweise ein Megabild sehe, richtig futuristisch, fettes Raumschiff usw., dann frage ich
mich woher er die Inspiration genommen hat. WENN es ein Bild war: Inwieweit hat er es
kopiert?
Genau, Alchemy war es! Das kam auch in dem Video vor, erst mal Abstraktes generieren und
sich da dann Silhoutten heraussuchen und weiter bearbeiten.
Bei mir ist vor allem das Problem wenn ich einfach anfange irgendwas zu malen, z.B. eine
Person, dann ist sie meistens in der gleichen Pose und sieht oft gleich aus (empfinde ich
zumindest so). Das mit der visuellen Datenbank ist natürlich auch interessant und ich glaube
auch, dass es so etwas gibt. Aber wenn man es so sieht, müsste man doch am Anfang
zuerst kopieren, kopieren, kopieren, damit man sich solch eine Datenbank aneignet und
später für eigene Ideen die nötigen "Referenzen" hat.

@ThomasVeil
Glaube mir, das ist besser so :) Aufschreiben tue ich auch sofort, meistens auch nur ein
paar Wörter. Wenn ich das dann lese, sehe ich das Bild wieder sofort vor meinen Augen.

@digitaldecoy
Das ist ein wirklich interessanter Aspekt. Somit könnte man sich mal auf eine Idee
konzentrieren und diese erweitern. So etwas hatte ich auch mal, wo ich mir praktisch eine
Bilderstory ausgedacht habe, die mit einer normalen Idee angefangen hat.
Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren, dann nimmt man sich sicherlich auch mehr Zeit
für seine Projekte und man hat nicht immer den Ideenmangel.

PS: Ganz viel Erfolg für die Wormworld Saga, ich liebe deinen Stil einfach total und hoffe
echt, dass du daran in Fulltime arbeiten kannst (ist doch echt ein Traum)! :)

@Chinasky
Naja, jetzt kann ich das Problem von zu vielen Ideen wohl doch nachvollziehen.
Also du meinst, grobe Ideen reichen aus, zu denen man Scribbles anfertigen sollte und
demnach kommt es praktisch "von alleine"?
Hört sich auch gut an, allerdings ist eine Grundidee natürlich Voraussetzung. Da ist gerade
z.B. wieder so ein Problem: Ich habe eine Idee, nämlich etwas Kerkerähnliches(von so
einem Schloss) zu malen. Allerdings sehe ich das Bild nicht ganz vor mir. Was würdet ihr
mir in einem solchen Fall empfehlen?

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 18. Mär 2011, 16:41

unl1imited hat geschrieben:Allerdings sehe ich das Bild nicht ganz vor mir. Was würdet ihr
mir in einem solchen Fall empfehlen?
Anfangen. Kerker - dunkel, Ketten, kalte, glitschige Steine, Gitterstäbe, flackerndes Kienspanlicht, fieser Aufseher, Folterinstrumente, abgehärmte Gefangene in Lumpen, Knochen in den Ecken, in die Wände geritzte Zeichnungen früherer Gefangener... Tausenderlei Möglichkeiten, mit irgendeiner Assoziation anzufangen. Erzähl Dir'ne kleine Geschichte dazu, z.B. von Gustav, dem Heiratsschwindler, der dummerweise mit der Tochter des Staatssekretärs rumgemacht hat und nun unter dem Vorwand des Landesverrats hier auf seine "peinliche Befragung" wartet... An irgendeiner Stelle hältst Du den Film an, der sich dabei im Kopf abspielt und voila: einfach "abzeichnen", was Du da gerade siehst.

Meist ergeben sich die bildrelevanten Sachen dann bei der Arbeit von selbst. Wenn Gustav gerade vor dem Wärter mit der Fackel steht, dann sehen wir halt nur seine Silhouette -> zack ist die Beleuchtungssituation festgelegt. Oder schmort er seit Jahrzehnten hier unten und es geht um seinen Dialog mit einer Kakerlake?! Dann wird die Kakerlake natürlich groß in's Bild gesetzt und wir sehen vielleicht nur einen Teil von Gustavs Gesicht und seine Hand, auf der er die Kakerlake hält. Zack! -> der Kamerawinkel ist festgelegt.
Usw. usf.

Tatsächlich sind die "tollen Ideen", auf die man partout nicht kommt, meist nur eine Ausrede für einen selbst, die Arbeit, die mit der Realisierung solcher Ideen einhergeht, nicht anpacken zu müssen. Z.B. ein paar Studien zur Handhaltung von Gustav. Oder ein paar Tonwertskizzen, um den Fackelschein auf der Figur des Wärters auszuprobieren...

@Daniel: *Grins* Ich mag Deine Metaphern immer sehr. Aber es ist auch lustig, Metaphern "gegen den Strich" zu lesen, oder so zu kombinieren, daß sie absurd werden. Gerade in Krisensituationen werden übrigens die Metaphern unserer Politiker besonders - öhm... gewagt. Vielleicht sollte man jetzt im Zusammenhang mit dem AKW in Fukushima mal sammeln, was da so an interessanten Verlautbarungen in den Medien ventiliert wird.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von WhiteLady » 18. Mär 2011, 16:59

Ich sehe das so wie China.

Es gibt imho zwei Herangehensweisen an Ideen: Entweder man hat gleich ein einigermaßen fertiges Bild im Kopf - dann ist es aber auch schwerer, sich davon zu lösen, wenn eventuell doch Stellen nicht passen oder es irgendwo im Bild hakt.

Oder man hat nur ein Konzept, einen Wunsch, einen Satz beispielsweise - dann fängt man an dazu zu skizzieren, und nähert sich dem Thema an. Bei dieser Methode können sehr spannende, weil vorher ungeahnte Sachen rauskommen - ist aber auch die Gefahr groß, dass man die Entscheidung, wie es nun schlussendlich aussehen soll, vor sich herschiebt und ewig am Weiterentwickeln ist, wenn man keine Deadline hat.

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Beitrag von Avir » 18. Mär 2011, 17:41

Zum Punkt mit dem Raumschiff:
Fengzhu hat mal nen workshop gemacht wo er Raumschiffe zeichnet und sich vorher bilder von Fischen anguckt und teilweise deren Formen übernimmt. Natürlich sieht das endprodukt nicht aus wie ein Fisch sondern wie ein Raumschiff und am ende hat er noch viele individuelle sachen mit dirn. Ich denke, dass ein gutes endprodukt einfach eine Mischung aus inspiration und eigen creativität ist.So richtig 1zu1 kopieren wäre natürlich nonsens.

zu Punkt 2:
ich mach das so ... ich schaue mir Bilder von Artists an die mir gefallen und gucke was ist es an dem Bild was ich gut finde, wodurch wird mein interesse geweckt. Dabei versuch ich ja nicht deren Bilder 1zu1 zu kopieren und wenn dann nur um daraus zu lernen und ich denke da ist nichts verwerfliches dran. Ich meine wieviele leute haben einflüsse von z.b. frazetta oder craig mullins etc... in ihren Bildern. Man kann von den ganzen künstlern einfach eine menge lernen ...

Genauso halte ich aber auch immer ausschau nach spannenden Formen...sei es wenn ich in der Bahn sitze und aus dem fenster gucke ... aha spannende form hmm ok cool... visuell abgespeichert.

Manchmal nehme ich mir auch einfach ein Bild was ich cool finde als Vorlage bzw als inspiration zeichne drauf los und lass etwas total anderes entstehen. oder ich mach musik an und "schalte mein gehirn sozusagen ab" und lass einfach was entstehen...und alles was ich gut finde speicher ich halt ab.

ob das jetzt der Weg ist das so zu machen keine ahnung ? aber für mich funktioniert es ... ich habe das gefühl je mehr ich mache desto größer wird mein zeichnerisches "vokabular" desto interesantere individuellere sachen kann ich produzieren.

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 20. Mär 2011, 21:30

Die Ideen sind hier glaube garnicht so das Problem - viel eher die fehlende Motivation sich für eine Idee zu entscheiden.
(oder anders gesagt, der Glaube, dass sich die Idee umzusetzten lohnt)

Ich glaube viel von dem, was hier im Forum an "Ideen" zusammenkommt ist oft so spontan ausgekotztes Rohmaterial.(wennn ich so meine alten Speedies anschaue)
Nur eben von jemandem gemacht, der sich nicht gescheut hat die Mühe auf sich zu nehmen, das aus sich herauszulassen.

Wenn du sagst, dir fehlen die Ideen, dann bist du mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach nur zu selbstkritisch/anspruchsvoll, bzw. nicht neugierig genug auf das was rauskommt.

Oder anders formuliert - wer unbedingt irgendwas malen will, dem fällt immer irgendwas ein ... und wenns das zigste Selbstporträt ist.
Die Probleme treten erst auf, wenn man keinen Grund hat irgendwas zu malen - und dann hofft, dass die "gute Idee" den Grund für das Bild bildet.
Aber selbst die genialste Bildidee reicht nicht als Motivation fürs Malen.


Die Erkenntnis, das Malen so ohne weiteres nicht als dauerhafte Motivation reicht, habe ich für mich auch so gefunden. C'est la vie.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 20. Mär 2011, 22:28

Die Erkenntnis, das Malen so ohne weiteres nicht als dauerhafte Motivation reicht, habe ich für mich auch so gefunden. C'est la vie.
Das finde ich hochinteressant. Du hast ja schon vor Jahren mal gesagt das du auch nicht ausschließen würdest irgendwann mal dein Geld mit was ganz anderem wie z.b. Musik zu verdienen. Hast du denn da momentan irgendwelche Pläne dich umzuorientieren? Was würde dich mehr motivieren als das malen?

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Beitrag von Duracel » 21. Mär 2011, 10:56

Also zum einen denke ich verhält es sich mit der Motivation so ein bisschen wie mit dem Wasser in einer Regentonne - es sammelt sich.
Wenn es erst Geld zum überlaufen bringt, dann ist das imho auch in Ordnung.

Außerdem denke ich ist ein Großteil der Motivationsfrage auch die Frage, "wofür" man etwas macht. Am besten ist wohl, wenn man das nicht durchschaut.
Ich bin auch zu dem Schluß gekommen, dass es grundsätzlich zwei Kern-Motivationen gibt - von innen oder von aussen - für einen selbst oder für jemanden anders - mit unmittelbar eigenem Nuten oder ohne direkten eigenen Nutzen - für lau oder für Geld.
Wobei von innen immer auch irgendwann von aussen herangetragen wurde, aber das ähnlich der Geldwäsche nichtmehr nachvollziehbar ist.

Motivationstechnisch ideal ist sicher ein Fall wie die Wormworldsaga - Daniel schreibt ja selbst(glaube in seinem Showroom), dass sich dort alles mit der Zeit angehäuft hat, bis die einzelnen Teile über die Summe ihrer selbst hinausgewachsen waren.
Im Grunde auch hier den Überblick verloren, was die Motivation ausmacht; quasi wurde der Verstand übertrumpft.

Dementsprechend ist es wohl auch immer der falsche Weg explizit zu suchen, was einen genau motiviert.
Es besteht ja auch immer die Gefahr, dass sich die Zusammensetzung des gesammelten Motivations-Regenwassers verändert, und plötzlich bereitet einem das alles garkeinen Spaß mehr.



Um zu deiner(Martin) Frage zu kommen - für die Musik habe ich wohl ähnliche Motivationslücken wie fürs Zeichnen/Malen - nur, dass ich dort noch nicht an diese gestoßen bin. Ich meine, für Speedpaintings hat meine Motivation ja eben auch lange genug gereicht.
Ich bin schlichtweg nicht der klassische Geschichtenerzähler(vom Herzen her - zumindest bisher nicht) - und wo ich bei Bildern an die Grenze gestoßen bin, dass ich mittlerweile all das umsetzen kann, was ich wollte, seh ich heute schon die fehlende Motivation beim Musizieren ganze Lieder zu schreiben.

Letztlich viel Lärm um Nichts.
Der weise Ratschlag wäre wohl, einfach das zu machen, was einem Spaß bereitet, wonach man Lust verspürt und woran sich Freude entwickelt.

Und wenn das heißt mit Freunden im Park zu chillen, dann ist man einfach nicht der geborene Nerd, sondern ganz normal sozialgetrieben. ;)
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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