Bildung, Unterhaltung und Zeitverschwendung

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BRANDISH
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Beitrag von BRANDISH » 14. Jan 2010, 15:11

Ich wuerde es nie uebers Herz bringen, was dazu beizutragen dass Menschen die wertvolle Zeit ihrer Jugend vergeuden.
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Duracel
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Beitrag von Duracel » 14. Jan 2010, 17:14

Hmm, kannst du das erläutern!?
"Vergeuden" ist ein sehr vager Begriff bzw. eine Frage der Interpretation.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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BRANDISH
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Beitrag von BRANDISH » 14. Jan 2010, 19:21

Duracel hat geschrieben:Hmm, kannst du das erläutern!?
"Vergeuden" ist ein sehr vager Begriff bzw. eine Frage der Interpretation.
war doch nicht so ernst gemeint :)
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Duracel
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Beitrag von Duracel » 15. Jan 2010, 11:56

Schon klar, ich versteh den Zusammenhang trotzdem irgendwie nicht. :/
Also worauf du dich beziehst ...
Oder meinst du die Diskussion als Ganzes?
Ich kann einfach nur mutmaßen, was du damit sagen willst.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von rockforce » 27. Jan 2010, 21:17

Mein erster Gedanke bei Brandishs Post war "Computer Spiele". Ich bereue mittlerweile jede Minute die ich mit dem Schwachsinn, insbesondere World of Warcraft verbracht habe. Dafür möchte ich niemanden begeistern. Es bleibt einem am Ende nichts als Augenringe, eine schlechte Gesichtsfarbe und das Gefühl viel vom Leben verpasst zu haben.

Der Vergleich Bild-Text in Bezug auf Propaganda ist nicht so offensichtlich wie behauptet. Ein Bild ist oft viel eindeutiger als ein Text und kann unterbewusst aufgenommen werden. Film zum Beispiel, fesselt. Man nimmt also nur noch auf, setzt sich aber nicht mehr damit auseinander. Mit Bildern erreicht man Leute auf emotionaler Eben und nicht auf der des Verstandes (Oder auch Vernunft genannt). Ähnlich wie bei gesprochenem Text, also einer Rede. Rhetoriker verstehen es durch Integrität und der Wahl der richtigen Frequenz massenweise Menschen zu emotionalisieren. Hier bekommt der Text "Form". Er kann wie ein Bild, ohne bewusste Auseinandersetzung mit dem was aufgenommen wird, vermittelt werden. Man erlangt damit die Fähigkeit extrem zu polarisieren und Kritik sinnlos erscheinen lassen. Wer widersprich sollte sich überlegen wie man es geschafft hat Leute mit Leidenschaft "Ja" auf die Frage "Wollt ihr den totalen Krieg" rufen zu lassen. (Wenn Text hier eine Rolle spielt, dann nur als Parole.)
Bilder und Reden können in Sekunden eine Botschaft so deutlich vermitteln, das sie ewig im Gedächtnis bleibt. Einen Text vergisst man irgendwann. Je komplexer desto schneller.

Es ist ganz klar dass sich jeder seiner Verantwortung bewusst seien sollte, wenn er sich zu den "Kreativen" zählt. (Und nicht nur dann). Bevor ich aus Geldnot für die NPD Flyer gestalte, räume ich lieber bei Aldi die Regale ein.

@oger-lord: Genau der Schwall, den man meistens von konservativen Physiklehrern zu hören bekommt. Im Notfall müssen wir dann Frankreich anzapfen! Selbstverständlich kann man nicht mit Windkraft alleine die wirtschaftlich genutzt Kernkraft ersetzen. Davon redet aber auch keiner.

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Beitrag von Coro » 28. Jan 2010, 11:36

Bereust du auch jede Minute die du mit Lesen, Filme schaun, verhütetem Geschlechtsverkehr und Musik hören verbracht hast? Also ich nicht. Sorry aber diese "Ich hab meine Jugend mit Computerspielen verschwendet" Diskussion find ich lächerlich. Ich kenn Leute die haben ihre Jugend damit verbracht möglichst viele Frauen rumzukriegen, der hat auch so einiges verpasst, aber man kann nicht alles gleichzeitig haben und am besten nur das beste um sich nicht mit Mist aufzuhalten. Das ist das Leben.

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Beitrag von rockforce » 28. Jan 2010, 22:54

"Sorry aber", soll ich dir jetzt gerade dafür dankbar sein dass du, obwohl du die Diskussion als lächerlich erachtest, die Welt mit deinen (äußerst undurchdachten) Statements beglückst?

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Beitrag von Duracel » 29. Jan 2010, 00:47

Nunja, was der Sinn des Lebens ist, muß natürlich jeder für sich selber beantworten.
Computerspielen ist aber sicher weiter vom Weisheits letztem Schluß entfernt als so manch andere Zeitvertreibe.

Ich muß mich rockforce insofern anschließen, als dass ich nichtmehr am PC spiele.
Bereuen tue ich es allerdings nicht(gut, Starcraft ist auch nochmal ne andere Liga :D); ich würde es aber, wenn ich jetzt wieder viel Zeit darauf verwenden würde. Alle Dinge haben ihre Zeit; PC Spielen diente für mich als Sprungbrett zum Lernen wie wichtig (mir) Sozialkontakte und echte Bewegung sind.
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Beitrag von Jabo » 29. Jan 2010, 15:57

What Duracel said.

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Beitrag von Coro » 29. Jan 2010, 17:53

@Dura: Du sagst zwar dass du nicht mehr am PC spielst aber erwähnst trotzdem Starcraft. Das ist nicht grad ein Booster für das Argument "Computerspielen ist schlecht". Darf ich mal fragen wieviel Zeit du zum Beispiel mit Fernsehn verbringst oder Musik hören? Oder einfach nur rumscribblen? Ich kann das einfach nicht pauschal gelten lassen dass Computer spielen schlecht ist. Wenn man vernünftig damit umgeht verpasst man überhaupt nichts im Leben. Für mich ist Zocken, egal ob am PC oder Konsole ein Bestandteil meines Lebens und wenn ich mir anschaue wieviel Geld so manch Anderer für seine Wochenenden rausballert damit er soziale Kontakte pflegen kann oder für Zigaretten dann muss ich mich auch nicht schlecht fühlen weil ich schon Unsummen in Hard- und Software investiert habe, und mich fragen ob es rausgeschmissenes Geld oder vergeudete Zeit war.
Vielleicht werd ich eines Tages an meinem Sterbebett bereuen, dass ich meine kostbare Lebenszeit damit verschwendet habe Super Mario zu spielen anstatt mir noch mehr Freunde zu suchen damit bei meinem Begräbnis die Hütte voll ist und möglichst Viele sich fragen warum ich schon gehen musste, obwohl ich doch so ein toller Kerl war.
Vielleicht werd ich aber auch bereuen dass ich die Hälfte meines Lebens damit verbracht habe zu arbeiten und versucht habe Geld zu verdienen anstatt mich nur irgendwie durchzuwurschteln und dafür mehr Zeit zu haben das Leben zu genießen.
Sollte es einmal so sein dann werd ich an diese Diskussion hier denken aber bis dahin zock ich weiter weils einfach ein absolut tolles Hobby ist, genau wie Lesen und Musik hören oder einfach nur in den Himmel schaun und die Wolken oder Vögel zu beobachten.
Vielleicht kündige ich aber auch meine Arbeit um mein Leben zu genießen und lass den ganzen Ballast (ja auch die Konsolen und den PC) hinter mir und versuche mich auf das wirklich wichtige zu konzentrieren im Leben.

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Beitrag von Siggi » 29. Jan 2010, 19:31

Coro hat geschrieben:@Dura: Du sagst zwar dass du nicht mehr am PC spielst aber erwähnst trotzdem Starcraft. Das ist nicht grad ein Booster für das Argument "Computerspielen ist schlecht". Darf ich mal fragen wieviel Zeit du zum Beispiel mit Fernsehn verbringst oder Musik hören? Oder einfach nur rumscribblen? Ich kann das einfach nicht pauschal gelten lassen dass Computer spielen schlecht ist. Wenn man vernünftig damit umgeht verpasst man überhaupt nichts im Leben. Für mich ist Zocken, egal ob am PC oder Konsole ein Bestandteil meines Lebens und wenn ich mir anschaue wieviel Geld so manch Anderer für seine Wochenenden rausballert damit er soziale Kontakte pflegen kann oder für Zigaretten dann muss ich mich auch nicht schlecht fühlen weil ich schon Unsummen in Hard- und Software investiert habe, und mich fragen ob es rausgeschmissenes Geld oder vergeudete Zeit war.
Vielleicht werd ich eines Tages an meinem Sterbebett bereuen, dass ich meine kostbare Lebenszeit damit verschwendet habe Super Mario zu spielen anstatt mir noch mehr Freunde zu suchen damit bei meinem Begräbnis die Hütte voll ist und möglichst Viele sich fragen warum ich schon gehen musste, obwohl ich doch so ein toller Kerl war.
Vielleicht werd ich aber auch bereuen dass ich die Hälfte meines Lebens damit verbracht habe zu arbeiten und versucht habe Geld zu verdienen anstatt mich nur irgendwie durchzuwurschteln und dafür mehr Zeit zu haben das Leben zu genießen.
Sollte es einmal so sein dann werd ich an diese Diskussion hier denken aber bis dahin zock ich weiter weils einfach ein absolut tolles Hobby ist, genau wie Lesen und Musik hören oder einfach nur in den Himmel schaun und die Wolken oder Vögel zu beobachten.
Vielleicht kündige ich aber auch meine Arbeit um mein Leben zu genießen und lass den ganzen Ballast (ja auch die Konsolen und den PC) hinter mir und versuche mich auf das wirklich wichtige zu konzentrieren im Leben.
Amen! Besser hätt ichs nich sagen können :wink:

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Jabo
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Beitrag von Jabo » 29. Jan 2010, 21:03

Es kommt doch immer darauf an, dass die Balance stimmt. Und was Dura – so meine Vermutung – meint ist ein ungesundes Verhältnis, wo Comupter-Spiele alle Zeit in Anspruch nehmen. Meistens in der Zeit, wo soziale Kontakte über-wichtig sind, sprich Pubertät. Dass Computer einige Leute zu sozialen Wracks gemacht haben ist bekannt, denke ich.

Dass mittlerweile jeder irgendwie Videospiele spielt, ist klar. Aber es gibt Spielen und Spielen.

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Beitrag von rockforce » 30. Jan 2010, 16:55

Ich hab immer das Gefühl ein Computerspiel hat nichts mit mir und meinem Leben zu tun. Wenn ich irgendwann ins Gras beiße und mir eingestehen muss, dass ich mein Leben in einer Scheinwelt gefristet habe, bei der ich, als Mensch gar nicht existiere, dann müsste ich mir eingestehen einen großen, unwiderruflichen und nicht zu verzeihenden Fehler gemacht zu haben. Es ist zu banal Literatur und Musik auf eine Stufe mit Computerspielen zu stellen um die gepflegte Langeweile zu rechtfertigen. Da ist der inhaltliche Unterschied viel zu gewaltig und die Motivation dessen der konsumiert und produziert eine völlig andere.

Und-natürlich: Die Diskussion würde nicht aufkommen, wenn von einer halben Stunde Zocken am Tag die Rede wäre. Es geht um deutlich mehr.

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Beitrag von aeyol » 30. Jan 2010, 17:10

rockforce hat geschrieben:Es ist zu banal Literatur und Musik auf eine Stufe mit Computerspielen zu stellen um die gepflegte Langeweile zu rechtfertigen. Da ist der inhaltliche Unterschied viel zu gewaltig und die Motivation dessen der konsumiert und produziert eine völlig andere.
Das ist aber verdammt pauschalisiert. Schonmal darüber nachgedacht, dass es Spiele gibt, die sich philosophisch genauso ernsthaft mit Themen auseinandersetzen, wie es Bücher tun? Und dass Spiele durchaus den Anspruch einer hochwertigen Komposition haben können, vergleichbar mit einem Musikstück? Es gibt Spiele, über deren Essenz man mit anderen Spielern oder auch Leuten diskutieren kann, die die Spiele nicht gespielt haben.

Vielleicht solltest Du nicht einfach alle Spiele in einen Topf werfen, bloß weil Du vielleicht nur Shooter oder Hack'n'Slay-Spiele gezockt hast.
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

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Beitrag von Jabo » 30. Jan 2010, 17:11

Wir hatten diese Diskussion hier aber vor einigen Jahren auch schon mal, ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei diesem Ergebnis hier bleiben wird :D

aeyol: Ich bitte dich. Das beste, was ein Computerspiel jemals philosophisch zustande gebracht hat ist selbst immer noch unter B-Movie Niveau. An Computerspielen gibt es gerade eine Hand voll, die "philosophisch" sein könnten. Und selbst die sind meistens Epen. Epik gehaltvoll wirken lassen ist einfach, ist ja alles schön groß und so. Wenn du mich fragst, das größte was jemals in dem Medium geschaffen wurde war Max Payne mit einer durchschnittlichen Film Noir Kulisse.

Musik und Filme sind soziale Medien. Musik läuft hintergründig überall in unserem Leben. Wenn du dich 3 Stunden täglich allein in deinen Sessel setzt und audiophil Schallplatten hörst, ist das nicht anders als die Computerspielesuchties. Aber wer macht das hier schon? Die meisten hören Musik als Soundtrack. Und Filme? Ich gebe zu da bin ich ein Geek und gucke Filme meistens allein, weil ich es nicht haben kann wenn jemand während dem Film Geräusche macht. Aber nicht tagtäglich. Vergleiche das mit Leuten, die jeden Tag Stunden über Stunden Computerspiele spielen. Das ist eine andere Qualität von Isolation.

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Beitrag von rockforce » 30. Jan 2010, 18:01

aeyol: Neein...keine Shooter. Nur World of Warcraft :D
Philosophische Computerspiele... So philosophisch wie die "Kritik der reinen Vernunft" von Kant oder, um ein neueres Werk zu nennen "Den Mythos des Sisyphos" von Albert Camus? So psychologisch genial wie Dostojewski und Tolstoi? Oder so idealistisch wie Hesse? Revolutionär wie Descartes? Ich könnte jetzt grad so weiter machen. Nenn mir bitte nur ein Spiel. Das wär schon ok.

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Beitrag von aeyol » 30. Jan 2010, 18:16

Nein, ich will nicht behaupten, dass Spiele an das von Dir genannte Niveau heranreichen, Rockforce.
Es ist aber auch einfach nicht wahr, so pauschal zu behaupten, dass die Macher von Computerspielen generell dabei nichts anderes im Kopf hätten als - ja was unterstellst Du eigentlich? Es gibt durchaus welche, die in ihren Spielen auch etwas vermitteln und zum Nachdenken/Diskutieren anregen wollen.
Dass sich Spiele besser verkaufen, in denen es nur ganz platt um Gewalt und Wettbewerb geht, dafür kann imo das Medium "Computerspiele" nichts.

Was ich sagen will: Es gibt in jedem Bereich Schund. Da können wir den Spieß genauso auch umdrehen. Wenn jemand glücklich damit ist, mit ein paar Kumpels jeden Tag rumzuhängen und Kotzwettbewerbe zu veranstalten, ist das "sozial". Ja cool. Jeder nach seiner Fasson.

Vielleicht bin ich einfach zu idealistisch. Ich will ja auch gar nicht das Phänomen WoW verharmlosen (ich finde das auch "gruselig"). Aber man sollte meiner Meinung nach einfach nicht vergessen, dass es auch noch andere gibt als Blizzard. Gerade auf dem Independentsektor. Ist vielleicht zu sehr Nerdkram, um hier erwähnt zu werden.
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Agarwaen
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Beitrag von Agarwaen » 30. Jan 2010, 20:21

@ rockforce und Jabo : aeyol hat Recht, ihr verallgemeinert viel zu sehr.
Das Video-/Computerspiel ist ein vielseitiges Medium, aber auch ein sehr junges, das noch viel Potenzial hat und sich in alle möglichen Richtungen entwickeln kann. Der von aeyol angesprochene Indiesektor ist zum Beispiel wirklich ein solcher Bereich. Schau dir zum Beispiel World of Goo an. Am Ende gibt es so einige Szenen, in denen ziemlich interessante Anspielungen sind. Auch große Publisher schaffen tolle Spiele: Es gibt Strategiespiele, wie zum Beispiel die Total War Reihe, die mindestens so taktisch und anspruchsvoll ist, wie Schach. Oder nehmt die Anno-Reihe. Man muss es erst einmal schaffen, solch komplexe Wirtschaftskreisläufe zu verwalten. Oder zur Zeit wird "A New Beginning" entwickelt, dass sich damit auseinander setzt, dass eine Gruppe Zeitreisender die Umweltverschmutzung in der Zukunft verhindern will. Oder spielt doch mal ein gutes Adventure - das ist genau so wie wenn man einen Krimi anschauen würde und mit dem Protagonisten miträtseln. Viele Spiele haben verdammt gute Stories, die einen nachher zum Denken anregen, Gefühle in uns wachrufen und uns faszinieren. Genau wie gute Filme.
Nur weil ihr solche Spiele noch nicht gesehen habt, muss das noch lange nicht bedeuten dass diese nicht existieren, oder nicht existieren werden.
Das Potenzial von Computerspielen ist noch längst nicht ausgeschöpft. Die Möglichkeiten sind gigantisch. Natürlich wird es immer Spiele geben, welche eigentlich nur auf Unterhaltung aus sind und diese werden auch den Markt dominieren. Schliesslich schaut sich auch ein Großteil Deutschlands lieber Deutschland sucht den Superstar oder Germany´s Next Topmodel an, als sich gesellschaftskritische Filme anzuschaun oder ein Philosophisches Werk zu lesen.
Die anspruchsvollen und intellektuellen Spiele werden immer eine Minderheit bleiben, genauso wie es in der Literatur und dem Filmgeschäft der Fall ist. Es wäre unfair, zu behaupten, die Computerspiele Branche wäre nicht auf dem Niveau von Musik, Literatur und Film.
"And I know the pieces fit."

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Beitrag von rockforce » 30. Jan 2010, 23:19

Ich verallgemeinere nicht im geringsten wenn ich Computerspiele nicht auf eine Stufe mit Musik und Literatur stelle. Vielleicht sollte man etwas weiter ausholen um einmal zu klären womit man es hier zu tun hat. Mit Literatur ist nicht im Geringsten eine Schund a la Dan Brown-Thriller oder eine Oliver Kahn Biographie gemeint. Mir geht es um die großen Schriftsteller, die mehr als Geld bewegt haben und etwas Vermitteln wollten, was ihnen wichtig war. Ich fang mal mit einem großen französischen Literaten an, Victor Hugo. Man kenn von ihm meistens nur „Die Elenden“. Nur gibt es ein kleines Buch, „Der letzte Tag eines Verurteilten“, das einem die Todesstrafe in all ihrer Widerwärtigkeit vor Augen führt. Es geht nicht um den Tötungsprozess, sondern alles was davor ist. Das Warten. Dieser psychologische Tiefgang ist unheimlich. Im wahrten Sinne des Wortes.

Oder um an den bereits oben genannten Descartes anzuknüpfen der vielen eher als Mathematiker vom kartesischen Koordinatensystem her bekannt ist. Nur fing spätestens mit seinem „cogito ergo sum“ die Aufklärung an, die den Menschen aus „der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ geführt hat.
Bulgakov hat mit seinem wohl bekanntesten Roman „Der Meister und Margarita“ eine der großen Satiren des 20. Jahrhunderts geliefert und so verdammt geschickt das russische System kritisiert. (Und nebenbei eine echt tolle Geschichte zu Papier gebracht)
Der Steppenwolf von Herrmann Hesse, den man nach dem dritten Mal Lesen wieder neu entdeckt. Die Hassliebe zur Gesellschaft. Ein Mensch, dem die einfachen Dinge des Lebens am schwersten Fallen. Die Selbstreflexion von Hesse aber auch die Projektion auf den Leser. Und dieser unendliche Idealismus.
Dostojewski, mit seinem Raskolnikow, der rhetorisch brilliant ist und zu guter letzt an seinem eigenen Gewissen scheitert. Oder vom selben Autor „Arme Leute“. Russlands Ende der Nahrungskette, mit seinem Stolz, dem sozialen Umfeld und einer tragischen Liebe.

Und um noch einmal Kant zu nennen. Die wenigsten haben ihn verstanden, verstehen ihn und werden ihn jemals verstehen. Und ich habe die Kritik der reinen Vernunft nach der Transzendentalen Analytik, aber spätestens nach dem Beginn der transzendentalen Logik in die Ecke gefeuert. Nur, dieses Zitat „Aufklärung ist der Weg des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“, ist der Aufhänger für eine ganze Epoche, die den mittelalterlichen Wahnsinn beendet hat. Ohne die wir heute womöglich nicht wären, was wir sind.

Ich würde jetzt gerne noch mit José Saramago weitermachen. Und man könnte den Abend mit Schreiben füllen, indem man noch mehr große Autoren aufzählt, die versucht haben, dem Menschen neue Sichtweisen zu geben und zu neuen Gedanken zu verhelfen. Aber ich glaube es wird deutlich worum es mir geht. So hoffe ich zumindest. ;)

PS: @Aeyol: Ich unterstelle der Computerspiele Industrie billige Unterhaltung zu produzieren, die den Gewinn maximiert und den Konsumenten bei der Stange hält. Wie fast alles, was heute im großen Stil als Unterhaltung verkauft wird. (Nicht dass so was nicht ab und zu lustig wäre, aber ab und zu ist nicht 3,4 Stunden am Tag)

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Beitrag von rockforce » 30. Jan 2010, 23:50

Agarwaen nennt Computerspiele, die seiner Meinung nach "anders" sind und erklärt sie. Ich bringt als Gegenzug Literaten um einen Vergleich zu schaffen. Wo ist dein Problem?
Kritikpunkt wäre: Wir sind ein bisschen vom Thema weg :D.

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Beitrag von Coro » 31. Jan 2010, 00:50

Zu allererst möchte ich fragen ob es möglich ist diesen Teil des Threads vielleicht in einen eigenen Thread zu verschieben denn wir schweifen hier vom Thema ab. Ich weiß es gab diesen Thread schonmal in ähnlicher Form aber das Thema beschäftigt mich schon sehr und ich glaube nicht nur mich.

Also ich nenne hier ein Spiel das mich in letzter Zeit beeindruckt hat und zwar Splinter Cell Double Agent, die Entscheidungen die hier zu treffen sind und auch die daraus resultierenden Folgen fand ich schon ziemlich gewaltig nicht nur optisch. Jeder der es gespielt hat weiß was ich meine. Ich saß beim ersten Mal durchspielen einfach nur da und dachte mir "Wow" denn zum Ende hin wirds echt spannend und die Entscheidungen sind auch größer als "Nehm ich jetzt den Pilz oder die Feuerblume im nächste Level?" ;).
Ich glaube auch dass Computerspiele nicht dem Vergleich mit Literatur standhalten müssen denn allein die Tatsache dass es Spiele sind zeigt womit man sie vergleichen kann bzw. sollte, mit anderen Spielen. Wenn jetzt einer sagt "Da setzt ich mich lieber mit meinen Freunden zusammen und spiele das Brettspiel Siedler von Catan anstatt es alleine vorm PC zu spielen" dann kann ich ihm nur zustimmen. Und die Atmosphäre sich gemeinsam mit Freunden zusammen zu setzen um ein Spiel zu spielen bzw. sich draussen zu treffen um zum Beispiel Fußball zu spielen kann ein Computerspiel nicht vermitteln. Zumindest noch nicht weil man immer noch durch den Bildschirm von der "Welt" des Spiels getrennt ist, aber da hoffe ich auf die Zukunft.
Ich muss dazu sagen ich spiel schon zirka 20 Jahre Computerspiele und hab schon sehr viel gespielt also weiß ich wovon ich spreche, glaub ich zumindest.
Gibt einfach Spiele da denkt man gern zurück und erinnert sich wies war sie zu spielen. Lustigerweise verbinde ich mit Spielen, genauso wie mit Filmen und Musik, bestimmte Abschnitte meines Lebens bzw. Episoden und Erlebnisse.

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Beitrag von Agarwaen » 31. Jan 2010, 01:10

@ rockforce: Ich kenne Kant und ich finde ihn wirklich faszinierend. Auch die anderen Bücher mögen faszinierende Werke sein, von großer Intelektualität und großer Kunst. Doch hast du eins nicht beachtet: ich hatte erwähnt, dass die Computerspielebranche noch eine ziemlich junge ist. Die Literatur ist mitunter das älteste, was die Menschheit hat. Wie viele Jahre gibt es schon Schrift? Seit ca. über 5000 Jahren. Da ist es natürlich logisch dass die Literatur einen gewaltigen Vorsprung und eine gewaltige Entwicklung hinter sich hat. Computerspiele existieren seit ca. 20 Jahren. So gesehen können die genauso gut eine Entwicklung durchmachen. Im positiven wie auch im negativem Sinne. Vor allem da Computerspiele Literatur, Film und Musik vereinen - oder es könnten.
Ich liebe Bücher genau so wie du, doch fände ich es durchaus auch möglich, dass PC-Spiele auch einen solchen Status erreichen können. Zudem sind Computerspiele einfach einer breiteren Masse attraktiv, als deine Literaturelite. Würde der Durchschnittsbürger die Wahl zwischen Platons Höhlengleichnis und dem neuesten Need vor Speed haben, wonach würde er wohl greifen?
Was steht höher im Trend? Dostojewski oder das berühmt berüchtigte Feuchtgebiete? Was bringen all die schlauen Werke, wenn sie nur von der Minderheit gelesen werden? Kants Ideale mögen einmal einen Denkanstoss gegeben haben, und uns in vielerlei Hinsicht weiter gebracht haben, doch versumpfen wir doch wieder im Biedermayertum. Man braucht sich ja bloss unsere Regierung anschauen.
Ich will die Literatur nicht geringschätzen, aber ich würde es begrüßen, wenn man aktzeptieren könnte, dass auch die Unterhaltungsbranche der PC-Spiele ein solches Potential hätte oder entwickeln könnte. Klar wird sie nie einen so hohen Stand erreichen - da geb ich dir recht - aber mitlerweile sind wir in der Entwicklung der Computerspiele an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr sagen können, es gäbe bloß komerzgeile Spieleschmiedegiganten. Dafür habe ich schon zu viel erfahren, was für eine riesige Arbeit hinter einem Spiel steht, welch hochkomplexe Werke sie sind und wie viel Liebe man da hinein stecken kann. Ich bringe da nur noch einmal World of Goo, Braid oder Klassiker wie das visionäre Half Life. Was die Unterhaltung angeht, da wird die Spieleindustrie die Literatur wohl oder übel und früher oder später in Grund und Boden stampfen. Wenn es um Aufklärung, Philosophie, Revolution, Geistesfreiheit, Wissensvermittlung und Intelektualität geht, wird die Literatur - da hast du ja völlig Recht - nach wie vor der unbestrittene König auf einem einsamen Thron bleiben.
Es ist nur immer die Frage, woran du das Niveau misst. An seinem Unterhaltungswert? An der Arbeit die darin steckt? An seinem geistigem Anspruch? An seinem Wahrheitsgehalt? Da hätten wir das Problem mit der Subjektivität des Menschen. Darum finde ich Kant ja auch so spannend - Was kann ich wissen? Nach Kants Überlegungen könnten wir das hier gar nicht beurteilen. Die Diskussion ist eigentlich überflüssig^^
Darum will ich diese kleine Meinungsverschiedenheit hiermit beenden. Es sollte jeder für sich selbst bestimmen, was für ihn mehr wert ist - PC Spiele oder Literatur, Unterhaltung oder Hochgeistiges. Wobei man natürlich auch beides mögen kann, so wie ich :D
Nett, jemanden zu treffen, der sich auch noch für einen alten Aufklärer interessiert, es war mir eine Ehre, rockforce :)

du hast auch Recht, wir weichen vom Thema ab.
Deswegen noch mein kleiner Beitrag zum Hauptthema:

Man sollte nur etwas machen, wenn man selber auch zu hundert Prozent davon überzeugt ist. Wenn man jetzt beim Beispiel der Windkraftwerke von diesen windigen Argumente der Windkraftwerkgegner überzeugt ist (ha, was für ein Wortspiel!) dann sollte man durchaus dafür arbeiten. Wie sagte doch Kant? - "Meine Philosophie muss in mir selbst, und nicht im Verstand anderer gegründet seyn". Wenn man es also mit sich vereinbaren kann, dass man Leute unterstützt, die eine effektive, zukunftsbeständige, regerative und kostengünstige Energiequelle aus Gründen optischer und audieller Disharmonie nicht haben wollen, soll man das ruhig machen.
Ich kann das jetzt noch nicht beurteilen, ob ich Aufträge annehmen sollte, die mir gegen den Strich gehen, von denen ich aber womöglich lebe; aber eine Freiheit des Menschen sollte es sein, die Wahl zu haben. Und ich glaube, blarg hätte die Wahl gehabt.

Das war meine bescheidene subjektive kleine Meinung dazu.

Cheers,
Agarwaen

PS: oh Coro hat auch schon was geschrieben... jop, geht mir auch so wenn ich an ein paar Spiele zurückdenke - das sind keine negativen Erinnerungen :)
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Duracel
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Beitrag von Duracel » 31. Jan 2010, 03:35

Nur weil PC-Spiele bisher nicht die gleichermaßen hohe Bandbreite an Zielgruppen vorweisen kann ... also irgendwie zielt diese Niveau-Diskussion imho nicht in die richtige Richtung.
Zumal man auch Online-Schach und Online-Poker spielen kann und Wer wird Millionär.
Und Aktienhandel ist ja auch irgendwie eine Art PC-Spiel geworden.
Und bestimmt gibt es auch ein Kant-Online-3DPuzzle.


Gerade den PC als "vielseitiges" Medium zu bezeichnen ... alles eine Frage der Betrachtungsweise:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_(Wahrnehmung)
Riechen, Schmecken, Tasten - Fehlanzeige
Temperatursinn/Schmerzempfinden/Gleichgewichtssinn!?
Letzteres gerademal bei der Wii.
Insofern ist selbst die Kombination aus Saufen und Kotzen schon "Sinn"-voller.


Nennt mich naiv, aber ich will in meinem Leben so Sachen machen wie Familie gründen, morgens ausschlafen und aufn Leuchtturm steigen.
Und irgendwie bringt mir PC-Spielen da so garnix.
Ich habe PC gespielt zu einer Zeit, als ich keine konkreten Ziele hatte - da bietet dieses Medium einem Quests und Endgegner!
Doch letztendlich ähnelt es so sehr einer Spekulationsblase die jeglichen Realitätsbezug verloren hat: irgendwann platzt sie.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von HuggyBear » 31. Jan 2010, 20:07

Sehe das ähnlich wie Duracel. Ich könnte mir wunderbar vorstellen an Computerspielen zu arbeiten, Geschichten auszudenken, Gegner zu entwerfen... aber ständig spielen möchte ich sie nicht.
--Genannte Punkte wiederholen bringt hier aber nichts, deshalb lass ichs einfach weg --

Statt hier den Ruf der Computerspiele retten zu wollen indem ihr Beispiele für tiefsinnige Computerspiele sucht (die es sicherlich geben mag), ist es aber vielleicht sinnvoller andersrum zu argumentieren: Die Bücher die sich gut verkaufen sind ebenfalls nicht gerade die hochwertigsten, Kant (der wirklich grausam zu lesen ist) ist nicht gerade ein Bestseller...
Die wirklich schwierigen Themen werden sich wohl nach wie vor leichter in Büchern behandeln lassen, da man wohl doch nur ein Randpublikum erreicht und sich für die Umsetzung eines computerspiels ungleich größere (wirtschaftliche) Hürden in den Weg stellen, als bei einem Buch des selben Umfangs. Aber Tiefsinn versteht sich auch da nur selten mit Bestsellerlisten.

Ich denke hier wird vieles zu ideell gesehen. Habe früher auch oft Diablo gespielt und es war auch sehr spaßig - aber irgendwie reizt es mich nicht mehr. Wii allerdings kann auch sozialen kontakt bedeuten; ich habe nie irgendeine Konsole besessen oder vermisst, aber bei Freunden hatte ich schon manchmal Spaß in den bewegungsfreundlichen Teamspielen. Ich würde trotzdem nie auf die Idee kommen zu Hause irgendwelche Monster zu schnetzeln indem ich einen Controller durch die Luft schleudere, oder vor dem Fernseher Sport zu treiben damit ich keine frische Luft brauche. Aber auch wer ständig mit Kumpels unterwegs ist, wird dadurch nicht automatisch zum besseren Menschen; wer viel liest, liest noch lange nicht aufmerksam (und kritisch), es gibt nunmal genug Mist, in allen Bereichen.

Will nochmal Duracel Recht geben, was die Verlockung von Computerspielen angeht: Sie bieten schnelle und erreichbare Ziele. Die sind nämlich Mangelware, besonders eben wenn man kurz vor oder nach dem Schulabschluss steht.

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