Cloverfield

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Logan
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Cloverfield

Beitrag von Logan » 18. Feb 2008, 22:40

Wollte einfach mal in die Runde fragen, wie ihr den Film findet? So wie ich das mitbekomme spaltet der Film ganz schön, viele finden ihn gut, von genausovielen hört man er wär Mist.

Ich persönlich fand ihn gut, trotz - oder gerade wegen - der wackeligen Handkamera, die ein schön subjektives Bild der Lage zeigte. Blair Witch Project hab ich nicht gesehen, deswegen war es für mich was neues und hat auf mich wohl so gewirkt, wie es beabsichtigt war.

Allerdings hatte ich nach dem Hype um den Film irgendwie ein anderes Monsterdesign erwartet. Das Vieh ist nicht schlecht, aber teilweise sind die Fanarts besser als das Untier im Film (und so richtig schlecht ist meiner Meinung nach dieses Hasbro-Spielzeug von dem Monster :D).

Links (ohne Spoiler):
http://www.cloverfieldmovie.com/
http://www.filmstarts.de/produkt/75271,Cloverfield.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Clove ... arning.jpg

ACHTUNG SPOILER! NUR DIE, DIE DEN FILM SCHON GESEHEN HABEN ODER NICHT MEHR SEHEN WOLLEN, SOLLTEN DIESEN LINKS FOLGEN:
http://youtube.com/watch?v=IT-lhnDjy60 (Kurze Filmszene mit Monster)
http://youtube.com/watch?v=ZExAc7HsFaw&feature=related (Monsteraufnahmen aus derselben Szene)
http://youtube.com/watch?v=hSGpRF3GDyw&feature=related (nochmal Monsterszene ziemlich am Schluss)
http://www.hasbrotoyshop.com/ProductsBy ... 030&BR=863 (Monster als Actionfigur inklusive Batterien)

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Xdreamer
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Beitrag von Xdreamer » 18. Feb 2008, 23:11

Mich hat der Film enttäuscht. Die wackelige Kamera kannt ich ja schon von BW und ging mir damals schon auf den Wecker. Keine Frage es geht unter die Haut aber mit der Zeit hat mich das genervt...Der Hype mag auch noch seinen Teil dazu getragen haben aber der Schluss war ja nur dämlich :(
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moki
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Beitrag von moki » 18. Feb 2008, 23:50

Ich hab nur den Trailer gesehen und werde mir den Film wohl auch nicht anschauen (außer mich läd jemand zu einem gemütlichen DVD Abend ein)... wenn ich wackelige Kamerafahrten und mittelmäßige Stories suche, die von hundertmal gesehenen Spezialeffekten überdeckt werden, schau ich auf youtube.
Schade eigentlich, dass sich so eine Filmproduktion nicht so wie das Hörspiel "Krieg der Welten" inszenieren lässt, denn das wäre für mich die einzige akzeptable Begründung für den Amateurfilmer-Look. Wer nicht weiß was ich meine, kann hier nachlesen...

Zappelkäfer
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Beitrag von Zappelkäfer » 19. Feb 2008, 01:36

Ui, was ist denn da passiert?!, ich höre von dem Film hier zum ersten Mal :D Ich wär eigentlich auch gar nicht abgeneigt, ihn mir mal anzuschauen. Ich weiß nicht, was diese "Wackelkameraführung" für einen Eindruck hinterlässt, wenn man sie den ganzen Film über genossen hat, aber in den kleinen Sequenzen fand ich sie durchaus charmant und in gewisser Weise der Situation, also dem Szenario des Films, angemessen - Eben chaotisch, hektisch und nicht so extrem glattgebügelt und für den Betrachter aufbereitet (damit will ich aber keinesfalls "saubere" Kamerafahrten/Kameraführung schlecht reden). Aber ich kann schon verstehen, dass so eine außergewöhnliche Darstellungsform die Meinungen splittet, wäre eher ein Wunder gewesen, wenn sie es nicht täte.

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Artdek
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Beitrag von Artdek » 19. Feb 2008, 02:04

Ich hab den Film Anfang Januar hier im Original gesehen und war sehr beeindruckt und dankbar für diesen außergewöhnlichen Ride.
Auch hab ich Kritiken gelesen, die vom Mangel an Story sprechen. Das kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Wenn man in DisneyWorld den SpaceMountain Ride mitmacht, dann erwartet man doch sicher auch keine Lehrversuche über das Menschsein.

Bei Cloverfield geht es einzig und allein um das Überleben in einer Katastrophensituation.
Es so direkt zu zeigen, wie eben die Geschichte auch ist, halte ich für eine ausgesprochen clevere und gute Wahl.
Der Film glänzt durch spektakulär choreografierte One-Shot-Szenen (szenen, in denen die Einstellung minutenlang nicht geschnitten wird). Das brilliante Aneinanderreihen dieser Szenen ergibt zeitweise unterbrechungslosen Film, der gerade dadurch sehr spannend wird.

Mangel ist nur eines: Wenn jemand in den ersten Reihen sitzt, dann wird er durch den dargestellten Realismus in der Kameraführung eben auch oft den Überblick verlieren. Zu empfehlen ist da, sich einen Platz in den hinteren Reihen zu suchen.

Cloverfield ist eher ein imposanter Tanz als ein Theatermonolog von Schiller. Wenn man sich dem klar ist, dann heißt es zurück lehnen und genießen, dass man einen mutigen und großartig gemachten Film erleben darf.

P.S.: Unbedingt im Original anschauen. Die Dialoge hören sich akustisch echter und schauspielerisch weniger gestelzt an.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Beitrag von Katz » 19. Feb 2008, 13:32

Ich fand den Film relativ gut, wenn auch nicht sensationell.

+Die "First-Person-Wackelkamera" war nicht so nervig wie bei BWP, sicherlich auch da in einigen Szenen draufgehalten wurden, in denen jeder normale Mensch rennenderweise sonstwohin gedeutet hätte. Insgesamt fand ich den Kompromiss zwischen Mittendrin-sein und der Möglichkeit, kontinuierliche Handlungsteile zu sehen gut gelungen.

+Verschiedene Handlungsaspekte haben mir wesentlich mehr zugesagt als bei BWP, wo bei mir schon nach kurzer Zeit sich eine gewisse Genervtheit über die Strunzdummheit der Figuren einstellte. Die Charaktere in Cloverfield waren zwar auch teilweise dämlich, aber immer noch mit nachvollziehbarerer emotionaler Motivation.

+Es wurde keine (pseudo)wissenschaftliche Erklärung für die Herkunft des Ungeheuers geboten.

+Anstatt wie fast immer die Perspektive der Leute mit den High-Tech-Kanonen im Gürtel zu wählen, wurde mal aus der Sicht der Randfiguren, die panisch weglaufen erzählt - ein Dreh, der das ganze für mich wesentlich interessanter gemacht hat.

-/+ Es gab keine Story mit großartigem Tiefgang, die aber m.E. auch nicht wirklich nötig war bei diesem Film, der eher etwas zum Angucken und Hineinfallenlassen ist.

Soviel dazu :)

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JahGringoo
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Beitrag von JahGringoo » 19. Feb 2008, 14:13

sorry hab mir leider nich die zeit genommen, die vorigen kritiken wirklich zu lesen, habs nur grob überflogen, deswegen kanns sein dass ich sachen wiederhole

Ich war zum Release im Kino und hatte den Vorteil zu wissen worauf ich mich einlasse, denn durch enttäuschtes Getuschel und Dinge aus den reihen vor mir "alder, wackelt des die ganze zeit so?" war mir klar, dass das wohl ne wichtige Bedingung ist.

Also erstmal, es ist ein ANDERER film, man kann ihn nicht in mit den gängigen Hollywoodblockbustern vergleichen und wer glaubt "new york + monster = geile action" hat definitiv die Falsche vorstellung von CLoverfield.
Inspiriert wurde das ganze ja von Amateueraufnahmen geschichtstragender Ereignisse. Vom 11. September oder dem Tsunami existieren ja auch ausschließlich verwackelte Aufnahmen diverser Touristen denn kaum ein professionelles fernsehteam steht zufällig bei den Twintowers und wartet bis da wer reinfliegt. Der Regisseur hat sich mit genau dieser Thematik befasst und eben ein solches Amateurvideo gedreht im Falle, dass Manhatten von etwas unbekannten angegriffen wird.

Meiner Meinung nach ist der Film auch kein megasuperkult, der in die Geschichte eingeht, aber auf jeden Fall ein sehr guter, der mit innovation und Mut punkten kann, was heutzutage in Hollywood sehr sehr selten ist. Mit Mut meine ich die rohe story und 2 minuten diffuses gewackel auf der Leinwand, das bei jedem zweiten Kopfschmerzen verursacht. Welcher regisseur würde sich in der Gesellschaft der unverwundbaren Actionhelden sowas trauen?
Ausserdem ist er sehr sehr impressionistisch, die verwackelte Camera impliziert nach einiger Zeit leichte Schwindelanfälle und bei einigen sogar Übelkeit, was völlig GENIAL ist, denn was glaubt ihr denn, dass es den Menschen im FIlm besser geht? Meiner Meinung nach ein genialer Nebenaspekt, bei gewissen Szenen steigt der Puls in die Höhe und man krallt sich panisch in den Kinositz (das hab ich zumindest getan, ich bin aber auch generell ein Mensch der sich auf filme einlässt)

Das beste am Film ist aber dieses "flatsch, schauts euch an und macht was ihr wollt-feeling", der regisseur spart sich ALLES, es gibt keine konstruiert wirkende Einleitung zu den Charaktären, niemand weiss woher das Monster kommt, wohin es geht, was hier los ist. Jeder andere FIlm hätte zumindest mal nen soldaten sagen lassen: "argh, die von project riesenwurstmonster habens versaut" und so dem zuschauer informationen zukommen lassen, aber nein, der handlungsstrang ist ganz einfach REALISTISCH, wenn Manhatten wirklich von einem Monster angegriffen würde, würde die Zivile befölkerung in dem ganzen tohubawoho auch keine Story dazu geliefert bekommen, man is zu 100% ahnungslos und das ende... oh gott ich verrat nichts aber ich als Fan "besonderer" filme habs geliebt, es is so anti-mainstream.

Zusammenfassung des doch sehr schnell und wirr geschriebenen Berichts: Wer geradlinige Actionblockbuster a la Hollywood wie "transformers" oder "die fantastischen vier" liebt, sollte vll. eher die Finger von Cloverfield lassen, denn der is definitv kein typischer Kinofilm.

Wer aber mal lust hat sich auf was anderes einzulassen und einen eher experimentellen, impressionistischen Film zu sehen, der als roter dödel aus der Suppe hollywoods hervorsticht, sollte auf jeden fall eine karte lösen (jetzt konnte ich auch diese schlussfloskel schreiben, die ich in so vielen filmkritiken gesehen hab)

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Drakath
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Beitrag von Drakath » 19. Feb 2008, 15:06

Das seh ich ähnlich.

Stilistisch finde ich Cloverfield sehr gut gelungen. Er holt aus dem Erzählkonzept überraschend viel heraus, wie z.B. die Idee das der Film einen Zweiten überspielt.
Man könnte jetzt einwenden das unter der äußeren Hülle nicht mehr als ein "weiterer" Monsterfilm steckt, aber Cloverfield ist einer jener Filme die vollkommen von ihrer eindringlichen Atmosphäre leben (welche quasi ihren Inhalt bildet).

Soweit bekannt soll Cloverfield nur der Auftakt einer Reihe sein, und als solcher funkt er hervorragend. Kann mir gut vorstellen das bei den zukünftigen Filmen wieder auf einen anderen Erzählstil gesetzt wird.


Anzumerken sei noch, dass die Soundeffekte genial waren. ;)
"Versau nie eine gute Geschichte durch die Wahrheit." [Mark Brandon Read]

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buki
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Beitrag von buki » 19. Feb 2008, 16:27

Jah Gringo sieht das wie ich.
Man ist einfach mitten drinn. Keiner von den Hauptdarstellern kennt jemanden im Weißen Haus oder bei der Airforce. Keine Schnitte zu irgendwelchen Generälen, die die Bomber losschicken. Man ist einfach voll dabei. Ich war so überrascht, als die Soldaten plötzlich die Straße runtergerannt sind. Echt super.

Das Monster hat mich aber auch ein bisschen enttäuscht. Das Gesicht ist hässlich diffus wenn das Maul zu ist. Und es besteht komplett aus dieser Hautfarbe. Keine Stachel, keine Schuppen, keine Hornplatten. Außerdem schien es mir in der größe zu variieren.

Und ich hab mich den ganzen Film über gefragt wo Godzilla bleibt ^^

Aber letztendlich ein super film. Spricht mich voll an. 9/10 Punkten
Alle Farben für alle!

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Beitrag von Katz » 19. Feb 2008, 19:01

JahGringoo hat geschrieben:Das beste am Film ist aber dieses "flatsch, schauts euch an und macht was ihr wollt-feeling", der regisseur spart sich ALLES, es gibt keine konstruiert wirkende Einleitung zu den Charaktären, niemand weiss woher das Monster kommt, wohin es geht, was hier los ist. Jeder andere FIlm hätte zumindest mal nen soldaten sagen lassen: "argh, die von project riesenwurstmonster habens versaut" und so dem zuschauer informationen zukommen lassen, aber nein, der handlungsstrang ist ganz einfach REALISTISCH, wenn Manhatten wirklich von einem Monster angegriffen würde, würde die Zivile befölkerung in dem ganzen tohubawoho auch keine Story dazu geliefert bekommen, man is zu 100% ahnungslos und das ende... oh gott ich verrat nichts aber ich als Fan "besonderer" filme habs geliebt, es is so anti-mainstream.
Genau das meinte ich, aber der Satz mit dem Riesenwurstmonster fiel mir nicht ein :D
Bis zum Ende wird der Mangel an Erklärungen so aufrecht erhalten, wie ich mir das vorstelle - die Zivilisten erfahren eben nichts.

Und noch ein + : Das Monster wird nicht am Ende durch seine zufällig entdeckte Anfälligkeit für toxische Schocks bei Kontakt mit Süßwasser(/Benzin bleifrei/Kunstdünger/Nutella/usw.) erledigt.

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Ghaz
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Beitrag von Ghaz » 19. Feb 2008, 23:16

Fand ihn auch ziemlich spannend, wirklich mal was anderes. War von den Effekten auch sehr gut gelungen, hat sich alles prima integriert (bis auf die Nahaufnahme vom Monster am Schluss, das hätts nicht gebraucht).
Und Endzeit-Szenerie kombiniert mit 1st person find ich ne verdammt gute Mischung! Keine gute Mischung ist allerdings zu dem Film ein Bierchen zu trinken, mir is ja jetzt noch schlecht xD.
"In diesen Momenten schmeißt die Artbooks in die Ecke und stapelt Klorollen." -Daniel Lieske

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coodle
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Beitrag von coodle » 20. Feb 2008, 16:00

Wenn ich zu diesem Film mal Ron Gilbert (MI1&2) zitieren darf:
Cloverfield is a great movie because a bunch of whiny self-absorbed twenty-something New York hipsters that live in apartments no one can afford all die. For those of you working on your term papers dealing with film deconstruction and plot subtext for your Understanding Film class, let me break it down for you. The whiny hipsters all represent whiny hipsters we hate. The monster is metaphor for a giant monster, and the shallow asshole good looking people all die because they should.

There. I saved you an evening in the library.

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Beitrag von Jabo » 21. Feb 2008, 00:29

Hab mir gestern mal bei Youtube ein paar Szenen angeguckt. Ich bin unglaublich froh, dass ich für diesen Scheiss kein Geld ausgegeben habe. Dafür, dass die Effekte dutzende Millionen kosten, will ich das Monster sehen. Nicht nur kumulierte 20 Sekunden, sondern mindestens ein klassischer Endkampf. Neville Page hat da ja anscheinend ein sehr cooles Monster erschaffen, wie man an den 3d Wireframes und einigen Standbildern sehen kann. Und dieses Gewackel ist nur Möchtegern Innovation. Wie Filme gut gefilmt werden, weiß die Welt seit über einem Jahrhundert. Es gibt keinen Grund, daran was zu deichseln. Mir wurde schon von den paar Minuten im YT-Minifenster schlecht, im Kino wäre ich wahrscheinlich irgendwann rausgegangen. Schauspielerisch kann ich auch nicht viel gutes erkennen, wenn ich mir die Szene anschaue, in der der Kameramann die Leute auf der anderen Straßenseite filmt, obwohl das Monster sich ein paar Meter von ihm total austobt. Davon sieht man 2 Sekunden was, dann 40 Sekunden lang, wie er ständig nur im selben Tonfall über die Straße ruft, sie sollen rüberkommen.

Auch von mir ein Zitat, dieses von Bruce Newman:
'Cloverfield': A monster for the MySpace generation

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Artdek
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Beitrag von Artdek » 21. Feb 2008, 09:08

Und dieses Gewackel ist nur Möchtegern Innovation. Wie Filme gut gefilmt werden, weiß die Welt seit über einem Jahrhundert. Es gibt keinen Grund, daran was zu deichseln.
Himmel, Jabo. Du wirst doch wohl nicht Mitglied der sturköpfigen Schmalspurdenker. War das Ironie oder glaubst du wirklich, dass sich nichts ändern sollte und alles schön simpel immer gleich dem sein muss, das es zuvor schon gab?
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Beitrag von Jabo » 21. Feb 2008, 10:12

Kamerafahrten so inszenieren zu können wie z.B. Darius Khondji (Panic Room, Alien4, Se7en) ist eine hohe Kunst, die naher der Perfektion ist. Und bei Cloverfield ist bekannterweise hunderten von Leuten während der Aufführung schlecht geworden. Ich sehe darin eine gewisse Aussagekraft.

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Beitrag von idontlivehereanymore » 21. Feb 2008, 14:44

Wie wärs wenn du dir den Film mal im Kino anguckst und nicht irgendwelche unscharfen YouTube Videos?
Ein Filmexperte wie du sollte wissen, dass man Filme in hundsmiserabler Qualität nur schwer einschätzen kann und sich da kein Urteil erlauben sollte.

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Beitrag von JahGringoo » 21. Feb 2008, 15:47

ich finds auch n bisschen engstirnig sich n urteil, basierend auf youtube ausschnitten und irgendwelchen wireframes zu machen und das camera-gewackel als möchtegern-innovation abzutun ist auch mit das dümmste, was ich seid langem gehört habe, tut mir jetzt leid das so krass zu sagen, aber es wurde im laufe des threads jetzt schon so oft die experimentelle und impressionistische seite des films angesprochen und mehrmals betont dass er bewusst mutig und anders ist und sich darüber hinaus sehr sehr stark von den liniearen, nach martkforschungen zugeschnittenen hollywoodblockbustern abgrenzt.

Ich meine, wenn du die Toleranz bezülich "besonderer" FIlme, die aus dem Schema fallen, nicht hast, ist das OK, aber nur aufgrund deiner eigenen Meinung alles als Möchtegern-innovativ abzustempeln ist gerade unter anbetracht der tatsache dass du den film noch nichtmal gesehen hast echt nicht nachvollziehbar.

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Beitrag von Jabo » 21. Feb 2008, 16:29

Ich werde mir den Film sicher ansehen, aber nicht im Kino. Das würden meine Augen nicht aushalten. Sobald er in der Videothek steht, sehe ich ihn mir an.

Dennoch solltet auch ihr mal die Augen aufhalten und euch überlegen, ob es nicht genau so ist, wie der Kritiker in meinem Zitat es schreibt. Ein Film für die MySpace Generation. Absichtlicher Qualitätsverlust, selbstgedrehte Singsang-Videos, amateurhafte Durchführungen, halb ausgereifte Ideen, allein zum Selbstzweck und zur Promotion. Dass die Optik Absicht ist, bezweifelt keiner. Aber was hinter dem Trara um die große neue Art des Filmemachens steckt... ich wage zu bezweifeln, dass das Hand und Fuß hat.

Wenn ihr wissen wollt, welche Art von Filmen ich als gut empfinde, dann kann ich euch sagen, dass ich seit Jahren keinen Film mehr so sehnsüchtig erwartet habe wie 'No Country For Old Men'. Der versucht einfach nur, gut zu sein. Ein ehrenhaftes Prinzip, dass mir anhand von Filmen wie Cloverfield wie eine edle Perle vorkommt.

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Beitrag von Artdek » 21. Feb 2008, 16:52

Ich weiß nicht, Jabo. Es scheint mir, als würdest du ein Mensch sein, der Klaviermusik scheiße findet, weil man da kein Schlagzeug hört.
"No Country for Old Men" hat einen ganz anderen Anspruch als ein Katastrophenfilm, der aus der Perspektive des einfachen Mannes erzählt wird - um zwar im direktesten Sinne. In keinem anderen Zeitalter zuvor war es möglich, Katastrophen hautnah mitzuerleben, denn erst seit wenigen Jahren hat wirklich jeder ein Videoaufnahmegerät ständig dabei. Stürzt ein Flugzeug ab oder ein Erdbeben bricht aus, dann ist garantiert jemand vor Ort, der es für den Rest der Welt festhalten kann. Das ist einmalig in der Geschichte.
Bisher war es so, dass Hollywood sich darum bemüht hat, diese Katastrophen zu simulieren, damit auch jeder was davon hat. Doch schwere Kameras und Lichtunempfindliche Filme zwangen sie in unbewegliche Studios. Aus der Not wurde eine Tugend entwickelt: Ein ganz bestimmter Filmstil, der in wirklich jedem zweiten Kinofilm die gleiche Sprache spricht, damit auch jeder noch so moronische Depp sich an nichts neues gewöhnen muss und sofort begreift, was es mit dem "Inhalt" auf sich hat.
Erst seit den Neunzigern wird damit radikal gebrochen. Dogma95 Filme sind dank ihres Realismus emotional sehr spannend und rührend, Indiefilmer scheißen auf Stative und nun auch Hollywood das Potential des puren Realismus erkannt.
Abrahams liefert uns einen Monsterfilm von nichtgekannter direktheit. Er choreographiert komplexe und fantastische Szenen, kombiniert mit überzeugenden Effekten, als wäre man wahrlich selbst dort und würde die Kamera halten.
Der Kniff mit dem versehentlich überspielten Video, das es uns ermöglicht, Auschnitte vom Vortag zu erleben und zu verstehen, wie verliebt die Hauptfigur ist, ist so clever in die Tatsachen eingewebt, dass man nur den Hut ziehen kann. Dieser Film ist von vorn bis hinten fantastisch erdacht und geplant.
Dass einigen Zuschauern schlecht wurde, hab ich auch gehört. Gesehen hab ich aber keinen. Doch wie gesagt, wer so dumm ist und sich in die ersten Reihen setzt - mir wird da auch bei dem herkömmlichen Action-Szenen-Schnell-Schnitt-Kamera-Gewackel eines typischen Hollywoodproduzentenfilms a la "Stirb langsam" übel...
Das erste Mal in meinem Kinoleben hatte ich das Gefühl, ich würde nicht eine Monstergeschichte, sondern ein Monster-Erlebnis vorgesetzt bekommen.
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Beitrag von Jabo » 21. Feb 2008, 17:26

Nun gut, zu 90% deines Textes kann ich nichts sagen, da ich den Film wie erwähnt nicht im Kino gesehen habe. Ich werde dazu was schreiben, wenn ich ihn mir angeschaut habe. Was ich sagen kann ist, dass dieses kammerspielartige, was ich an Filmen faszinierend finde, genau das krasse Gegenteil dessen ist, was Cloverfield anscheinend darstellt. Es ist still, sehr konzentriert und durch diese Künstlichkeit sehr authentisch. Cloverfield geht den umgekehrten, realistischen Weg, um Authentizität zu erzeugen. Das ist nicht mein Bier. Ich unterzeichne jedes Fitzelchen Unrealismus in einem Film. Ich scheisse auf Realismus. Es gibt genug Möglichkeiten, einen Film idealistisch zu filmen. Das ist in meinem Verständnis die hohe Kunst des Filmemachens. Glaubwürdigkeit durch möglichst viel Verzicht auf Realismus, ohne künstlich zu wirken. Dein Klavier-Vergleich hinkt also. Ich schätze das Klavier dafür, dass ein professioneller Spieler es nahe an die Perfektion treiben kann, ohne dass man ein einziges mal ein Schlagzeug hört.

Die Innovationssucht von J.J.Abrams in allen Ehren (ich liebe LOST, ich bin süchtig nach LOST), aber imo ist Cloverfield mehr Schein als Sein. Kann sein dass ich mich irre, ich werde ihn mir ansehen.

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Beitrag von Logan » 21. Feb 2008, 20:36

Wo gibts denn Wireframes von dem Monster zu sehen?

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Beitrag von Jabo » 21. Feb 2008, 20:48

Uuups, da ist mir wohl ein Fehler unterlaufen. Ich hatte gestern nach dem Monster gesucht und war dadurch auf Wires des koreanischen Films "The Host" gestoßen. Der Film soll ja die etwas zweifelhafte Inspiration für Cloverfield geliefert haben. Wobei ich das dem Trailer nicht wirklich entnehmen kann.

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Beitrag von Artdek » 22. Feb 2008, 02:54

@Jabo
Du sagst, du scheißt auf Realismus. Dahingehend würde mich deine Meinung zu den Dogma95 Werken, oder allgemein zu Filmen von Lars von Trier interessieren.
Immerhin sieht man dort auch sehr konzentrierte Performances und sehr künstliche Geschichten (z.B. "Breaking the Waves"), doch die Kamera wird geführt, als sei es ein Dokumentarfilm.
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Beitrag von Jabo » 22. Feb 2008, 11:49

Müsste ich mir mal ansehen, ja. Was ich in den Trailern gesehen habe, gefällt mir, auch wenn mir fast keiner der Schauspieler zusagt (Watson, Björk, Kidman finde ich allesamt schrecklich). Es geht mir aber bei Filmen nicht darum, möglichst künstlich oder künstlerisch zu wirken, da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich bin als Kind mit Hollywood groß geworden und habe das vielfach in meine Meinung über Filme aufgenommen. Was mir gegen den Strich geht ist, Filme überhaupt nach Realismus zu beurteilen. Das Konzept dieser Kritik will mir nicht in den Kopf und ich verstehe oft nicht, wie Leute überhaupt noch Spaß an Filmen haben können, wenn sie sie nach solchen Kriterien ansehen. Eine gewisse Basis an Glaubwürdigkeit braucht jeder Film, um überhaupt zugänglich zu sein. Ansonsten ist er experimentell und dann ist es für mich kein Film mehr, sondern nicht zielgerichtete Kunst. Das verwässert dann oft. Aber jenseits dieser Basis braucht ein Film nicht mehr darauf zu achten, realistisch zu sein.

Das ist z.B. auch direkt anzuwenden auf meine Kritik der Szene von Cloverfield, in der der Kameramann die Leute auf der anderen Seite filmt und ihnen ständig dasselbe unaussagekräftige Zeug entgegen ruft, während neben ihm das Monster wütet. Diese Szene ist sicherlich sehr, sehr realistisch. Da er die Kamera ja vor'm Auge haben muss, und ihm seine Freunde wichtiger sind als das Monster, filmt er sie. Aber ist das erstrebenswert für einen Film? Wäre es nicht viel, viel interessanter, das Monster zu zeigen, den Kernpunkt des Films? Das wäre dann nicht künstlich, sondern einfach unrealistisch. Aber trotzallem glaubwürdig.

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Beitrag von idontlivehereanymore » 22. Feb 2008, 14:43

Jabo hat geschrieben:Das ist z.B. auch direkt anzuwenden auf meine Kritik der Szene von Cloverfield, in der der Kameramann die Leute auf der anderen Seite filmt und ihnen ständig dasselbe unaussagekräftige Zeug entgegen ruft, während neben ihm das Monster wütet. Diese Szene ist sicherlich sehr, sehr realistisch. Da er die Kamera ja vor'm Auge haben muss, und ihm seine Freunde wichtiger sind als das Monster, filmt er sie. Aber ist das erstrebenswert für einen Film? Wäre es nicht viel, viel interessanter, das Monster zu zeigen, den Kernpunkt des Films? Das wäre dann nicht künstlich, sondern einfach unrealistisch. Aber trotzallem glaubwürdig.
Dann findest du wohl Hitchcock auch scheiße :P

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