- In der Falle -
Verfasst: 26. Nov 2006, 19:04
Ich bin immer mehr fasziniert von dem Gedanken, dass eine Illustration nicht auf dem Papier (oder dem Digital Canvas) entsteht, sondern im Kopf. Das letztendliche Bild, welches der Betrachter sieht, ist nur ein Abklatsch der Welt, die sich im Kopf des Illustrators gebildet hat.
Die Prägung einer Münze, die unter einem Blatt Papier liegt, kann zum Vorschein gebracht werden, indem man mit einem weichen Bleistift darüber schraffiert. Doch ist das Ergebnis keine genaue Darstellung der Münze, sondern nur eine vage Annäherung. Die eigentliche Münze ist plastisch, metallisch und blitzt und blinkt im Licht. Und sie hat eine Kehrseite. Die Frottage (so hei??t die beschriebene Darstellungstechnik) zeigt uns nur jede Aspekte der Münze, die sich mit Graphit auf einem zweidimensionalen Blatt Papier abbilden lassen.
Der Illustrator hat auch nur eine zweidimensionale Fläche zur Verfügung. Zugegeben, seine Möglichkeiten gehen über Graphit hinaus. Aber im Vergleich zu dem Bild in seinem Kopf sind seine Möglichkeiten dennoch sehr begrenzt. Trotzdem scheitert er selten an seinen darstellerischen Möglichkeiten, sondern viel häufiger daran, dass seine Münze keine Prägung hat.
Ich habe viel Zeit damit verbracht, meine Frottage-Technik - um in diesem Bild zu bleiben - zu perfektionieren. Doch meine Bemühungen mussten in ihren Ergebnissen beschränkt bleiben, so lange ich mir nicht die Mühe machte, die darunterliegende Münze zu bearbeiten.
Bezeichnenderweise habe ich in der Vergangenheit immer dann überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielt, wenn ich Motive umgesetzt habe, die ursprünglich von anderen Künstlern stammten. Ja, man könnte sagen, "Fan-Art" ist mir besonders leicht von der Hand gegangen, nicht nur technisch, sondern auch von der Motivation her. Es war immer fast so, als würde eine Faszination davon ausgehen, wenn man einen bekannten Charakter oder eine bekannte Szene umgesetzt hat. Jetzt wird mir klar, dass ich in diesem Fall die Münze eines anderen in der Hand hielt und diese frottiert habe. Die Tatsache, dass diese Figuren oder Welten schon eine ganze Geschichte um sich aufgebaut hatten, machte es so viel einfacher, sie darzustellen. Man wusste quasi auf ganz viele Fragen sofort die Antworten, weil man einfach "drin" war, weil diese Figuren Teil der eigenen inneren Welt waren.
Ja, ich glaube, dass gute Bilder zum grö??ten Teil im Kopf entstehen. Und je umfangreicher man sich mit ihnen beschäftigt, je mehr Liebe und Zeit man in die Münze steckt, desto schöner wird auch die Frottage. Auf das Papier drückt sich nur durch, was auf der Münze ist. Es ist ein verlustbehafteter Prozess, es geht viel dabei verloren. Die einzige Chance die man hat ist, die Münze so fein auszuarbeiten, wie es geht und zu hoffen, dass am Ende noch genug auf dem Papier ankommt. Die richtige Technik hilft dabei natürlich.
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Ok, genug des verschleierten Geredes, hier ist der Punk:
Ich will ein neues Bild beginnen, ein aufwendigeres. Ich will Euch gerne an dem Entstehungsprozess teilhaben lassen. Wichtig ist mir dabei - und das lässt sich aus den vorangegangenen Absätzen vielleicht erahnen - dass es mir dabei nicht in erster Linie auf ein zeichen- und maltechnisches "How to" ankommt, sondern auf die Prozesse, die nicht auf dem Canvas stattfinden, von denen man direkt weniger sieht und die nicht häufig kommuniziert werden, die aber den entscheidensten Einfluss auf das Endergebnis haben.
Dieser Thread ist in gewisser Weise auch eine Selbsttherapie, denn viel zu oft gehe ich noch oberflächlich an die Aufgabe des Zeichnens und Malens heran und ich glaube einfach, dass es besser ist, das zu verändern.
Nichtsdestotrotz wird am Ende dieses Prozesses einfach ein Bild stehen - nicht mehr und nicht weniger. Die Techniken, die zur Erstellung des Bildes zum Einsatz kommen, will ich natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen, nur wundert Euch einfach nicht, wenn Ihr in diesem Thread im Endeffekt mehr Text findet als Bilder.
Was ich im Endeffekt vermitteln möchte ist, dass es sich au??erordentlich lohnt, seine Bilder mit einem entsprechenden konzeptionellen Background zu unterstützen. Es wird sich direkt an der Oberfläche abbilden und auch für diejenigen spührbar sein, die diesen Background gar nicht kennen.
Es handelt sich bei diesem Bild um ein privates Projekt und ich werde mir Zeit lassen. Bei meiner Arbeit an "The Journey Begins" habe ich gemerkt, was für unschätzbare Vorteile es hat, wenn man sich Zeit lässt. Dabei geht es nicht darum, Zeit zu vergäuden, sondern sie zu investieren. Das Unterbewusstsein liefert einem oftmals erstaunliche Ansätze und Lösungen - man muss ihm nur Zeit geben. Zum diesem Thema werde ich noch viel zu schreiben haben.
Der Titel des Bildes, welches ich malen werde lautet "In der Falle", so viel weiss ich schon. Ich weiss auch schon, dass das Bild ein Wiedersehen mit einen alten Bekannten bedeuten wird. Was ich noch so alles schon weiss, seht Ihr hier:
Die Szene kam mir vor wenigen Tagen spontan in den Sinn - ein Barbar, der mit erhobenem Schwert auf einem Vorsprung dem Ansturm feindlicher Kämpfer entgegentritt. Ein klassisches Motiv, visuell reizvoll und voller dynamischer Posen. Nur, das Schicksal dieses Barbaren war mir schei??egal und ich dachte nicht weiter drüber nach.
Dann erinnerte ich mich an diese Zeichnung, die ich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit angefertigt hatte:
Um das Ganze Mal ganz grob zu umrei??en: nach der Fertigstellung von "The Journey Begins" musste ich feststellen, dass dieser Beitrag zur CG Society Challenge in Wirklichkeit den Startpunkt einer Geschichte darstellte, die sich dann im letzten Jahr spontan vor mir entfaltete. Ich habe auf dieses sehr beeindruckende Ereignis reagiert, indem ich seither ein Notizbuch führe, in welches ich regelmä??ig Fragmente dieser Geschichte notiere, wenn sie mir in den Sinn kommen. Erstaunlicherweise geschieht dies regelmä??ig und zu den abwegigsten Zeitpunkten.
Egal, dazu später vielleicht mehr.
Also ein Teil dieser Geschichte handelt davon, wie der Junge Reisende in die Burg des Koboldkönigs verschleppt wird und dort Sklavenarbeit verrichten muss. Später wird er von dem kleinen Kobold, den wir in der Zeichnung oben sehen, befreit. Wie die genauen Hergänge sind, spielt jetzt noch keine Rolle (tatsächlich weiss ich es noch nicht, aber es wird sich bei Gelegenheit sowieso von alleine ergeben, so viel weiss ich jetzt schon).
Nun, es ist jetzt nicht schwer zu erahnen, dass ich in der Szene mit dem Barbaren auf dem Felsvorsprung mit diesem Hintergrund im Kopf schnell die Szene gesehen habe, in der der Junge verzweifelt versucht, sich gegen den Zugriff der Kobolde zu wehren - vergeblich.
In der groben Skizze oben könnte Ihr erkennen, da ich schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von der Szene habe. Die stammt noch von dem Zeitpunkt, als da noch ein Barbar stand. Nachträglich habe ich dann Mal das 3x3-Grid drübergelegt um die "Rule of Thirds" anzuwenden und musste feststellen, dass der Kopf des Jungen genau in einem der Schnittpunkte gelandet war. Das hat mein Vertrauen in meinen ersten Entwurf gestärkt. Unten rechts seht Ihr sogar schon einen ersten Tonwert-Thumbnail. Den schaue ich mir derzeit häufiger an und versuche zu erkennen, wie die Szene konkret aussieht. Es ist dabei ein bi??chen so, als würde ich davon ausgehen, dass ich selbst mir aus der Zukunft eine schlecht aufgelöste und monochrome Version des fertigen Bildes zugeschickt habe (die Technik, Bilder in der Zeit zurückzuschicken lässt wirklich zu wünschen übrig) und nun versuche, die Qualität des fertigen Bildes einzuschätzen.
Und das ist der Punkt, an dem ich jetzt bin. Ich bin mir bewusst, dass es für Euch im Moment wenig zu kommentieren gibt und tatsächlich lege ich es auch gar nicht so sehr darauf an, die üblichen konstruktiven Kritiken zu der Illustration zu sammeln (ich bin aber auch nicht böse drum), sondern ich will mit Euch viel lieber in einen entspannten Dialog zum Thema Gestaltung, Konzeption und Kreativität eintreten. Ich seid alle herzlich dazu eingeladen.
Die Prägung einer Münze, die unter einem Blatt Papier liegt, kann zum Vorschein gebracht werden, indem man mit einem weichen Bleistift darüber schraffiert. Doch ist das Ergebnis keine genaue Darstellung der Münze, sondern nur eine vage Annäherung. Die eigentliche Münze ist plastisch, metallisch und blitzt und blinkt im Licht. Und sie hat eine Kehrseite. Die Frottage (so hei??t die beschriebene Darstellungstechnik) zeigt uns nur jede Aspekte der Münze, die sich mit Graphit auf einem zweidimensionalen Blatt Papier abbilden lassen.
Der Illustrator hat auch nur eine zweidimensionale Fläche zur Verfügung. Zugegeben, seine Möglichkeiten gehen über Graphit hinaus. Aber im Vergleich zu dem Bild in seinem Kopf sind seine Möglichkeiten dennoch sehr begrenzt. Trotzdem scheitert er selten an seinen darstellerischen Möglichkeiten, sondern viel häufiger daran, dass seine Münze keine Prägung hat.
Ich habe viel Zeit damit verbracht, meine Frottage-Technik - um in diesem Bild zu bleiben - zu perfektionieren. Doch meine Bemühungen mussten in ihren Ergebnissen beschränkt bleiben, so lange ich mir nicht die Mühe machte, die darunterliegende Münze zu bearbeiten.
Bezeichnenderweise habe ich in der Vergangenheit immer dann überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielt, wenn ich Motive umgesetzt habe, die ursprünglich von anderen Künstlern stammten. Ja, man könnte sagen, "Fan-Art" ist mir besonders leicht von der Hand gegangen, nicht nur technisch, sondern auch von der Motivation her. Es war immer fast so, als würde eine Faszination davon ausgehen, wenn man einen bekannten Charakter oder eine bekannte Szene umgesetzt hat. Jetzt wird mir klar, dass ich in diesem Fall die Münze eines anderen in der Hand hielt und diese frottiert habe. Die Tatsache, dass diese Figuren oder Welten schon eine ganze Geschichte um sich aufgebaut hatten, machte es so viel einfacher, sie darzustellen. Man wusste quasi auf ganz viele Fragen sofort die Antworten, weil man einfach "drin" war, weil diese Figuren Teil der eigenen inneren Welt waren.
Ja, ich glaube, dass gute Bilder zum grö??ten Teil im Kopf entstehen. Und je umfangreicher man sich mit ihnen beschäftigt, je mehr Liebe und Zeit man in die Münze steckt, desto schöner wird auch die Frottage. Auf das Papier drückt sich nur durch, was auf der Münze ist. Es ist ein verlustbehafteter Prozess, es geht viel dabei verloren. Die einzige Chance die man hat ist, die Münze so fein auszuarbeiten, wie es geht und zu hoffen, dass am Ende noch genug auf dem Papier ankommt. Die richtige Technik hilft dabei natürlich.
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Ok, genug des verschleierten Geredes, hier ist der Punk:
Ich will ein neues Bild beginnen, ein aufwendigeres. Ich will Euch gerne an dem Entstehungsprozess teilhaben lassen. Wichtig ist mir dabei - und das lässt sich aus den vorangegangenen Absätzen vielleicht erahnen - dass es mir dabei nicht in erster Linie auf ein zeichen- und maltechnisches "How to" ankommt, sondern auf die Prozesse, die nicht auf dem Canvas stattfinden, von denen man direkt weniger sieht und die nicht häufig kommuniziert werden, die aber den entscheidensten Einfluss auf das Endergebnis haben.
Dieser Thread ist in gewisser Weise auch eine Selbsttherapie, denn viel zu oft gehe ich noch oberflächlich an die Aufgabe des Zeichnens und Malens heran und ich glaube einfach, dass es besser ist, das zu verändern.
Nichtsdestotrotz wird am Ende dieses Prozesses einfach ein Bild stehen - nicht mehr und nicht weniger. Die Techniken, die zur Erstellung des Bildes zum Einsatz kommen, will ich natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen, nur wundert Euch einfach nicht, wenn Ihr in diesem Thread im Endeffekt mehr Text findet als Bilder.
Was ich im Endeffekt vermitteln möchte ist, dass es sich au??erordentlich lohnt, seine Bilder mit einem entsprechenden konzeptionellen Background zu unterstützen. Es wird sich direkt an der Oberfläche abbilden und auch für diejenigen spührbar sein, die diesen Background gar nicht kennen.
Es handelt sich bei diesem Bild um ein privates Projekt und ich werde mir Zeit lassen. Bei meiner Arbeit an "The Journey Begins" habe ich gemerkt, was für unschätzbare Vorteile es hat, wenn man sich Zeit lässt. Dabei geht es nicht darum, Zeit zu vergäuden, sondern sie zu investieren. Das Unterbewusstsein liefert einem oftmals erstaunliche Ansätze und Lösungen - man muss ihm nur Zeit geben. Zum diesem Thema werde ich noch viel zu schreiben haben.
Der Titel des Bildes, welches ich malen werde lautet "In der Falle", so viel weiss ich schon. Ich weiss auch schon, dass das Bild ein Wiedersehen mit einen alten Bekannten bedeuten wird. Was ich noch so alles schon weiss, seht Ihr hier:
Die Szene kam mir vor wenigen Tagen spontan in den Sinn - ein Barbar, der mit erhobenem Schwert auf einem Vorsprung dem Ansturm feindlicher Kämpfer entgegentritt. Ein klassisches Motiv, visuell reizvoll und voller dynamischer Posen. Nur, das Schicksal dieses Barbaren war mir schei??egal und ich dachte nicht weiter drüber nach.
Dann erinnerte ich mich an diese Zeichnung, die ich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit angefertigt hatte:
Um das Ganze Mal ganz grob zu umrei??en: nach der Fertigstellung von "The Journey Begins" musste ich feststellen, dass dieser Beitrag zur CG Society Challenge in Wirklichkeit den Startpunkt einer Geschichte darstellte, die sich dann im letzten Jahr spontan vor mir entfaltete. Ich habe auf dieses sehr beeindruckende Ereignis reagiert, indem ich seither ein Notizbuch führe, in welches ich regelmä??ig Fragmente dieser Geschichte notiere, wenn sie mir in den Sinn kommen. Erstaunlicherweise geschieht dies regelmä??ig und zu den abwegigsten Zeitpunkten.
Egal, dazu später vielleicht mehr.
Also ein Teil dieser Geschichte handelt davon, wie der Junge Reisende in die Burg des Koboldkönigs verschleppt wird und dort Sklavenarbeit verrichten muss. Später wird er von dem kleinen Kobold, den wir in der Zeichnung oben sehen, befreit. Wie die genauen Hergänge sind, spielt jetzt noch keine Rolle (tatsächlich weiss ich es noch nicht, aber es wird sich bei Gelegenheit sowieso von alleine ergeben, so viel weiss ich jetzt schon).
Nun, es ist jetzt nicht schwer zu erahnen, dass ich in der Szene mit dem Barbaren auf dem Felsvorsprung mit diesem Hintergrund im Kopf schnell die Szene gesehen habe, in der der Junge verzweifelt versucht, sich gegen den Zugriff der Kobolde zu wehren - vergeblich.
In der groben Skizze oben könnte Ihr erkennen, da ich schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von der Szene habe. Die stammt noch von dem Zeitpunkt, als da noch ein Barbar stand. Nachträglich habe ich dann Mal das 3x3-Grid drübergelegt um die "Rule of Thirds" anzuwenden und musste feststellen, dass der Kopf des Jungen genau in einem der Schnittpunkte gelandet war. Das hat mein Vertrauen in meinen ersten Entwurf gestärkt. Unten rechts seht Ihr sogar schon einen ersten Tonwert-Thumbnail. Den schaue ich mir derzeit häufiger an und versuche zu erkennen, wie die Szene konkret aussieht. Es ist dabei ein bi??chen so, als würde ich davon ausgehen, dass ich selbst mir aus der Zukunft eine schlecht aufgelöste und monochrome Version des fertigen Bildes zugeschickt habe (die Technik, Bilder in der Zeit zurückzuschicken lässt wirklich zu wünschen übrig) und nun versuche, die Qualität des fertigen Bildes einzuschätzen.
Und das ist der Punkt, an dem ich jetzt bin. Ich bin mir bewusst, dass es für Euch im Moment wenig zu kommentieren gibt und tatsächlich lege ich es auch gar nicht so sehr darauf an, die üblichen konstruktiven Kritiken zu der Illustration zu sammeln (ich bin aber auch nicht böse drum), sondern ich will mit Euch viel lieber in einen entspannten Dialog zum Thema Gestaltung, Konzeption und Kreativität eintreten. Ich seid alle herzlich dazu eingeladen.