Die Bestrafung der Hexer

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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lucy
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Beitrag von lucy » 11. Jun 2008, 19:46

@basT: das ist ne gute Idee, werd ich mir auf jeden fall noch angucken die nächsten Tage.

@dazzled: hehe, ja war mir ja schon aufgefallen als du deine b/w-comic-tests gemacht hast
und ich auch gerade an meinen saß.
hoffe sehr du postest wenigstens dein endergebnis !
dein letzter satz freut mich sehr.

@JGS: also ein bisschen erfahrung hab ich ja schon und ich hoffe dass das alles gut geht.
storyboard wird bald nachgereicht, bis jetzt gibts nur eine grobversion, die nicht wirklich
gut veranschaulicht, was eigentlich passiert. ^^
danke für den hinweis auf den alten pathfinder, scheint der bessere film zu sein.
der neue wurde ja sehr schlecht bewertet, könnte sich aber trotzdem als inspiration lohnen.

@hjalmar:
ja, das wird für erwachsene, so richtung sincity oder sowas.
danke für die anmerkungen zu den charakteren. die alte frau ist vielleicht auch etwas sehr alt,
aber da sie sehr oft vorkommt muss ich sie eh noch etwas genauer planen.
der oberhexer kommt wie gesagt nur kurz am ende vor, wobei ich ihn vielleicht vorher andeute.

anbei meine skizzen zu den kriegern.
die krieger hängen anfangs im dorf rum und meucheln am ende die hexen nieder.
ich habe angefangen mit kleinen skizzen, hab mir dann 7 favoriten rausgesucht und
etwas weiter ausgearbeitet. mal schaun, ob ich hier noch wesentlich mehr mache oder
den rest spontan entscheide.. vermutlich geh ich an den in der mitte nochmal ran,
da er so ein bisschen der anführer der kriegertruppe werden soll.
später werden sie allerdings schon nicht ganz so gleich angehen, was körper und
gesicht angeht ;)

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Beitrag von FastArt » 11. Jun 2008, 20:29

die sind absolut cool.. die rocken einiges.. sag mal in welchem stil wird der comic entstehen.. in graustufen wie bei den konzepten hier?

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Beitrag von Bas.T » 11. Jun 2008, 22:05

Kann mich FasArt nur anschließen...die Charaktere gefallen mir sehr gut.

Hatte ich vergessen...der Oberhexer finde ich ist ein toller Charakter und vor allem gefällt mir das Hirschgeweih. Das hat so was richtig schön bedrohliches an sich. Weiter mit so tollen Designs.

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Beitrag von JanW » 12. Jun 2008, 14:53

Hm, ich finde deine Arbeiten sehr schön, aber dein Ansatz ein Unchlicheehaften Umgang mit dem Setting zu plegen, hast du den bei den Hexen auch konsequent durchgezogen?
Ich frage, weil mir die Hexen irgendwie wie Hexen vorkommen! Das klingt jetzt halt komisch und ich hab mich auch nicht mit Indianischer Folklore beschäftigt, aber stellten sich Indianer Hexen wirklich so vor? Vlt. dachten sie ja, dass die Hexen wegen ihrer naturverbundenheit (?) immer halbnackt umherliefen. Oder sie trugen vlt. statt langen Stäben Fetische mit sich herum.
Leider weiß ich es nicht -_-
Aber: Weiter so! :)

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Beitrag von SunDance_Kid » 12. Jun 2008, 22:11

hammergeiler stil, gefällt mir sau gut.... und indianer sind sowieso die besten :)

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lucy
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Beitrag von lucy » 13. Jun 2008, 23:00

@fastart: jau, der stil wird so gemalte graustufen, ähnlich wie bei den concepts.
kontrast wird teilweise etwas höher, bei manchen szenen macht sicht das sicherlich gut.
die krieger gefallen mir auch, freu mich die in szene zu setzen.

@basT: danke :D krieger und oberhexer werden fast nur am ende auftauchen und so wird
das sicher ein würdiges finale. =)

@janW: da hast du sicherlich teilweise recht. ich möchte aber den kontrast zu den kriegern
und der hauptfigur aufrecht erhalten, die ja eher leicht bekleidet sind (oberkörper frei, beine teilweise. )
genaue referenzen hatte ich da auch nicht, aber ich finde hier passt das sorum wesentlich besser
und ich hatte recht schnell dieses bild der schwarzen masse im kopf.
die hexer sind ja eher ein wenig entrückt von ihrem menschlichen wesen und ich
kann mit fellen und gewändern mehr spielen.
die naturverbundenheit, was ja auch eine möglichkeit wäre die verwandlung in die tiere zu sehen,
wäre mir dann auch einfach zu positiv, so darf es nicht rüberkommen.
wo ich so darüber nachdenke gerade, fände ich diesen aspekt (sind die hexer vielleicht die guten ?) auch nicht schlecht..
aber der für mich entscheidene innere konflikt ist, dass der held einen teil dieser dunklen macht kennenlernt und auch ihn
überwältigt, als er sich in ein tier verwandelt etc. auf den werde ich mich konzentrieren.

@sundace_kid: danke ! =)


ich hatte die letzten tage erst begonnen den helden weiter auszuarbeiten durch weitere skizzen,
doch irgendwie fühlte sich das noch nicht so passend an.
jetzt wo ich einigermaßen weiß wie alles aussieht, werde ich mich daher erstmal an das storyboard wagen,
da es zur zeit eifnach die größere lücke darstellt.
daher erstmal grobes storyboard... dieses versetzte arbeiten hat auch den großen vorteil,
dass ich die entwürfe der figuren und so danach wieder mit etwas frischerem auge sehen kann.

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lucy
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Beitrag von lucy » 25. Jun 2008, 14:15

so endlich wieder ein update.

mein derzeitiges storyboard ist noch recht grob, aber ich hoffe es macht einigermaßen klar,
was ich so vorhabe und wie der handlungsverlauf überhaupt aussieht.
ich macht mal noch neben meinen notizen ein paar erklärungen dazu, wo ich denke,
dass noch was fehlt.

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Erste Seite beginnt mit dieser Situation im Haus. Der kranke Bruder und die Schwester
werden zuerst gezeigt, während der Protagonist erst im Hintergrund bleibt und dann
richtig auf Seite 2 gezeigt wird.

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Auf den nächsten Seiten wird das Dorf gezeigt, die Krieger tauchen kurz auf,
der Protagonist erklärt seinen Verdacht, dass die Hexer schuld an der Krankheit
sind etc. Er folgt der Hexe um seinen Plan, sich bei der Hexenorganisation
einzuschleichen, in die Tat um zu setzen.

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Die Hexe und der Protagonist machen einen Treffpunkt im Wald aus und
nachts macht er sich dann auf die Socken.

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Der Dialog ist nur sinngemäß und stand so in der Geschichte. Wird also noch
umformuliert. ;) Der Weg wird durch abgebrochene Zweige markiert.

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Nach einigen Bildern, die die Hexer, den Versammlungsort vorstellen
und verschiedene Rituale zeigen, kommt es schließlich zur Verwandlung.
Auf dem rechten Bild wird er gerade von der Macht "gepackt".
Die Worte der Hexerin werden erst später enthüllt.

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Versammlung ist zu Ende und alle hauen ab in ihren verschiedenen Tiergestalten.

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Hier wird dann verraten, welches Opfer der Protagonist für seine neuen
Mächte erbrigen muss. Eigentlich wird das in der Geschichte schon
direkt am Anfang im Hexenhaus klar gesagt und auch die darauf folgende
List schon erklärt. Dachte mir aber, dass ich das so gut ändern kann,
um die Spannung hier zu erhöhen.

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Hier dann die erwähnte List .. anstatt seine Schwester zu vergiften, wird
der Hund gekillt. Ich stelle mir das so vor, dass der neue Hexer mit
diesen Kräften aufgeladen ist und sie irgendwie loswerden muss.
So geligt es ihm also diese abzulenken und das Leben seiner Schwester
zu retten.

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Die Schwester stellt sich so krank, so dass die Hexen denken, dass
der Protagonist sie vergiftet hätte.

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Ähnliche Seite wie Nummero 2. Hier zeige ich den Helden der Geschichte
nochmal und er soll eine deutliche Wandlung durchgemacht haben
durch die ganzen Strapazen der letzten Nacht.

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das ende hab ich mir ebenfalls dazugedichtet, weil ich das eigentlich sehr interessant
fand, was der jetzt wohl so weiter vorhat. wird irgendwie von der macht der hexer verschlungen ?
oder ein guter hexer ? solche fragen kann man sich dann stellen. ;)


so das war mein storyboard...
vieles muss noch anders werden, maches ist noch sehr grob, aber ich denke
insgesamt könnte das so in der art schon passen.
die angedeuteten textkästchen sind erstmal nur so auf verdacht, ich hab bisher
wenig gedanken auf den text gelenkt.
damit das ganze nicht komplettes desaster wird, bin ich derzeit auf der suche
nach einem fähigen texter. ich habe schon 2 leute hier vor ort im visier, die
vielleicht dafür in frage kommen würden und auch interessiert sind.
mal schaun, was das wird ! :D

die nächsten tage wird wenig nachkommen, da ich prüfungen und hausarbeit anstehen
habe und übers we nochmal weg bin und daher wird das nächste update noch etwas
warten müssen.
lasst mich wissen, ob ihr der handlung so folgen könnt und wie ihr das ganze findet.

edit: das das ganze ja hier nen wipthread ist, der auch ein bisschen meine
vorgehensweise erklären soll, will ich euch auch mein altes, noch gröberes storyboard
nicht vorenthalten, wo ich wirklich erstmal nur die seitenverteilung klären wollte.
kann man jetzt nun wirklich nicht alles entziffern und erkennen, aber geht ja
auch mehr um die arbeitsschritte.
--> erster entwurf storyboard
Zuletzt geändert von lucy am 25. Jun 2008, 14:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Jun 2008, 14:28

Hey, super - ein Update!

Ich habe das Storyboard jetzt zwei Mal überflogen und ich finde, es kommt schon ganz gut rüber. Hier und da fallen mir ein paar riesige Panels auf. Auf Seite 16 z.B. hast Du nur drei Panels und zeigst in einem das Gesicht des Protagonisten im CloseUp. Ich finde sowas immer sehr schwierig, da man die Figuren dann in einem Detailgrad zeigen muss, für den sie eventuell nicht ausgelegt sind. Wollte nur drauf hinweisen.

Und willst Du wirklich mit einer Doppelseite starten? Ich würde ja intuitiv mit einer Einzelseite starten, auf der dann ein schöner Establishing Shot zu sehen wäre (das Dorf in der Landschaft z.B.).
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

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Beitrag von Chinasky » 25. Jun 2008, 14:45

Danke für das Update! Mir fallen momentan noch keine Sachen auf/ein, obwohl z.B. Daniels Hinweis auf den Doppelseiten-Start für mich schon nachvollziehbar ist.

Wahrscheinlich fallen mir erst dann wieder Änderungsvorschläge ein, wenn's schon fast zu spät ist, sie noch zu integrieren. :D

Jedenfalls super, daß Du uns hier teilhaben läßt, derartige WIP-Threads finde ich riesig spannend und lehrreich, vor allem welche von Dir, der Du sehr ernsthaft an Deinen Projekten arbeitest.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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lucy
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Beitrag von lucy » 25. Jun 2008, 14:57

hey, so ein schnelle antwort.

in der einen hälfte von seite 16 gehts mir vor allem um die düstere entwicklung, die sich
bei der hauptfigur abzeichnet und daher leg ich da schon wert auf den close up. das problem
mit dem zoom sehe ich bei meinem eher malerischen stil nicht so bisher.. mal schaun, ob
du dann recht hast ;) ich hab ja nicht so eine feste linienabfolge für meine characktere
wie es für manche comicstile typisch ist. in sincity sind zb auch immer recht große
köpfe mit dabei und das gefällt mir eigentlich sehr gut.

dein vorschlag mit nem dorf auf der ersten seite als einzelseite find ich gut, wird gemacht !
ich muss mal gucken, wie viele seiten ich eigentlich später haben werde (mit innentitel und so)...
muss irgendwie insgesamt durch 4 oder 8 teilbar sein.

@china:danke! der hinweis wird auf jeden fall umgesetzt, auf eine halbe seite kommts
dann auch nicht mehr an :D

lass mich wissen, sobald dir was einfällt.. auch wenns schon zu spät ist. ;)

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Beitrag von Artdek » 25. Jun 2008, 15:19

Ich weiß nicht, inwiefern die Story vorgegeben bzw. angelegt ist. Den Stichpunkten nach gibt es scheinbar eine Art Skript. Mir fiel allerdings das plötzliche Ende auf: Was in 18 Seiten aufgebaut wurde, ist in nur drei Seiten vorbei. Ich finde, das Gewicht von Set Up Resolution stimmt am Klimax nicht. Sicher, ich konnte die Story wegen der skizzenhaften Darstellung weder genau nachvollziehen, noch erkannte ich wer die Charaktere sind. Mir stellte sich am Ende die Frage, warum der ganze Aufwand, wenn doch das Töten der bösen Hexer so leicht ist.
Ich meine nur, dass die Geschichte beginnt wie eine clever angelegte Infiltrations-Geschichte vor originellem Setting, endet jedoch in banaler Schlächterei aller Anwesenden. Ich hatte zunächst erwartet, dass die Hauptfigur einen Hexer nach dem anderen mit List und Tarnung heimlich erlegt.
Kam sowas vielleicht sogar vor? Ich hatte es nicht erkennen können.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Beitrag von JGS » 25. Jun 2008, 15:39

Gerade war ich zwei Stunden mit Rasenmähen beschäftigt, guck hier rein + was worauf ich echt gewartet hab.

Was mir gleich aufgefallen ist hat Daniel schon gesagt. Zeig zuerst das Dorf + Set damit sich der Leser orientieren kann.
Bevor man sich an ausgefeilte Scribbels macht sollten erstmal die Texte stehen, zumindest in Grobform. Es kann gut sein das du plötzlich merkst das du zuwenig Platz/Panels für Dialoge eingeplant hat und damit dein ganzes Layout passe ist. Ausserdem sollten Text und Bild zusammenspielen, bei einem Comic kann man das nicht getrennt sehen. Bislang hast du dich nur auf das Bild konzentriert, was bei einem Illustrator aber natürlich ist.

ich denk ich schreib dir ne ausführliche PN oder Mail...
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Zeigeraum: http://www.digitalartforum.de/forum/viewtopic.php?t=498

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Beitrag von Chinasky » 25. Jun 2008, 15:40

@Artdek: Der ungefähre Inhalt der Story wird auf der vorherigen Seite von lucy skizziert. Es handelt sich um ein indianisches Märchen. Je nachdem, wie nahe lucy an der Vorgabe bleiben will, wird er wohl auch ihrer "Geschwindigkeit" folgen wollen. Daß hier der Spannungsbogen etwas plötzlich seinem Ende zurauscht, hast Du, wie ich finde, genau herausgespürt. Tatsächlich aber sind solche abrupten "Schlußwendungen" für Märchen durchaus nicht ungewöhnlich, das bedingt sogar häufig ihre seltsame Andersartigkeit. Wir haben uns inzwischen allerdings an andere Erzählstrukturen gewöhnt, und je näher lucys Comic an eine Abenteuererzählung heran soll, desto stärker muß er sich wohl von der Märchenstruktur der Vorlage emanzipieren.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von Artdek » 25. Jun 2008, 16:07

@Chinasky
Ich habe vor kurzem für einen Komilitonen ein Märchen über die Hexe Baba Jaga für einen Kurzfilm adaptiert. Was im Märchen leicht zusammengefasst ist, dauert in der erlebten Zeit allerdings recht lange.
Z.B.: Aljona stieß die Hexe in den Ofen und sie verbrannte jämmerlich. Dann ging sie heim und im Dorf feierten alle ein riesiges Fest.
Was hier in zwei Zeilen hingeschossen wird und in der Fantasie seltsamerweise genauso lang wirkt wie es wirklich passieren würde, das ist eben in Bildsprache ein langer emotionaler Prozess. "Jämmerlich verbrennen" heißt im Film mind. 30 Sekunden Geschrei (Bsp.: Endsequenz von Terminator 2 - der T1000 schmilzt im flüssigen Metall des Stahlwerks). Im Comic wäre es doch wenigstens ein Bild auf einer ganzen Seite, um dem Gefühl des Leiden die entsprechende Wichtigkeit zu geben. Dann sagt der Comic-Leser sich: "Jaa, brenne nur, du dreckige Hexe! Das hast du verdient!"
Soweit ein vorgang, der im Skript zwei Worte umfasst. Ganz zu schweigen, was es bedeuten würde, "heim zu gehen": Der dunkle Wald, das Licht zwischen den Bäumen, die sich immer weiter öffnenden Kronen, dann die grüne Wiese, die Blumen und die Schmetterlinge und hinter dem Hügel zum Wald dann plötzlich, wie eine Erlösung, das so lang vermisste Dorf, welches in seiner Ruhe ganz unschuldig und unberührt wirkt. Sogleich rennt sie aufs Dorf zu, den Hügel hinunter. SCHNITT: Sie wird vom Vater willkommen geheißen; etc. etc.
Im Film währen es 20 bis 30 Sekunden, bevor es mit dem Fest losgeht.
Im Comice sicher zwei bis drei Seiten, damit auch die involvierten Figuren eine Art Resolution bekommen.

Das Balancing vermittelt eben, wie "wichtig" sich etwas anfühlt. Große Bilder für die wichtigsten Punkte der Geschichte, kleinere Bilder für Entwicklungen, Reden, Atmosphäre und Gefühle.
Zuletzt geändert von Artdek am 25. Jun 2008, 16:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von lucy » 25. Jun 2008, 16:08

das trifft das ganze sehr gut, china.
tatsächlich ist das märchen da noch viel krasser. das ende, die letzten 7 seiten, sobald
der kampf beginnt, im text nur knappe 3 zeilen von über 50. da steht wirklich nur, dass
alle kaputt gekloppt werden und der bruder wieder gesund ist.
ich habe ja leichte änderungen am märchen vorgenommen und wäre auch für kleine weitere
vorschläge offen.
ich habe jedenfalls so versucht einen guten kompromiss zu finden.
leider werde ich den text so nicht online stellen, weil ich damit vermutlich irgendwelche rechte verletzen würde.

@jgs: jo, da sind sich ja alle einig, was den anfang angeht. ;) wird gemacht.
bei den texten kann ich dir nur zustimmen und werde so vorgehen. hab mir
die tage noch "comics machen" durchgelesen und mir auch so meine gedanken gemacht.
ich werde schaun, dass ich so bald wie möglich mich mit einem der texter treffen kann und
das ganze ins rollen gebracht wird.

naja, kannst mir gerne schon was schreiben oder auch warten, bis ich erste sachen präsentieren kann.
vorbild ist da für mich eigentlich klar frank miller, was die vertextung und erzählweise der comics angeht...
und ich würde vermutlich diesen comic ebenfalls gerne aus der ich-perspektive geschrieben sehen.

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 25. Jun 2008, 17:47

Ich möchte hier nicht lucys WIP-Thread zu einer allgemeinen Diskussion über Märchen und deren visuelle Umsetzung mißbrauchen. Daher meine Bitte an lucy: sobald Dir die Diskussion zu offtopic wird, sag ein Wort - und ich verstumme sofort! :)

@artdek: Das Märchen von der Baba Jaga (ein ungarisches oder tschechisches Märchen?) kenne ich nicht en detail, aber das Detail, das Du da bringst, ist interessant insofern, als es eigentlich das belegt, was ich meinte. Du hast also diesen kurzen Satz in eine längere Szene vewandelt: mindestens 30 Sekunden jämmerliches Geschrei. Und Du führst als Assoziation die Terminator-Szene an, die mir bei Verbrennungsszenen auch immer als "Standard" einfällt. Wohl, weil wir Studenten uns damals, als der Film neu in die Kinos kam, mit unserem Pädagogik-Dozenten über die Bedeutung dieser Szene ausführlich austauschten (er war der erste mir persönlich bekannte erwachsene Intellekutelle, der sich für den Film und für Arni generell begeistern konnte ;) ).

Indem Du die Szene, die im Märchen so kurz gewissermaßen abgehakt wird, "auserzählst", entfernst Du Dich m.M.n. vom Kern, vom Innersten des Märchens. Denn tatsächlich ist ja diese Szene in der Fantasie gar nicht so viel ausführlicher: es geht gar nicht um den schmerzhaften Tod, es geht schlicht um die "ordentliche Bestrafung" der bösen Hexe. Der Flammentod ist nicht so wichtig - wichtig ist, daß die Hexe bestraft wird. Das ist so wie mit den glühenden Eisenpantoffeln, in denen die böse Königin am Ende von "Schneewittchen" so lange tanzen muß, bis sie tot zusammenbricht. Ich weiß noch, wie erschrocken ich war, als ich zum ersten Mal über diese grausame Betrafung tatsächlich nachdachte! Da hatte ich als Kind dieses Märchen sicherlich schon zwanzig Male erzählt bekommen und wußte also ganz genau, was die böse Königin erwartet. Aber so richtig vorgestellt hatte ich es mir nie, denn es war im Detail nicht wirklich wichtig: die böse Königin wird eben bestraft, das Böse wird bestraft. Ein Puzzleteilchen wird dorthin gelegt, wo es hingehört - mehr nicht. Die böse Königin ist nämlich eigentlich gar keine echte, eigenständige Figur - sie dient nur als Schablone, als Widerpart der eigentlichen Heldin, Schneewittchens. Sie dient nur als Kraft, als Motor, der die Entwicklung der Heldin vorantreibt. Sie hat eine durch und durch dienende Funktion, durchläuft keinen psycholgischen Prozeß: sie ist eine Pappkameradin. Und wenn Pappkameraden umfallen, dann ist das eigentlich uninteressant.
Wenn man anfängt, ein Märchen so zu verstehen, als wenn alle darin auftretenden Figuren eigenständige Persönlichkeiten mit einer eigenen Biografie, eigenen Motiven, eigenen Problemen, eigenen Entwicklungen wären - dann mißinterpretiert man das Märchen und macht eine Art Roman daraus. Das ist nicht prinzipiell verkehrt oder abzulehnen - "Der Herr der Ringe" ist so eine Art Pseudo-Märchen, indem ihm eigentlich die Schemata eines Entwicklungsromans und eines Road-Movies zugrunde liegen, und nur einzelne Märchenelemente wie Schokostreusel drüberverteilt wurden und das ganze dann mit dem Heldenepos-Schema (Illias, Odyssee, Beowulf, Nibelungenlied usw.) vermixt wurde.
Das ausführliche Schildern des Feuertodes würde einem Heldenlied entsprechen, ebenso wie ausführliche Kampfdarstellungen. Diesbezüglich sollte man sich mal in der Illias die Schlacht um Troja durchlesen - das ist so ausführlich, daß es schon wieder anfängt zu langweilen... ;)

Das Märchen aber ist eine andere Form, und hat andere Schwerpunkte. Eigentlich sind 90 Prozent aller Märchen nach demselben, sehr simplen Schema aufgebaut: Held ist klein, schwach, unerfahren, ungerecht zurückgesetzt (jüngster der Brüder o.ä.). Held gerät in Bewährungssituation, in welcher häufig andere schon gescheitert sind (gerne in zweifacher Durchführung, sodaß der Held der dritte ist der dieselbe Bewährungsprobe hat und sie im Gegensatz zu den Vorgängern eben übersteht). Held besteht die Bewährungsprobe und steigt auf/wächst/wird reich/heiratet/wird König. Meistens ist die Bewährungsprobe mehrteilig, häufig dreiteilig mit ansteigendem "Schwierigkeitsgrad". Und die Proben werden häufig auf unkonventionelle Art, unter Einsatz von "soft skills" statt schierer Gewalt, bestanden.
Und um das Bestehen geht es - nicht um das Bestrafen der bösen Antagonisten. Das wird meist nur am Schluß erwähnt, um gewissermaßen keine unnötigen offenen Fäden herumliegen zu lassen in der Geschichte. Strafe wird am einfachsten durch körperliche Strafe illustriert: geistige Strafe (z.B. ein immerwährendes schlechtes Gewissen) paßt nicht dazu, daß die Bösen ja keine eigenständigen, zur Identifikation einladeneden Charaktere sind.

Wenn wir das von lucy gewählte Märchen nehmen, so sind hier einige der von mir aufgezählten Elemente enthalten: der Protagonist löst eine Aufgabe, an der andere schon gescheitert sind. Dieses Lösen der Aufgabe, die Infiltration, das sich-annähern an ein Problem, um es zuerst verstehen und dann erst lösen zu können, ist der Kern der Erzählung. Der kranke Bruder fungiert nur als Motiv, nicht als Charakter, der sich psychologisch entwickelt. Auch die Schwester, die gerettet statt geopfert wird, ist nur eine Schablone. Die Hexer, also die Bösen, fungieren als Herausforderung, als Problem, an welchem sich der Protagonist bewähren und dadurch reifen kann: die Versuchung, seine Schwester zu opfern, um so eventuell noch mehr Hexer-Macht zu erlangen, wird von den Hexern initiiert. Die Geschichte ist eigentlich vorbei, als der Protagonist sich entschließt, die böse Seite durch einen Trick zu überlisten, statt sich mit ihr aus Macht-Lust gemein zu machen. Was danach kommt, ist nur noch Pflichtübung: die Bösen müssen halt bestraft, und das heißt: physisch aufgelöscht werden. Das ist uninteressant, denn es hilft dem Protagonisten nicht mehr beim Reifewachstum.
Man muß hier aufpassen, nicht den Focus zu verlieren und sollte sich bewußt machen, was eben nicht wichtig ist. Daß die Hexer alle bestraft wurden und wie sie bestraft wurden - das wäre dann wichtig, wenn wir hier statt eines Märchens einen gemeinschaftsverbindenden Mythos hätten, wenn also der Kern der Erzählung wäre: "Wie wir Irokesen es schafften, die einst herrschenden Hexer zu vernichten." In so einem Fall würde die Struktur der Geschichte anders ausfallen - der Gemeinschaftsaspekt würde betont, die Fähigkeiten, mit denen der Protagonist die Hexer infiltriert, wären auf irgendeine Weise "typisch irokesisch", die Bestrafung der Hexer würde in aller Ausfürhlichkeit "dokumentiert", um zu zeigen, wie es den Feinden der Irokesen ergeht (Abschreckungsfunktion) und so weiter. Vergleiche mal die Erzählungen des Alten Testaments über die Landnahme-Kriege des jüdischen Volkes: da wird der nationale Aspekt immer in den Mittelpunkt gerückt.
In lucys Märchen ist das nicht der Fall. Es spielt eher zufällig in der Irokesen-Welt - praktisch könnte es überall spielen, wo schamanisches Gedankengut noch in der Kultur enthalten ist (Verwandlung in Tiere - der Waldkauz ist als Eule meines Wissens ein Symbol für Klugheit, Ruhe, Weisheit). Zentral ist nicht das kollektive Schicksal des von den Hexern dransalierten Irokesenvolkes, sondern zentral ist das individuelle Schicksal des Protagonisten. Entsprechend geht es auch im Spannungsbogen der Geschichte um ihn, nicht um seine Gegner. Wichtig ist seine Entscheidung, die Schwester nicht zu vergiften - und daß diese Entscheidung sich am Ende als die Richtige herausstellt...

Der Punkt, auf den ich hinauswill: Es wäre interessant zu sehen, wie man der Versuchung, mit der Visualisierung aus dem Märchen eine Abenteuergeschichte zu machen, nicht erliegt. Sich darauf zu konzentrieren, was die Geschichte des Helden ist. Wäre es mein Projekt, so würde ich erstmal textlich den Konflikt herausarbeiten, den der Held auszustehen hat. Soweit ich die Geschichte verstanden habe, ist zuerst ein faktisches, äußerliches Übel (die Krankheit des Bruders) Anlaß für den Helden, zu handeln. Mit der Krankheit des Bruders beginnt der Reifeprozeß. Sobald der Protagonist von den Hexern erfährt, könnte er sie ja verraten. Aber er nähert sich ihnen noch mehr an - das ist für mich der spannendste Punkt des Märchens, denn hier haben wir das Versuchungs-Topos. Wie der Teufel Jesus in der Wüste alle Macht dieser Welt offeriert, so wird dem Protagonisten hier die schamanische Macht offeriert. Eine Macht, die bezahlt werden muß. (Dazu gibt es super spannende Gedanken in Horkheimer/Adornos "Dialektik der Aufklärung" - aber das nur so nebenbei... ;) ) Der Protagonist muß sich also entscheiden: will er die magische Macht, will er einer der Herrscher sein - und dafür seine Schwester (d.h.: etwas besonders Wertvolles - die Schwester ist hier lediglich ein Platzhalter für alle möglichen anderen "Gegenwerte der Macht") opfern? Oder will er die säkulare Ordnung wiederherstellen? Er entscheidet sich - wie alle braven Märchenhelden - gegen die dunklen Verlockungen, auch gegen die Selbst-Entäußerung, wie sie im Motiv der Tierverwandlung symbolisiert wird. Statt dessen entscheidet er sich für sich, seine Familie, das konkrete, Normale, die gesellschaftlich geforderte Norm. Um mit Freud zu reden: das Es (die Tiernatur, die magische Macht, das Irrationale) wird vernichtet, das Über-Ich (die gesellschaftliche Norm, die akzeptierte Rolle) obsiegt.

Daß die Bösen noch bestraft werden - wie gesagt - ist eher unerheblich und kaum mehr der Erwähnung wert. Es wird nur deswegen erwähnt, damit alles seine Ordnung hat - und genau davon, nämlich von einer Störung der Ordnung (Krankheit des Bruders) und der darauffolgenden Wiederherstellung der Ordnung handelt das Märchen.

Interessanterweise ist lucy mit diesem Märchenschluß nicht zufrieden. Und das weist ihn als jemanden aus, der kulturell eben schon etwas weiter ist als der intendierte Rezipient des Märchens. Die "und alles wurde gut"-Lösung gefällt ihm nicht. Er möchte ein offenes Ende. Er möchte gewissermaßen innerlich nicht den Preis für die Wiederherstellung der Ordnung zahlen: den Verzicht auf die animalische Seite unserer Psyche. Er möchte aus dem Protagonisten einen Heroen machen, aus dem Märchen eine Saga. Und Du, Artdek, befürwortest gewissermaßen diese Änderung, hältst sie sogar für normal.

Zustimmen würde ich insofern, als eine solche Umdeutung für den Leser befriedigender wäre. Sie wäre auch konventioneller, denn diese Erzählstruktur begegnet uns in dem überwiegenden Teil aller Erzählungen, die wir tagtäglich serviert bekommen: Roman, Krimi, Fantasy-Film, ja selbst in der Kurzgeschichte und im Rollenspiel-Game kommen solche Erzählstrukturen zum Tragen. Und in Bildern am meisten: das Storytelling reibt sich natürlich die Hände, wenn es einen ordentlich knallenden Fight illustrieren darf und nicht den moralischen Konflikt darstellen muß, ob man nun die Schwester opfert oder die magischen Kräfte...

In diesem Sinne: Ich bin gespannt, wie märchenhaft lucys Comic schließlich wird. :)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von lucy » 26. Jun 2008, 00:13

ich finde es keinesfalls offtopic sondern freu mich sehr über deine analyse.

damit machst du mir viele sachen bewusst, die ich vorher aus ganz anderen gründen
oder unbewusst entschieden habe.
ursprünglich war es ja schon lange mein ziel mal so ein comic-projekt anzugehen.
als dann das märchenprojekt dazu kam, dachte ich mir halt, dass ich das verbinde.
in den bibliotheken, in denen ich dann nach dem richtig märchen rumgelesen habe,
waren das dann ja auch gleich wichtige bedingungen: geschichte mit action, mit brutalen szenen(was nicht so
schwierig war, da viele der märchen irgendwelche grausamkeiten enthielten)
düsteres setting und figuren, etc.eine geschichte die halbwegs sinn macht und dazu kein "kindermärchen" ist.
nach vielen vielen märchen kam ich zu dieser und war mir schnell sicher, dass das die
richtige ist. die änderungen, die ich dann vorgenommen habe, waren irgendwie dann
der logische schluß, um das märchen in diese form des comics einzupassen. ein paar
knackpunkte etwas anders verteilt,am ende ein bisschen was dazu gebaut und die actionszene
weiter ausgebaut.

artdek hat daher auf diese weise recht: es ist vielleicht gar nicht mehr ein reines märchen und
dafür reicht das ende nicht mehr. ich hab für dieses problem einen kompromiss gesucht, um
medium und inhalt hier unter einen hut zu kriegen, die eigentlich nicht in der richtigen reihenfolge
ausgesucht wurden.

naja, es bleibt letztenendes bei der handlung des märchens ohne große umänderungen
und es bleibt bei einem düsteren comic ;) was dabei am ende rauskommt, wird man sehen und bisher
hab ich ja eigentlich ein recht gutes gefühl.

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Artdek
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Beitrag von Artdek » 26. Jun 2008, 10:03

@chinasky
Das ist wohl der Preis, den man eingehen muss, wenn man aus einer Sprach-Erzählung eine Bilder-Erzählung macht.
Mir fallen da ein ganzer Haufen DEFA-Märchen ein, die allesamt in 80 Minuten erzählen, was ihre vorlagen auf drei Seiten zusammenfassen. Die goldene Gans wird da tanzend und singend in 5 Minuten durch die Landschaft bewegt, was auf Papier in einem Satz Erwähnung fand. Wenn es im Märchen heißt: "Sie ist ein wunderschönes Mädchen in einem wunderschönen Dorf"; dann ist es im Film ein Anlass, alles und jeden singen und tanzen zu lassen, und der Fröhlichkeit ein Erlebbares Gewicht zu verleihen.
Eben was in Schriftform funktioniert, das wirkt auf Bildern noch ganz anders. Dennoch hatte ich beim Schauen dieser Filme oder beim Lesen der Peter-Pan-Comic-Adaption nie den Eindruck, dass dem Märchen etwas abfällt. Vielmehr wurde es ein Erlebnis.

Aber hier finde ich nicht, dass das etwas mit unserer modernen Erzählkultur zu tun hat. Bei den alten griechischen Tragödien waren sich die Schreiber schon bewußt, das eine Erzählung in Bildern in der Wahrnehmung ganz anders funktioniert, denn plötzlich kommen Farben, Formen und der Faktor Zeit mit ins Spiel. Schrift sieht immer gleich aus, die Gewichtungen entstehen im Kopf. Im Comic erzeugen aber Bildgröße, Perspektiven- und Momentwahl die entsprechende Wirkung, die in Schriftform allenfalls als Attribut zu lesen ist.
Ein Adaption kann eben darum gut oder schlecht sein (siehe "Dune"), weil sie das Eigene des Originals tragen muss, und dennoch in der Sprache des gewählten Mediums funktionieren sollte.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 29. Jun 2008, 09:39

Ist das so?

Erstmal danke Chinasky! Äußerst interessant zu lesen. Sehr schön aufgeschlüsselt.

Anhand dieser Darlegung finde ich wird deutlich, wo am Ende wieder die Probleme auftauchen werden. Wir haben ja irgendwann die Krisenentscheidung des Helden sich für Dorf und Familie zu entscheiden und gegen den externen Kult.
DANACH wird trotz noch so toller Bilder der Comic zäh werden, weil die Bilder von der Geschichte eben garnicht mehr getragen werden; denn wie Chinasky erzählt hat, was besonders wichtiges stet nicht mehr an. Und kommt eine neue Frage auf ala "Werden sie es schaffen", dann wird der Leser enttäuscht, weil es "glatt geht"; weil eben keine neue Krisenentscheidung ansteht.
Sollte es dann interessant bleiben, müßte der Protagonist bis zum Schluß in noch größerem Konflikt stehen - denkbar wäre, dass er nach dem Verrat der Hexerei selbst krank wird und dann entsprechend vielleicht gegen den Oberhexer gewinnen muß OHNE seine neuen Fähigkeiten zu verwenden. Wobei es immer schwieriger wird ohne auszukommen und im Finalen schlag gegen den Hexer muß er vielleicht dem Tod seiner Schwester zuschauen, die er jetzt tatsächlich nurnoch mit übermenschlichen Kräften hätte abwenden könnte, denen er gerade entsagt hat.

Neinein, ohne diesen Kram wird - da hat mich Chinasky überzeugt - das Comic einfach zähflüssig wie jeder zweite, wo die Leute eben meinen, dies oder jenes zeigen zu müssen.
Aber da steht nichts wirklich mehr auf dem Spiel, was den Leser bei Laune hält ...vergiss es!


Zurück zu Artdek.
Ich würde dir vehement widersprechen. Ein guter Text gibt auch nur den entscheidenen Dingen viele Wörter Raum. Unwichtigere Dinge werden eben auch nur kurz erwähnt; wie eben solche "und lebten fortan glücklich und zufrieden in ihrer Bude".
Da muß man dann doch auch nicht erstmal in 2 Stunden Film noch ausführlich darstellen, wie sie da gemütlich und zufrieden in ihrer Bude hocken und Kaffekränzchen machen ... neinein.

Ich denke es ist eben die Harausforderung - mit egal welchem Medium - sich entsprechend zu beschränken. Wenn das im Briefing nur kurz abgehakt wird; warum sollte man das im Bild "ausweiten" ? Hat man denn nicht genug Möglichkeiten das zu "schneiden"?

Und es ist auch quatsch, dass ein Satz sich im Kopf des Lesers ungeahnt ausweitet. Wenn da steht "Dann war er tot." ist das das äquivalent zu einem komplett schwarzen -kleinen- Panel. Wenn da steht "Und mit seiner schwindenden Hoffnung auf irgendeine Regung, seiner Glieder, seiner Gedanken, wenigstens einen Funken kleinster Emotion, versank alles in allmächtiger schwarzer Finsternis tief hinein bis in die äußersten Ecken des Universums und darüber hinaus." dann wäre das wohle eher eine randlos mit schwarz bedruckte Seite.
Das wirkt beides gleichermaßen final und es besteht keinen Grund sich genötigt zu fühlen "und er war tot" in eine kompletten Seite voller schwarz zu übertragen, nur weil man meint, dass sonst das emotionale Gewicht nicht zum tragen käme.

Oder mal ein Beispiel aus dem Film.
Hitchcock ist ja allgemein anerkannt. Sein Film "der usnichtbare Dritte" ist vermutlich sein unumstrittenster. Wie sieht das Ende aus? Das Finale steigt am Mount Rushmore; minutenlang wird gezeigt wie sich die zwei Protagonisten und die zwei Antagonisten(einer fällt zwischendurch) da runterkletternd verfolgen; bis an die Stelle, wo Cary Grant mit einer Hand am Fels, mit der anderen an seiner im Leeren baumelnden Freundin, von seinem Gegner versucht wird runterzutreten(Fuß auf Hand); dann fällt ein Schuß von hinten; die "Verstärkung" ist eingetroffen, auf die man garnicht gewartet hat. Der Antagonist fällt; CaryGrant hängt mit seinem Bondgirl in einer scheinbar aussichtslosen Situation; SCHNITT zieht sie hoch auf das Etagenbett des (nach Hause fahrenden) Zuges.

DAS ist der knackige Schluß, den du, Artdek, dem Medium Film/Comic gerade als Möglichkeit abgesprochen hast. Aber das er möglich ist als nur -eine- Einstellung, dass lehrt uns einer der Großen. Und gerade solches Meisterwerk, zeichnet guten Film aus.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von lucy » 12. Jul 2008, 11:44

so weiter gehts. nach dem üblichen end-semester-stress hab ich jetzt semester-
ferien, was ehrfahrungsgemäßt die beste zeit ist, ordentlich was zu schaffen.

für das projekt, für das das ganze eigentlich entsteht, wird demnächst ein katalog
zusammengestellt. dafür soll jeder 4 doppelseiten und das cover einreichen.
daher werd ich jetzt diese seiten vorziehen, auch wenn ich sicher einiges neu machen
und korrigieren muss. ich habe mich für die seiten 7,8, 10 und 12 entschieden.

dazu hier ein erster entwurf des covers. ich bin mir noch nicht sicher, ob ich
da auch bei schwarzweiß bleibe oder das ganze bunt mache oder aber nur bei der
typo im titel oder so farbe einbaue.

Bild

dazu hab ich jemanden gefunden, der mir bei den texten helfen will.
wir haben die letzte woche viel besprochen, wie das ganze aussehen könnte
und für die vorschauseiten gibt es schon erste text-stücke.

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Beitrag von JanW » 12. Jul 2008, 12:31

Hm. Wenn das das Cover werden soll, fehlt mir da irgendwo ein Hinweis auf die Beziehung der dargestellten Charaktere zueinander.

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Beitrag von Artdek » 12. Jul 2008, 15:04

@duracel:

wie immer hast du von einem rationalen Standpunkt aus Recht. Es kommt nicht darauf an, wie groß ein Panel ist, wenn es nur klar machen soll, dass etwas bestimmtes passiert ist. Ob ein Panel nun ein kleines schwarzes Quadrat ist, um auszudrücken "und dann war er tot", oder ob ein Panel nun eine ganze schwarze Seite ist, um eben dieses auzudrücken - das ist kühl betrachtet Jacke wie Hose. Aber eines lässt du hier zu sehr außer Acht, und zwar dass es sich bei Comic und Film vor allem um ein EMOTIONALES MEDIUM handelt. Wie sich der "Tod" anfühlt, kann man auf einem großen Bild besser ausdrücken, als auf einem kleinen. Warum sonst sollte man und hat man so großformatige Bilder und Werke gemalt und errichtet, wenn nicht, um dem Leben wie es wirklich ist am nächsten zu kommen.
Wie sich ein bestimmter Augenblick deiner Geschichte anfühlt, das hängt davon ab, wieviel Raum du ihm läßt. Wenn du ihn nur so nebenbei erwähnst, nicht aber betonst, dann kannst du auch weiterhin alles in kleine Quadrate quetschen. Wenn du aber erzählen willst, von welch großem Akt dein Zuschauer nun Zeuge werden darf, dann schenke ihm, was seinen Erwartungen gerecht wird.

Lucy, wenn der Klimax deiner Geschichte der Tot der Hexer ist, und wenn du gern möchtest, dass dein Publikum das meistmögliche empfinden kann, dann gönne dem Zuschauer den Eindruck des eintretenden Todes des Hexers und den Augenblick des Triumphes des Helden mit einem überwältigendem visuellen Höhepunkt.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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lucy
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Beitrag von lucy » 23. Jul 2008, 17:53

@jan: weiß nicht, ob das zwingend notwendig ist, aber bei dem entwurf passt das jedenfalls noch nicht ganz.
ich hab noch etwas weiter am cover gearbeitet, werde es jetzt aber erstmal ruhen lassen und habs
für die vorschau noch nicht fertig-gestellt. mal schaun, was daruas wird.
aktueller stand mit einem versuch etwas farbe vorne reinzubringen:

Bild


@artdek: also eigentlich dachte ich, ich hätte die beiden punkte drin. visuell überwältigend
noch nicht, aber daran wird ja noch gearbeitet. ansonsten schreib mal bitte beispiele rein,
was dir wo fehlt oder wie du es lösen würdest, damit ich vielleicht besser verstehe, was du meinst.


----------------------------------------------------------

die letzte woche habe ich recht eilig die erwähnten vorschauseiten zusammengeschustert.
insgesamt bin ich noch nicht so zufrieden, aber ich bin einfach noch nicht so weit in
diesem projekt um auf die schnelle fertige seiten produzieren zu können.
auch der text ist alles andere als fertig und stimmt zum teil auch noch nicht genau
mit der handlung der jeweiligen seiten überein. auch der für den text dazugewonnene alex
war mitten im endsemester-stress und so war ich schon froh, dass er überhaupt zeit gefunden
hat, ein paar sätze zusammenzuschreiben.
naja, mal schaun, was ich überhaupt davon für die fertigen seiten verwenden kann. insgesamt
ist es aber vielleicht nicht schlecht, dass ich durch diesen testlauf nochmal gut schlüsse
für die wirklichen fertige ausarbeitung schließen kann.

also bedenkt bitte diese punkte, wenn ihr kommentiert, ist noch kein vorschlag für das
fertige comic.

Bild

Bild

Bild

Bild

wie gewohnt wirds zunächst bald weitergehen mit genaueren storyboards. wenn man die seiten
so einzeln angeht, merkt man erst, wie schwer es ist, ohne immer einen gesamtplan vor augen zu haben.

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TheRock
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Beitrag von TheRock » 26. Jul 2008, 21:24

ich bin auch sehr begeistert...
wenn ich soweit bin, möchte ich auch mal so ein projekt starten :D
du gibst mir mut :D
schneller!!! :)

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