Selbstportrait

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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nacho
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Selbstportrait

Beitrag von nacho » 7. Sep 2007, 16:27

Heute hab ich mich mal wieder hingesetzt und ein Selbstportrait gemalt.
Ich war heute beim Frisör und musste die Brille abnehmen, saß dann 20 Minuten da und hab nicht so recht gesehen was das nette (und äußerst kompetente) Mädel mit meinem Haupthaar anstellt. Das verschwommene Spiegelbild war aber trotzdem sehr interessant, weil ich mich nur in groben Farbklecksen sehen konnte. Mir kam der Gedanke, dass ich sehr oft einfach nur Farben improvisiere oder mich nur grob an die Farben halte, die ich tatsächlich sehe und ich hauptsächlich auf Tonwerte achte.
Ich hab außerdem einige Wochen lang fast gar nicht gemalt, was mich ziemlich runterzieht. Ich will wieder mehr machen. Dazu kam, dass meine mehrjährige Beziehung vor ein paar Tagen zu einem sehr abrupten Ende kam und ich in solchen Situationen gerne Selbstportraits male.

Naja zuhause angekommen hab ich mich dann hingesetzt und mir gedacht, ich sollte mal versuchen das zu malen was ich tatsächlich sehe.
Ich weiß nicht, warum ich so eine... epische Pose gewählt hab. Irgendwie zieht sie das Portrait ein bisschen ins lächerliche wie ich finde. Andererseits strahlt sie (vielleicht ein wenig zuviel) Selbstbewusstsein aus, was seltsamerweise meine Gefühlslage seit der Trennung wiederspiegelt.
War allerdings trotzdem ziemlich verkrampft, weil der Hals sehr weit gedreht war und ich die ganze Zeit leicht nach unten schauen musste, was nach einer Weile einen komischen Druck auf den Augen hervorgerufen hat.

Das gesetzte Ziel bedeutete für mich, dass ich nicht an den Farbreglern drehen durfte, weil das fast automatisch die Farben "unecht" und stilisiert wirken lässt. Für mich persönlich ist das nicht leicht, weil ich sehr oft an den Farben rumdoktor. :oops:

Naja im Laufe des Portraits habe ich sehr oft gemerkt, wie sehr ich tendiere Glanzlichter zu über- und Schatten zu untertreiben. Mir fiel auf wie "platt" die beleuchteten Flächen waren, d.h. wie wenig Farb- und Tonwertvarianz da eigentlich drinsteckt.
Außerdem hatte ich anfangs enorme Probleme mit der Ähnlichkeit, was wohl daher kam, dass ich normalerweise eine sehr grobe Vorzeichnung anfertige und dann ziemlich schnell losmale... hier hab ich ohne Zeichnung gearbeitet und direkt Farbkleckse ins Bild gemalt. Lustigerweise erledigte sich das mit der Ähnlichkeit irgendwann von selbst, ohne dass ich bewusst daran gearbeitet hab.

Naja, genug gelabert.

Der arrogante Künstler :roll:

Bild

(Hinweise auf den Selbstportraitthred werden mit wüsten Beledigungen beantwortet. Wenn ich lange an einem Bild male, dann kriegt das seinen eigenen Thread und gammelt nicht irgendwo in einem der 200 Sammelhaufen rum)

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 7. Sep 2007, 16:38

nacho hat geschrieben:(Hinweise auf den Selbstportraitthred werden mit wüsten Beledigungen beantwortet. Wenn ich lange an einem Bild male, dann kriegt das seinen eigenen Thread und gammelt nicht irgendwo in einem der 200 Sammelhaufen rum)
Richtig so!
Beileid wegen der Beziehungssache - aber nicht allzuviel Beileid, denn so haben wir wieder mehr von Dir und Deinen Bildern. :) Scheint Dich ja auch eher zu inspirieren.
Das SP gefällt mir gut, allein der nahezu flache Hintergrund stört ein wenig.
Die Pose wirkt m.E. nicht arrogant, sondern aufmerksam - und transportiert so sehr gut die Selbstportrait-Situation des konzentriert Hinguckenden.

Sehr gut nachempfinden kann ich Dein Anliegen: Mal einfach (einfach - hahahah!) die Farben, die man sieht, zu malen. Das ist für mich immer das Motiv, welches mich zum plein-air-Malen (auch viel zu selten leider... Robbi, Torsten, wir müssen uuuuunbedingt noch wenigstens einmal dieses Jahr!...) bewegt.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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digitaldecoy
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Beitrag von digitaldecoy » 7. Sep 2007, 17:16

Dieses Selbstportrait gefällt mir ausgezeichnet. Die Ähnlichkeit ist für mein Dafürhalten sehr ausgeprägt und das "Brushwork" wirkt sehr inspiriert und kontrolliert. Farben und Tonwerte wirken sehr überzeugend und wenn ich irgendeinen Punkt suchen müsste, den ich zu kritisieren hätte, dann würde ich eventuell auf den Mund hinweisen, der vielleicht noch eine Spur mehr "Soft/Lost Edges" vertragen hätte. Den Hintergrund finde ich eigentlich ganz gelungen. Er suggeriert eine diffuse Tiefe und nimmt sich gegen das Motiv maximal zurück. Schön auch die dezent desaturierten Highlights an den Glanzpunkten. Immer wieder erstaunlich, welche visuelle Bandbreite man am Ende in einem sehr engen Tonwertbereich erzielen kann.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 7. Sep 2007, 17:58

Mein Beileid wegen der Beziehungssache. Das Bild finde ich wahnsinnig gelungen. Die Hauttöne wirken wunderbar natürlich ohne aber in eine Photo-Ästhetik abzufallen, was ich persönlich oft langweilig finde. Sehr schön ist auch der malerische Duktus. Top!

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 13. Sep 2007, 08:05

Jep, sehr schön. Mir gefällt dieser weiche/matte look. Da bin ich noch weit von entfernt.

aidan
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Beitrag von aidan » 4. Okt 2007, 17:24

Sowas lernt man also an der HAW? Lohnt es sich am Ende doch zu studieren?
Gefällt mir auch sehr gut, mal ohne die ganzen Purpurs und Neongrüns und bunt.
Wie lang hast du gebraucht und welches Programm ist das? (schande über mich, dass ichs nicht so erkenne...)
Achja, fang wegen der Beziehungssache jetzt aber nicht mit Drogen an! Höchstens blaue Pillen und Bahnhofsparties.

/: malst du eigentlich auch analog? Wär bestimmt der shit.

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Beitrag von nacho » 4. Okt 2007, 21:13

Den Thread hatte ich ganz vergessen!

Das mit der Trennung hätte ich wohl nicht schreiben sollen, war eher so als Hintergrund zum Bild gemeint. Aber egal. :)

Hank, dank dir! Das mit dem Hintergrund war bewusst so gehalten, weil ich fand, dass die Farbe gut mit den Hauttönen funktioniert, ohne sich aufzudrängen. Aber wahrscheinlich ist das Geschmackssache. ;D

Daniel, danke für den Hinweise mit dem Mund, hab an Mund und Nase noch rumgefrickelt, aber bin mir nicht sicher ob besagten Kritikpunkt ausbessern konnte.

aidan:
Ich glaub nicht, dass das Studium einen besonders großen Teil dazu beigetragen hat. Hab im letzten Semester keine Aktmalerei gehabt (dieses Semester schon, yay!). Vielleicht hab ich durchs Aktzeichnen etwas geschärfteren Blick bekommen. Kein Plan.
Das Bild hat bestimmt fünf oder sechs Stunden gebraucht, so genau kann ich das gar nicht mehr sagen. Natürlich (wie immer) in Painter 7 entstanden. (SCHANDE über dich)
Wegen der Beziehungssache fang ich nur wieder an, mehr zu malen, was ja an sich nicht so schlecht sein kann.
Ich mal auch analog, hauptsächlich fürs Studium. Dieses Semester, wie gesagt, dann auch endlich Akt. Wird bestimmt der shit.

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