Hut ab, Dazzled. Sehr schön! Leider auch wieder einiges verspielt worden, wie ja bereits angesprochen wurde. Schon mal vorweg die Warnung, dass der Beitrag etwas länger werden könnte =]
Aber nochmal kurz zu Deinem vorletzten Bild:
Bei dem Chaos, dass Du da als Perspektivraster vorgestellt hast, hätte womöglich jeder von uns Schwierigkeiten gehabt, etwas Glaubwürdiges umzusetzen ;) Da hast Du Dir echt 'ne Hürde gelegt. Die bunten Hilfslinien, hast Du die selbst gezogen oder kommen die aus dem 3D-Proggy?
Ich hab nochmal kurz skizziert, wie ich eine solche Szene angelegt hätte. Ganz simpel eigentlich..
Die Winkel sind in meinem Fall freilich geschätzt. Hierbei fällt einem auch sofort auf wie die einzelnen Ebenen zueinander stehen. Im Vergleich zu Deinem Bild merkt man z. B. deutlich, dass die hintere Brücke nicht dieselbe Höhe hat wie die vorderen (welche sie natürlich auch nicht haben muss) und unmöglich parallel zu der vorderen verlaufen kann.
Ich muss Euch auch nochmal fragen, was Ihr mit zu hoher Brennweite für die 3D-Vorlage gemeint habt. Ich würde mich da nicht als kompetent bezeichnen, doch dachte ich eigtl. die Grundlagen der Foto-Optik für mich verstanden zu haben. Hohe Brennweite, kleiner Bildausschnitt, flache geometrische Winkel und gemäßigte perspektivische Verzerrungen. Wieso also zu ungewohnt? Umgekehrt ist es doch eher ungewohnt: eng beieinander liegende FP, spitze Winkel, zerrige Perspektive. Oder worum ging's da?
Letztes Bild:
Ich mag auch dieses sehr. Aber ich muss sagen, dass mir die erste Version besser gefällt. Klar hat Backslapper recht mit dem flach einfallenden Licht. Aber gerade der überstrahlte Lichteingang und der Kontrast zwischen den beleuchteten und beschatteten Bauten haben für mich den Reiz ausgemacht. Bei flachem Lichteinfall bräuchte man natürlich Abendlicht; aber solches ist IMHO doch schnell herbei gebrusht. Die Miniaturisierung ist IMHO ein Problem der Vergleichsgrößen, welche hier kaum existieren. Die Felsen geben darüber kaum Aufschluss und das Wrack in der Bucht könnten genauso die Überreste eines Fischkutters sein. Übrigens wirkt das Wasser in der Bucht auch sehr flach. Wobei ich da auch nicht wüsste wie man dort besser Tiefe andeuten könnte. Auch die Vegetation ist zu undefiniert, um eine Relation herstellen zu können. Ich denke, dass relative Elemente hier sehr hilfreich sein könnten. Etwa in Form erkennbarer Bäume/Palmen, Überreste großer Schiffe, Wasserstege oder befestigte Andockstellen, oder Treppen und Wege, die zum Wasser führen, wie es Backslapper in seinem OP auch andeutete, denke ich.
Was mich auch zu einem inhaltlichen Problem bringt: Warum wurde an dieser Stelle überhaupt gesiedelt? Es führen keine Wege zum »scheinbar« einzigen Eingang in die Höhle. Warum haben die dort direkt am Wasser gebaut? Damit die Kinder dort im Schatten Baden und mit angeschwemmten Treibgut spielen können, wahrscheinlich ;) Es gibt keinen Hafen, ja nicht einmal einen simplen Holzsteg für Angler und kleine Schiffe? Klar könnte sich die Stadt/das Dorf auch außerhalb des Felsens weiterziehen oder irgendwo außerhalb des Bildbereiches. Aber schönreden geht ja immer =]
Einfachste Abhilfe würde IMHO schon allein ein erkennbarer Weg zum Wasser/Eingang schaffen.
Im übrigen vermute ich, dass das Bild bei Dir wesentlich dunkler dargestellt wird als bei mir. Denn im Gegensatz zu Backslappers OP, kann ich in Deinen Schattenbereichen jedes Detail bei mir erkennen und alles wirkt sehr neblig und diffus. Hast Du evtl. bei zu heller Umgebungsbeleuchtung gearbeitet? Wie ist Dein System kalibriert?
Ich finde die Form der Bucht etwas langweilig (ein U). Schlimmer ist aber in der 2. Version, dass die Lichteinfallsgrenze des Felsbogen eine identische U-Form auf den Boden wirft. Und das obwohl der Felsbogen aus der Betrachterperspektive gar nicht den Eindruck erweckt, als würde dieser die Form wie eines typischen Eisenbahntunnels besitzen. Das ist dann leider doppelt langweilig. Das führt mich zu der Felsenstruktur, die zwar an sich sehr schön ist, jedoch etwas willkürlich scheint und die Felsenform gerade bei den Eingangslöchern oben am Scheitelpunkt eher verschleiert als unterstützt. Im hinteren Bildbereich scheint mir auch zu viel Licht auf die Felsen zu dringen. Da wo die Häuser direkt am Felsen gebaut sind, sollte die Lichtabnahme doch schon so stark sein, dass dort kaum noch definierbare Formen zu erkennen sind. Dagegen wird es dort noch mal wesentlich heller als bspw. links von der Siedlung.
Ok, als letztes noch mal zur Perspektive. Auch hier gibt's ein Problem. OP dazu..
Die Häuser fluchten nicht. Blaue Linien beschreiben ungefähr die korrekte Fluchtung. Grundsätzlich verbaut man sich bei szenischen Arealen durch Perspektivfehler schon im Voraus viele Möglichkeiten für eine glaubwürdige Umsetzung. Dabei ist IMHO das Allerwichtigste, die Abstände zum Horizont zu beachten (bei einem echten Horizont umso wichtiger). Behält man den Horizont im Auge und richtet alle »Parallelen« zu ihm etwa danach aus, ist schon die halbe Miete geschafft.
So, dat reicht ja jetzt auch..
Zwei Fragen hab ich aber noch. Bei der ganzen Felsmalerei; wie viel davon ist bei Dir übermalte Referenz oder Struktur-Brush? Und wie viel davon ist zufällig oder geplant?