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Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 30. Jun 2008, 23:02

So, jetzt muss ich doch noch mal etwas antworten:

Chinasky hat geschrieben:@Ambro: Ich kenne die "Kultur- und Kunstszene" ein Weilchen. Vielleicht nicht so gut wie Schindermichel, aber "das wenige, was ich von echten freischaffenden Künstlern weiß", ist eben anders als dieses saudämliche Stereotyp. Sorry, daß ich's so krass ausdrücke. Was ich kenne, daß sind die Vorurteile in der Kunstszene. Und daher bewege ich mich ja normalerweise auch gern hier in der Illustratoren-Szene, um jene Vorurteile nicht immer hören zu müssen. Und nun höre ich hier umgekehrt genausolche Vorurteile. Das ist für mich inzwischen eher ermüdend als nur traurig. Genau solche Stereotype sind es doch, die einen daran hindern, Neues zu sehen, mehr zu sehen, Sachen zu kapieren, die man vorher nicht kapierte.
Ich hatte, glaube ich, erwähnt das mich alles da was ICH von der "Szene" kenne mich zu meinem Urteil kommen lässt – vielleicht hab ich bisher nur die falschen Leute getroffen und mir die falschen Bilder angesehen, wer weiss? Da aber nicht auf dieser Welt schwarz/weiss ist solltest du etwas gelassener reagieren wenn jemand etwas abfällig über die lieben Künstlerkollegen spricht, insbesondere wenn derjenige einer jener (fast) gewissenlosen Lohnsklaven ist :-). Ausserdem gebe ich selbstverständlich zu dass man niemals alle "Künstler" bzw. die ganze Szene über einen Kamm scheren kann und meine Auslassungen etwas arg polemisch daherkam...
Chinasky hat geschrieben:Mir ging es bei einem meiner vorherigen Postings gar nicht vorrangig um den Geld-Aspekt, sondern um eine bestimmte Form der Ästhetik. Es ging mir um die Frage,...,Ja und?! Solche Poster habe ich als Dreinzehnjähriger auf dem Jahrmarkt gekauft, und zwar, um meine Eltern damit zu ärgern, die es natürlich kitschig fanden.
Ich glaube das die Mehrheit der Besucher eines solchen Forums in ganz erster Linie an den technischen Aspekten einer fotorealistischen Malweise interessiert sind, bzw. daran ein gewisses Maß an technischer Fertigkeit zu präsentieren. (Ich bin übrigens nicht der Meinung das sich das nicht so ohne weiteres von jedem erlernen lässt, da muss ich mir nur meine Arbeiten ansehen :-)). Es mutet allerdings etwas seltsam an das du dir ausgerechnet einen "Fotorealismus" Thread aussuchst um dort über Kitsch, Sodbrennen und fehlende Botschaften zu referieren?

Auch die Frage nach der Berechtigung fotorealistischer Darstellung stellt sich eigentlich nicht solange es entweder um kommerzielle Arbeiten oder den Ehrgeiz des Illustrators möglichst "echt" Bilder zu kreieren geht. Ich stimme dir insoweit zu als das eine Stilistik auch begründet sein sollte und nicht nur ihrem Selbstzweck dienen soll (Besagter Illustratoren-Ehrgeiz mal ausgeklammert), sehe das aber lange nicht so eng. Subjektiv empfinde ich weniger glatte, expressivere und lockere Malweise auch weitaus spannender trotzdem sehe ich mir die Arbeiten in diesem Thread gerne an und bewundere die technische Leistung.
Chinasky hat geschrieben:Nun hat Krieger allerdings davon geschrieben, daß es ihm auch um seine "eigenen" Projekte geht. Die können doch wohl nicht darin bestehen, Bilder herzustellen, die sich pubertierende Knaben über ihr Bett hängen, oder? Das man sowas für Geld macht, als Aufragsjob - damit hab ich überhaupt kein Problem. Solche Bilder wären dann im Job-Thread gut aufgehoben. Ich mache es doch niemandem zum Vorwurf, daß er oder sie für Geld arbeitet!
Aber indem hier nun darauf herumgeritten wird, ob man sich als Illustrator als Nutte oder Söldner fühlen soll, lenkt man sich doch vom eigentlichen Punkt ab: nämlich der Frage, was wir als Künstler machen, wenn wir eben mal nicht nur ans Geld denken, sondern wenn wir Bilder malen, von denen wir glauben, daß sie gemalt werden müssen, weil sie wichtig sind, weil sie eine Botschaft enthalten, weil sie nicht nur ein Noppen auf dem Kunstfliesenbelag des medialen Kulturbetriebs sind, sondern weil sie uns am Herzen liegen!
Tja, vielleicht sind nicht alle die in der Lage sind einen Bleistift richtig herum zu halten "Künstler"? Vielleicht fühlt sich nicht jeder berufen seine Herzensangelegenheiten per Pinselstrich unters Volk zu bringen? Vielleicht malen manche einfach nur aus Freude am schönen Bild, das auch ganz ohne Botschaft oder tiefere Gefühle auskommt? Nenn mich oberflächlich aber ich kann mich stundenlang für Pinselstrukturen oder den Duktus einer Illustration begeistern, selbst wenn da jemand nur eine Primel für einen Speed-Painting Thread gemalt hat – es ist mir völlig wurscht ob da jemand seine Seele rein gesteckt hat, wenn es "gut" gemalt ist kann ich mich daran erfreuen.
Chinasky hat geschrieben:Und daß es dieses Problem gibt, das denke ich mir doch nicht aus. Immerhin sagt selbst der Vollprofi und von vielen von uns hier wegen seiner Professionalität bewunderte digitaldecoy, daß er in einem Auftragsverhältnis nie alles geben kann. Warum sollte er das denn sagen, eigentlich ist das ja Antiwerbung für ihn, denn potentielle Auftraggeber könnten sich denken: "Der gibt also nie 100 Prozent?!"
Aber er schreibt es, wie's ist: er kann nie alles geben in solchen Verhältnissen. Das Auftragsverhältnis macht es unmöglich. Woran wird das wohl liegen? Ich wette, es liegt eben nicht an der notwendigen Zeit, die nicht zugestanden wird (auch wenn sie sicher ein Faktor sein wird). Sondern daran, daß Daniel nur dann 100 Prozent geben kann, wenn es für ihn notwendig ist, ein Bild zu malen, wenn ein Bild gemalt werden muß. Geld ist eben kein wirklich überzeugendes Motiv, hundert Prozent zu geben. Es ist nur ein Motiv, soviel zu geben, daß der Auftraggeber zufrieden ist. Und heimlich, so ganz ein klein wenig, in aller Stille, bei sich, in einem versteckten Kämmerlein seines Herzens... verachtet man dann den Auftraggeber, daß der damit schon zufrieden ist.
Ich sehe da kein Problem? Es steht doch jedem frei soviel Zeit wie er mag in "eigene" Projekte zu stecken? Oder eben daran zu arbeiten die Auftragsarbeiten so zu gestalten das der eigene Anspruch nicht drunter leidet.
Chinasky hat geschrieben:Es geht eben um Inspiration, Geist und ja, auch Extravaganz, bzw. das Extraordinäre: eben nicht das Altbekannte und von anderen so oder besser schon längst Geschaffene zu wiederholen, sondern etwas zu machen, was noch nicht zu sehen war, etwas zu sagen, was noch nicht gesagt wurde. Und damit geht es auch um Stil - und Fotorealismus ist das Gegenteil von Stil; es ist der vorsätzliche Verzicht auf Stil, .....
Und dabei spreche ich eben nicht von Auftragsarbeiten - sondern von der jeweils eigenen (künstlerischen) Arbeit.
Bis auf eben jene große Ausnahme der kommerziellen Arbeiten wie auch der reinen "Übungsarbeiten" sehe ich das durchaus ähnlich...
Chinasky hat geschrieben:edit @Schindermichel: Das, was Du an der Kunstszene da kritisierst, ist das, was echt jeder Spiesser an der Kunstszene bemängelt. ....Denn glaub mir: das hat was! :)
Siehe oben und voriger Post....

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